Als seine Gala beendet war, hatte Hauptdarsteller Lionel Messi alle Hände voll zu tun. Zunächst gab es Trost für die Statisten aus Leverkusen, dann den ausgiebigen Dank an die anderen katalonischen Künstler. Ein kurzer Blick gen Himmel, dann schlenderte der Argentinier gedankenversunken zu seinem Arbeitsgerät und schnappte sich traditionell den Spielball.
Wahrscheinlich realisierte er erst in diesem Moment, dass er beim 7:1 seines FC Barcelona gegen Bayer Leverkusen mal wieder ein neues Kapitel Fußball-Geschichte geschrieben hatte. Und was für eines. Messis Meisterstück war für eine völlig überforderte Werkself ein Drama in fünf Akten.
Fünf Tore, und das in einem Achtelfinale der Champions League. Dazu stellte Messi den eigenen Rekord von zwölf Toren in einer Saison in der Königsklasse ein - und das in bislang nur sieben Spielen.
Doch Zahlen sind zweitrangig. Sein Auftritt war eine Demonstration allerhöchster Fußballkunst, seine Tore irgendwo zwischen Genie und Wahnsinn und selbst banale Abstauber wie beim 4:0 sehen leichtfüßiger aus.
Seine unerreichte Zärtlichkeit in der Beziehung zum Ball ein Zusammenspiel von Tempo und Poesie. Und was sagte der König Kataloniens selbst? "Es ist schön, fünf Tore zu machen. Das Wichtigste ist aber, dass wir weitergekommen sind." Aha.
Bescheidenheit und Demut
Seine Bescheidenheit und Demut sind ein Schlag ins Gesicht für Glamour-Fußballer, die den persönlichen Erfolg vor den der Mannschaft stellen. Messi ist Magie, und die 75.632 Zuschauer im Camp Nou können stolz von sich behaupten: "Ich war dabei".
Schon während des Spiels standen sie auf, verneigten sich und feierten ihren 1,69 Meter kleinen "Floh" mit "Messi, Messi"-Sprechchören. Und auch die spanischen Medien überschlugen sich in Lobeshymnen.
Die dem großen Rivalen Real Madrid nahe stehende "AS" druckte gleich eine Liebeserklärung. "Eines Tages wird er aufhören zu spielen, und wir werden anfangen, uns an ihn zu erinnern. Eines Tages werden wir unseren Nachfahren erzählen, dass wir ihn haben spielen sehen. Wir werden versuchen, ihn zu beschreiben und dafür werden wir eine Sintflut von Adjektiven benötigen. Aber ganz sicher wird es ein Lächeln auf unser Gesicht zaubern."
Für die "Sport" ist Messi "kein Fußballer. Er ist ein Außerirdischer. So sehr man sich auch müht, es gibt keine Worte, um Leo Messi zu beschreiben."
Dutt gerät ins Schwärmen
So sah es auch Leverkusens Trainer Robin Dutt, der sich mit Schwärmereien eigentlich zurückhalten wollte, bei den zahlreichen Fragen zu Messi dann aber doch schwach wurde. "Für ihn gibt es kaum Worte", sagte Dutt. Barcelona sei ohne Messi die beste Mannschaft der Welt, mit Messi aber in einer anderen Galaxie.
Während Barca und Messi im siebten Fußball-Himmel schwebten, äußerte sich auch der FIFA-Präsident. Passenderweise vom Dach der Welt.
"Eine unglaubliche Vorstellung von Messi. Er lässt Fußball einfach aussehen und nur darum geht es bei dem Spiel", twitterte Sepp Blatter, der derzeit im Rahmen seiner Asien-Reise in Bhutan weilt.
Und auch am anderen Ende der Welt war Messi das Thema. In Australien zeigte "Channel 7" in den Hauptnachrichten neben Aussie Football und Cricket den "Messi Magic".
Die Konkurrenz in Europa versuchte sich via Twitter ebenfalls in Superlativen. "War das Champions League? Oder war das Playstation?", fragte Falcao von Atletico Madrid. Gelungen ist der Glückwunsch aus Manchester. Für Uniteds Stürmerstar Wayne Rooney ist Messi "ein Witz. Für mich der beste aller Zeiten."
Barcelona - Leverkusen: Daten zum Spiel