Vor 98.772 Zuschauern im ausverkauften Camp Nou erzielte Sergio Busquets die Führung für Barcelona (35.), ehe Andres Iniesta nachlegte (43.). Zwischenzeitlich waren John Terry die Sicherungen durchgebrannt, er flog mit Rot vom Platz (37.). Sekunden vor der Pause sorgte Ramires für Chelseas wichtigen Anschlusstreffer (45.).
Kurz nach Wiederanpfiff hatte Lionel Messi die Chance zum 3:1, er verschoss jedoch einen Elfmeter (49.). Den Ausgleich besorgte der eingewechselte Fernando Torres in der Nachspielzeit.
Das Finale findet am 19. Mai in München statt. John Terry (Rot), Branislaw Ivanovic, Raul Meireles und Ramires (alle 3. Gelbe) werden den Blues dabei allerdings fehlen.
Reaktionen:
Sandro Rosell (Präsident FC Barcelona): "Das war ein schwerer Schlag, aber so ist der Fußball. Dennoch bin ich stolz darauf, dass wir nie von unserem Spielstil abweichen. Manchmal geht der Ball einfach nicht rein. Wir hatten über die gesamten 180 Minuten eine ungeheuerliche Menge an Chancen. Chelsea hatte drei und hat dreimal getroffen."
Pep Guardiola: "Wir haben alles getan, um ins Finale einzuziehen, aber ich muss Chelsea gratulieren. Ich werde in den nächsten Tagen mit dem Präsidenten besprechen, was für den Verein das Beste ist. Wir werden gemeinsam entscheiden, ob ich Barca-Coach bleiben soll oder nicht."
Iniesta: "Der Fußball kann grausam sein. Wir hätten es verdient, im Finale zu stehen. Aber wir werden zurückkommen."
Cesc Fabregas: "Ich bin der Hauptverantwortliche für das Ausscheiden, weil ich meine Großchance im Hinspiel nicht genutzt habe."
Fernando Torres (FC Chelsea): "Es gewinnt nicht immer die beste Mannschaft. Barcelona ist die beste Mannschaft der Welt. Das hat uns heute zusätzlich motiviert. Sie haben ihre Chance nicht genutzt."
Juan Mata (FC Chelsea): "Es ist eine riesige Freude für uns. Wir sind in der Kabine gerade ausgeflippt. Nach dem schwierigen Jahr ist es ein Wahnsinn, dass wir das Finale erreicht haben. Wir haben für unseren Traum gekämpft."
Der SPOX-Spielfilm:
Vor dem Anpfiff: Pep Guardiola schickt Pique zurück in die Startelf, für ihn muss überraschend Dani Alves Platz machen. Gemeinsam mit Mascherano und Puyol bildet Pique die Abwehrkette. Im Sturm darf Youngster Cuenca ran.
Chelsea mit der gleichen Elf wie im Hinspiel, Drogba als einzige Sturmspitze.
4.: Erste dicke Möglichkeit für Barca! Nach schönem Doppelpass mit Sanchez dringt Messi rechts in den Sechzehner ein und zieht aus zehn Metern ab - die Kugel geht knapp am kurzen Pfosten vorbei.
20.: Weltklasse gespielt! Messi auf Fabregas, der mit der Hacke zurück in den Lauf von Messi. Der Argentinier zieht im Strafraum sofort ab - Cech klärt per Fußabwehr!
35., 1-0, Busquets! Nach einer Ecke holt sich Alves den zweiten Ball und legt halblinks in den Strafraum auf Cuenca, der wiederum in die Mitte querlegt. Dort lauert Busquets und schiebt locker ein.
37. Terry rammt Sanchez ohne Grund von hinten sein Knie in den Oberschenkel, weit vom Spielgeschehen entfernt. Klare Tätlichkeit, Platzverweis!
43., 2-0, Iniesta! Meireles verliert an der Mittellinie den Ball, die Kugel landet bei Messi. Der legt kurz vor dem Strafraum nach links in den Lauf von Iniesta, der vor Cech cool bleibt und flach ins rechte Eck trifft.
45., 2-1, Ramires! Aus dem Nichts der Anschlusstreffer! Lampard spielt von rechts einen schönen Ball in den Lauf von Ramires, der aus halbrechter Position in den Strafraum eindringt und die Kugel wunderschön über Valdes ins Tor lupft!
49.: Drogba legt Fabregas im Strafraum, der Referee zeigt auf den Punkt. Messi tritt an - und knallt die Kugel ans Gebälk!
