Der FC Bayern München steht im Achtelfinal-Rückspiel der Champions League beim FC Arsenal (20.45 Uhr im LIVETICKER) vor dem Einzug ins Viertelfinale. An der starken Verfassung der Münchner hat Javi Martinez mal wieder großen Anteil. Nun kehrt aber Jerome Boateng zurück.
Er ist immer einer der Konstantesten beim FC Bayern. Einer der Zuverlässigsten, ohne dabei offensichtlich aufzufallen - eine für einen Innenverteidiger ziemlich positive Eigenschaft. Genau deshalb aber rückt Javi Martinez nur so selten in den Fokus.
Martinez inszeniert sich auch nicht und baut sich nicht als Marke auf. Das passt gar nicht zu seinem Naturell. Er versteht sich als Fußballprofi mit der Aufgabe zu verteidigen. Das tut er. So gut sogar, dass einzelne seiner Zweikämpfe gar nicht mehr herausstechen.
Beim Treffer zum 1:0 in Köln am Wochenende jedoch gab es mal wieder so einen Moment, in dem sich der Zuschauer daran erinnerte, wie wichtig Martinez für die Bayern eigentlich ist. Mit seinem ersten Saisontor geleitete er sein Team zum Sieg. Das stand schwarz auf weiß, sodass man gar nicht darüber hinwegsehen konnte.
Mehr als ein Platzhalter
Manchmal braucht es solche penetrant ins Auge springenden, auf dem Papier ablesbaren Ereignisse, um das Offensichtliche wirklich sichtbar zu machen. In diesem Fall, dass Martinez viel mehr ist als ein Platzhalter bis Rekonvaleszent Jerome Boateng wieder fit ist.
spoxSeit Mitte Dezember ist der deutsche Nationalspieler Boateng mit einer Schulterverletzung raus. Jetzt steht er vor seiner Rückkehr in den Bayern-Kader. Nach London ist er zwar noch nicht mitgereist, am kommenden Samstag gegen Eintracht Frankfurt plant Carlo Ancelotti aber wieder mit ihm.
Das sind hervorragende Aussichten für den FCB, vereint sich mit Boateng und Mats Hummels dann schließlich wieder die weltmeisterliche Innenverteidigung. So, wie vor der Saison von der Vereinsführung gewünscht.
Hummels profitiert von Martinez
Ganz so einfach ist es aber nicht. Die Nachricht von Boatengs Rückkehr wurde zwar mit großer Freude, aber ohne jegliche Hektik aufgenommen. Das liegt an Martinez.
Der Spanier hat es Hummels in den letzten Monaten einfach gemacht, sich beim FC Bayern einzufinden. Hummels profitiert enorm von seinem Nebenmann. Je eingespielter das Duo wurde, desto mehr Selbstvertrauen holte sich der ehemalige Dortmunder Hummels, desto mehr Zutrauen gewann er wieder in seine Spieleröffnung.
Hummels weiß, dass er im Falle eines Fehlers perfekt abgesichert ist. Denn Martinez ist mit seinem herausragenden Stellungsspiel einer der wichtigsten Faktoren für Bayerns defensive Stabilität. Er antizipiert lange Bälle noch besser als seine Kollegen und fängt gegnerische Konter durch gutes Auge und Vorausschauen früh ab. Zudem ist er wie Hummels und Boateng auch ein begnadeter Zweikämpfer.
"Hätte Ende meiner Karriere sein können"
"Ich fühle mich sehr gut", sagte Martinez nach seinem Treffer in Köln. Er sehe sich als "ein Spielertyp, der einige Spiele braucht, um in Form zu kommen". Die hat er nach schweren Knie-Verletzungen wieder erreicht und hofft, "dass das mit der optimalen Verfassung bis Saisonende so anhält".
Was so dahingesagt klingt, ist es keinesfalls. Schließlich stand Martinez' Wiedergenesung lange auf der Kippe: "Die vergangenen drei, vier Jahre hatte ich große Probleme mit meinem Knie, das war eine üble Verletzung. Es hätte sogar das Ende meiner Karriere sein können. Von daher bin ich unendlich dankbar, dass ich weiterhin tun kann, was ich liebe", eröffnete der Spanier zuletzt im Goal-Interview: "Die laufende Saison ist extrem wichtig für mich, da ich in den vergangenen Spielzeiten kaum mehr als 15 Saisonspiele absolvieren konnte. Ich will es allen beweisen und zeigen, dass ich auf hohem Niveau spielen kann."
Wohin mit ...?
Ebenso wie Hummels und Boateng hat Martinez das bereits. Er spielt zwar nicht so viele glanzvolle Pässe wie das Duo und kommt nach Standards nicht so oft zum Abschluss. Er ist und bleibt aber ein Ruhepol und die Konstante in der Defensive.
"Wohin mit Martinez?", fragten sich zuletzt viele im Hinblick auf die baldige Boateng-Rückkehr. Interessant ist sicherlich die Vorstellung einer Dreierkette, in der alle drei ihren Platz fänden. Ein solches Experiment wäre Martinez auf jeden Fall wert. Doch Ancelotti wird seine Formation nicht umstellen - gerade jetzt nicht, in der wichtigsten Phase der Saison, wo sich die Mannschaft offenbar wieder gefunden hat.
Martinez jedenfalls ist einer der wenigen Bayern, die selbst in den etwas unbefriedigenden Wochen nach der Winterpause überzeugten. "Ich kann auf die Unterstützung des Trainers zählen", sagte er deshalb auch in Bezug auf die großen Spiele im Saison-Endspurt. Vielleicht muss man in den kommenden Wochen also auch mal fragen dürfen: "Wohin mit Boateng?" oder "Wohin mit Hummels?" Das verdient Martinez in jedem Fall.
FC Arsenal - FC Bayern: Die Statistik zum Spiel