Alles umsonst

Von SPOX
Auch Rückkehrer Zlatan Ibrahimovic konnte PSG keinen Impuls geben
© getty

Paris Saint-Germain verpasst erneut das Halbfinale der Champions League. An Angstgegner Barcelona scheitern die Franzosen zum wiederholten Male und müssen nun auch ihre langfristigen Pläne hinterfragen.

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Zum dritten Mal in Folge muss PSG im Viertelfinale der Champions League die Segel streichen. Das ist bei weitem keine Schande, entscheiden in der Königsklasse doch Form und noch so kleine Details über Weiterkommen und Ausscheiden. Das mussten in dieser Saison schon verschiedene Vereine spüren, unter anderem der FC Chelsea eben gegen Paris.

Zweimal scheiterten die Franzosen am FC Barcelona, im letzten Jahr reichte ein 3:1-Sieg im Hinspiel gegen die Blues letztlich nicht aus für den Einzug ins Halbfinale. Es ist nicht die Tatsache des Ausscheidens, die in der französischen Hauptstadt Bauchschmerzen bereiten dürfte, sondern die Art und Weise.

Dabei, aber nicht mittendrin

Zum wiederholten Male war PSG gut dabei, aber nie war man mittendrin. Unbedingt mitspielen will der Klub im Konzert der Großen und scheute dabei in den letzten Jahren keine noch so große Investition. Rund 50 Millionen Euro sind an Ablösen vor der laufenden Saison geflossen, in den Jahren zuvor waren es jeweils fast 150 Millionen Euro.

Wer solche Summen für Spieler bezahlt und diese anschließend auch noch mit einem Spitzengehalt versieht, der steht unter Zugzwang. Beweisen konnte Paris bisher nicht, dass sich der Geldfluss in sportlichen Erfolgen niederschlägt. Selbst die Liga ist nicht so ein Selbstläufer, wie die Geldgeber das eigentlich gerne hätten.

Als "weit entfernt" betitelte L'Equipe das "Kunststück Halbfinale" direkt nach Abpfiff und stellte fest, dass PSG "noch immer keiner von den Großen" ist. Die Frage, die sich stellt ist die nach dem Warum. Warum scheidet eine so gute Truppe Jahr für Jahr mit blutleeren Auftritten aus der Champions League aus?

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Der Kader steht der angepeilten Konkurrenz in nichts nach, allein von den Namen her ist PSG nicht weit entfernt vom FC Bayern München, dem FC Barcelona oder Real Madrid. Letztlich entscheidet im Fußball aber das Gesamtbild und das enttäuschte an diesem Königsklassen-Abend nicht zum ersten Mal.

Änderung zum Hinspiel

Dabei hatte Laurent Blanc seinen Plan entworfen. 4-4-2 mit Mittelfeldraute, Javier Pastore - von Eric Cantona kürzlich noch als kreativster Spieler der Welt bezeichnet - spielte hinter dem nominellen Weltklassesturm aus Edison Cavani und Zlatan Ibrahimovic. Sein Plan für dieses Viertelfinale war aber erneut ein neuer Plan, keiner, den Paris bereits durch die Saison getragen hat.

Er lässt seine Mannschaft von Woche zu Woche anders vorgehen, taktische Variabilität scheint der große Trumpf zu sein. Im Hinspiel hatte Blanc sein Team noch Realesque eingestellt, mit einer Mischung aus 4-3-3 und 4-4-2 versuchte er das zu imitieren, was den Königlichen im Clasico gegen Barcelona zum Sieg verholfen hatte.

Die Spielidee fehlt

Was der Coach dabei aber vergisst, ist, dass Carlo Ancelotti seine Spielweise mit seiner Mannschaft immer praktiziert. PSG dagegen passt sich von Gegner zu Gegner an, ohne dabei seine eigene Idee ausgearbeitet zu haben.

Im Fußball wird inzwischen gerne von der Identität einer Mannschaft gesprochen, in Paris sucht man diese vergeblich. "Ihr seid alle nur Söldner", hatte Co-Trainer Jean-Louis Gasset noch im Dezember gewütet, viel verändert hat seine Brandrede nichts.

Abhängig von Individuen ist das Team wie kaum ein anderes. Blanc versucht mit aller Macht, Spieler in eine Einheit zu verwandeln, was ihm bisher nicht gelungen ist. Pastore, Cavani und Ibrahimovic sind das Paradebeispiel für eine Fehlbesetzung.

Jeder für sich genommen ist ein herausragender Spieler, zusammen halten sie sich zu oft in den gleichen Räumen auf und haben die gleichen Ideen - die Debatte um Xabi Alonso und Bastian Schweinsteiger lässt grüßen.

Es fehlt die eine Idee, die hinter den Namen steckt. Eine Idee, die alle Einzelteile zusammenfügt und die Spieler nicht nur in ihren Rollen aufgehen lässt, sondern auch eine Besetzung aus der zweiten Reihe ohne große Qualitätsverluste möglich macht. Konstanz ist das Zauberwort für die Teilnahme im großen Geschäft. Paris ereilt in diesem Zusammenhang das gleiche Schicksal, wie es im blauen Teil von Manchester derzeit der Fall ist.

Keine Konstanz auf dem Trainerstuhl

Der Kader wird nach unterschiedlichen Vorstellungen zusammengestellt, Trainer bleiben nicht lange genug im Amt, um etwas aufzubauen. Antoine Kombouaré wurde Ende 2011 entlassen, Carlo Ancelotti gewann 2013 die Meisterschaft und bat anschließend um die Freigabe. Laurent Blanc sitzt seitdem auf der Bank und kennt die Umstände bestens: "Ich glaube nicht, dass ich mein Vertragsende 2016 erleben werde."

Ob Blanc noch mehr Zeit bekommen wird ist also fraglich. Seit Monaten wird der Coach öffentlich angezählt, bisher hielt er sich. Die Kataris hinter dem Projekt sind nicht sehr geduldig, es zählt nur der Erfolg.

Mit dem erneuten Aus in der Champions League hat das Trainerteam wenig Argumente, besonders angesichts der Harmlosigkeit über 180 Minuten. Selbst die zahlreichen Verletzten und Angeschlagenen dürfen in Anbetracht der Kadertiefe keine Ausrede sein.

Denn Stand jetzt ist alles umsonst. Egal ob es sich um die hohen Ablösesummen handelt, die noch viel höheren Gehaltszahlungen oder das Last-Minute-Weiterkommen gegen den FC Chelsea. Im Moment ist alles umsonst gewesen.

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