78.: Iniesta lupft den Ball in den 16er, Cole klärt per Kopf vor die Füße von Busquets, der frei aus 15 Metern zum Schuss kommt, aber deutlich drüber zielt.
83.: Messi an den Pfosten! Der Argentinier lässt zwei Mann stehen, zieht aus 17 Metern trocken ab und trifft rechts unten an den Pfosten. Cech war auch noch minimal dran!
90.+1., 2-2, Torres! Unglaublich! Torres sichert Chelsea das Finale! Der Spanier läuft bei einem Konter alleine auf Valdes zu, umkurvt den Keeper und schiebt ins leere Tor ein!
Fazit: Chelsea mauert gnadenlos, kämpft zu zehnt aufopferungsvoll und zieht denkbar knapp ins Champions-League-Finale ein.
Der Star des Spiels: Die Dreierkette Meireles/Mikel/Lampard, die im zweiten Durchgang vor dem Strafraum die Zentrale dicht machte. Wie die Wachhunde lauerten sie an der Sechzehner-Grenze, stellten sämtliche Lauf- und Passwege in die Gefahrenzone zu - mit Erfolg! Barca fand im zweiten Durchgang einfach nicht mehr den Weg durch den Strafraum.
Der Flop des Spiels: John Terry. 2008 war er mit seinem verschossenen Elfmeter im CL-Finale die tragische Figur, im Halbfinale 2012 offenbarte er sich schlicht als Unsympath. Seine Attacke gegen Sanchez war ebenso unnötig wie unsozial, gegenüber Sanchez wie auch seinen eigenen Mitspielern, die er als Kapitän damit fahrlässig ihrem Schicksal überließ.
Der Schiedsrichter: Cuneyt Cakir. Der Referee sah alle wichtigen Angelegenheiten richtig. Terrys Rote Karte war zwingend, der Elfmeter für Barcelona nach der Pause ebenso folgerichtig. Die zahlreichen Gelben Karten für Fouls oder Zeitspiel waren ebenfalls vertretbar, einzig bei Lampards hartem Einsteigen gegen Fabregas (72.) hätte der Karton eine andere Farbe haben können.
Analyse: Barcelona begann in einem selten gesehenen 3-3-4-System, mit Sanchez als vorgezogenem Stoßstürmer vor der Dreierreihe Fabregas/Messi/Cuenca. Vom Anpfiff weg übten die Blaugrana kompromisslos Dauerdruck aus, Chelsea hingegen igelte sich auf fast schon alberne Art und Weise am eigenen Strafraum ein, zeitweise standen zehn Blues im eigenen Sechzehner.
Die Sechser Mikel und Meireles gaben wechselweise einen Libero ab, dazu rückte das "offensive" Trio Mata, Lampard und Ramires auf die Vorstopper-Position, um das Zentrum endgültig zu schließen. Nicht einmal Drogba lauerte vorne auf Konter, sodass Barca sich einzig und allein auf das Angriffsspiel konzentrieren konnte. So entwickelte sich eine nochmals gesteigerte Form des katalanischen Powerplay um den Chelsea-Sechzehner herum, die Handball-ähnliche Züge annahm.
Die gnadenlose Mauertaktik der Gäste hingegen konnte auf Dauer nicht gut gehen, da Barca nicht nur physisch, sondern auch geistig stets einen Schritt schneller war. Beispielsweise fühlte sich vor dem 1:0 niemand für Vorbereiter Cuenca zuständig, beim 2:0 war die Abseitsfalle der Blues nicht funktionstüchtig. Der Anschlusstreffer für die Blues fiel wie aus dem Nichts, weil Busquets beim Zuspiel auf Ramires zu hoch stand und ihn so nicht mehr am Abschluss hindern konnte.
In Durchgang zwei veränderte sich das Bild nur geringfügig. Der kleine aber äußerst relevante Unterschied zur ersten Hälfte: Barca büßte an Durchschlagskraft ein. Cuenca wechselte auf den linken Flügel, wo er noch seltener die Lücke fand. Auch Messi gingen mit zunehmender Spielzeit die Geistesblitze aus.
Und als die Katalanen mal die Lücke fanden, blieb ihnen ein Tor aufgrund weniger Zentimeter verwehrt. So geschehen bei Sanchez' Treffer, den Alves aus knapper Abseitsposition vorbereitet hatte (81.) sowie bei Messis Pfostenschuss aus 17 Metern (83.).
Schlussendlich zahlte sich die konsequente Mauertaktik der Gäste aus, auch wenn die Blues eine Menge Glück hatten.
FC Barcelona - FC Chelsea: Daten zum Spiel