Frage: Philipp Lahm, eine starke Leistung des FC Bayern hat nicht gereicht, um das Finale zu erreichen. Warum nicht?
Philipp Lahm: Weil wir unsere Chancen nicht genutzt haben. Wir haben defensiv wie offensiv sehr gut gespielt. Wir haben so gut wie nichts anbrennen lassen und viele Torchancen gehabt. Die haben wir nicht genutzt, das war auch schon im Hinspiel so. Aber ich muss der Mannschaft und allen, die beim FC Bayern arbeiten, ein großes Kompliment machen. Wir können sehr stolz auf unsere Leistung sein. Es ist nicht selbstverständlich, da raus zu gehen und Atletico Madrid so in die Defensive zu zwängen.
Frage: Hat diesmal das Glück gefehlt?
Lahm: Mit Sicherheit. Bei unseren Finaleinzügen hatten wir auch mal das nötige Glück auf unserer Seite. Das war in beiden Spielen gegen Atletico nicht so. Wir haben das Halbfinale über 150 Minuten absolut dominiert, den Gegner eingeschnürt und genügend Torchancen gehabt. Das muss eigentlich reichen, um weiterzukommen. Wenn man seine Chancen nicht macht, muss man eben zu Null spielen. Aber das ist uns auch nicht gelungen.
Frage: Kann man der Mannschaft irgendetwas vorwerfen?
Lahm: Was soll man ihr vorwerfen, wenn man sich dieses Spiel anschaut? Wir alle zusammen hätten es verdient gehabt, ins Finale zu kommen. Damit meine ich auch die Fans, die unglaublich waren und uns fantastisch unterstützt haben. Wir haben uns gegenseitig getrieben, die Zuschauer haben uns gepusht, wir die Zuschauer. So war es eine unglaubliche Atmosphäre. Das hat natürlich geholfen, weil selbst nach dem 1:1 hatten alle den Glauben, dass wir es noch schaffen können. Wir haben nach dem 1:1 ein bisschen gebraucht, um das zu verarbeiten. Aber die Zuschauer haben uns weiter angetrieben. So eine Stimmung habe ich selten erlebt.
Frage: Karl-Heinz Rummenigge war über die Schiedsrichter-Leistung ziemlich erbost. Wie haben Sie das gesehen?
Lahm: Er hätte früher Zeitspiel von Atletico monieren können, aber der Hauptgrund für unser Ausscheiden war nicht der Schiedsrichter. Man muss immer vor seiner eigenen Haustüre kehren und das werden wir auch wieder machen. Aber es ist schwer, irgendwas Negatives zu finden, was die Leistung der Mannschaft betrifft.
Frage: Der FC Bayern ist zum dritten Mal in Folge gegen eine spanische Mannschaft ausgeschieden. Hat die Mannschaft ein spanisches Trauma?
Lahm: Davor sind wir zweimal gegen spanische Mannschaften ins Finale eingezogen. Aber sicher, man sieht, dass die spanische Liga und die Mannschaften, die ganz vorne dabei sind, einfach sehr stark sind. Gegen diese Mannschaften muss man in beiden Spielen Topleistungen abrufen, um weiterzukommen. Uns hat in diesem Jahr einfach das Glück gefehlt.
Frage: Sie können in dieser Saison noch zwei Titel gewinnen, den ersten schon kommenden Samstag in Ingolstadt. Wie gehen Sie das jetzt an?
Lahm: Wir sind noch nicht Meister, noch ist nichts sicher. Wir würden uns gerne den Druck im letzten Spiel gegen Hannover ersparen. Unsere Aufgabe ist es jetzt, in Ingolstadt die Meisterschaft klar zumachen. Nach so einem Spiel ist es aber natürlich schwer, über die Bundesliga oder das Pokalfinale zu reden. Das Pokalfinale ist noch ein bisschen hin, da kann man wieder hochfahren. Aber es fällt gerade extrem schwer, an die kommenden Spiele zu denken. Das kommt vielleicht erst am Freitag. Dafür sitzt die Enttäuschung über unser Ausscheiden zu tief. Es war schon sehr bitter.
Frage: Für viele gilt die Ära von Pep Guardiola beim FC Bayern ohne Champions-League-Sieg als unvollendet. Wie sehen Sie das?
Lahm: Wir wollten ihm mit dem Champions-League-Sieg und uns allen ein Geschenk machen. Unser großes Ziel und auch das des Trainers war das Champions-League-Finale. Aber die Zeit ist dennoch sehr, sehr erfolgreich. Wir stehen vor dem dritten Meistertitel und können zum zweiten Mal das Double holen. Dazu waren wir immer im Halbfinale der Champions League. Man muss erstmal einen Trainer finden, der das erreicht hat.
FC Bayern München - Atletico Madrid: Daten zum Spiel