Die Übermannschaft einer ganzen Ära

Real Madrid hat seinen Titel in der Champions League verteidigt
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Real Madrid hat mit einer beeindruckenden Leistung beim 4:1-Finalsieg gegen Juventus Turin als erste Mannschaft den Titel in der Champions League verteidigt. Die Königlichen schrieben auf allen Ebenen Geschichte und krönten sich endgültig zur Übermannschaft.

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Als Schiedsrichter Dr. Felix Brych um 21.39 Uhr Ortszeit abpfeift, ist es vollbracht. Die Spieler in den lilafarbenen Trikots reißen die Arme nach oben. Der Fluch ist durchbrochen. Es ist doch möglich, den Titel in der Champions League zu verteidigen.

"Diesen Titel einmal zu gewinnen, ist unglaublich", sagte ein strahlender Toni Kroos nach dem 4:1-Sieg Real Madrids in Cardiff gegen Juventus Turin in die ZDF-Mikros, um hinzuzufügen: "Aber ihn dann zu verteidigen, ist der Wahnsinn."

Und wer, wenn nicht die Königlichen, hätte dieses Kunststück vollführen sollen? Wer hätte den Fluch brechen sollen?

Die erste Titelverteidigung seit Gründung

"Wir hatten ein Rendezvous mit der Geschichte", frohlockte auch Kapitän Sergio Ramos nach der Partie: "Wir wollten unbedingt gewinnen und wir haben erreicht, was noch niemand zuvor geschafft hat: die Champions League zweimal in Folge zu gewinnen."

Bereits im Vorfeld des Endspiels war klar, dass eine historische Serie reißen würde: Entweder Real würde erstmals seit Gründung der Champions League in der Saison 1992/1993 ein Finale verlieren oder aber zum ersten Mal in dieser Ära würde der Henkelpott zweimal in Folge ans gleiche Team gehen.

Dabei sorgte Juve mit einem furiosen Start dafür, dass schnell Zweifel an der Unbesiegbarkeit der Königlichen aufkamen. Nach nur sechs Minuten hatten die Italiener 3:0 Schüsse aufs Tor, sie kontrollierten den Ball und vor allem zogen Sami Khedira und Miralem Pjanic im zentralen Mittelfeld den Kontrahenten Toni Kroos und Isco den Zahn.

Real wirkte hilflos, mittellos, überrascht vom offensiven Beginn der Alten Dame.

Eine Real-Niederlage im Champions-League-Finale ist unmöglich

Doch dann lieferte Real den Grund, warum eine Niederlage in einem Champions-League-Finale unmöglich zu sein scheint: Mit dem ersten Schuss aufs Tor gingen sie in Führung. Mit dem 500. Real-Tor in der Geschichte des Wettbewerbs. Natürlich durch Cristiano Ronaldo.

Dass die Partie dennoch offen blieb, hatte Juve einem Traumtor von Mario Mandzukic zu verdanken. Der Ex-Münchner setzte einen Fallrückzieher aus halblinker Position im Strafraum zum 1:1 ins Tor und hielt die Hoffnung der Bianconeri auf den ersten Königsklassen-Triumph seit 1996 am Leben.

Nach der Pause räumte Real jedoch endgültig alle Zweifel daran aus dem Weg, wer in dieser Saison die beste Mannschaft Europas ist.

Cristiano Ronaldo als Matchwinner

Die Königlichen schalteten zwei Gänge hoch und erdrückten Juve in der eigenen Hälfte. Die statistischen Werte aus dem zweiten Durchgang sprechen Bände: 13:1 Torschüsse, 76 Prozent gewonnene Zweikämpfe, 60 Prozent Ballbesitz, 3:0 Tore.

"Ihr zweites Tor hat uns den Wind aus den Segeln genommen", gab Juve-Trainer Massimiliano Allegri zu: "In der ersten Halbzeit sind sie nicht aus der eigenen Hälfte herausgekommen. Aber nach der Pause haben sie das Tempo angezogen, ihre Klasse gezeigt und bewiesen, dass sie Matchwinner in ihren Reihen haben."

Allen voran hatten die Madrilenen am Samstag - es ist mittlerweile beinahe eine Selbstverständlichkeit - einen ganz besonderen Matchwinner: Cristiano Ronaldo.

Der Portugiese schrieb wieder einmal Geschichte. So ist er der erste Spieler, der in drei Champions-League-Finals traf (2008, 2014, 2017).

Ein kleiner Schönheitsfehler

Darüber hinaus krönte er sich mit seinem Doppelpack doch noch zum Torschützenkönig. Ein Titel, den er bereits zum fünften Mal in Folge und zum sechsten Mal insgesamt einfuhr - Rekord. Ferner erzielte Ronaldo in dieser Saison zehn Treffer in der K.o.-Phase, womit er ebenfalls einen Meilenstein setzte (bisher acht). Die Liste der Bestmarken des Weltfußballers wird länger und länger.

Dabei präsentierte sich Ronaldo erneut als Prototyp eines Torjägers: Zwar nahm er kaum am Kombinationsspiel teil, wenn er jedoch im Strafraum angespielt wurde, war es immer gefährlich. Und zweimal landete die Kugel eben im Netz.

Am Ende hatte der Triumph der Madrilenen nur einen kleinen Schönheitsfehler. Die Theatralik von Kapitän Sergio Ramos, mit der er eine Gelb-Rote Karte für Juves Juan Cuadrado provozierte, war in der 84. Minute beim Stand von 3:1 alles andere als nötig. Zumal die Italiener nicht den Anschein machten, noch einmal zurückkommen zu können.

Real hatte das Karma auf seiner Seite

Unter dem Strich war La Duodecima dennoch hochverdient. Real war die stärkste Mannschaft der Saison, überzeugte nach einer durchwachsenen Gruppenphase im Frühjahr nicht nur durch Ergebnisse, sondern auch durch offensivstarken Fußball, Willenskraft und Überzeugung.

Zu keinem Zeitpunkt des Finals schien auch nur ein Real-Spieler daran zu zweifeln, am Ende des Tages den Henkelpott in den Händen zu halten. So konstruiert es wirken mag, sich auf historische Serien zu berufen, passte es doch zum Karma, dass die ersten beiden Real-Treffer abgefälschte, krumme Dinger waren. Wenn es sein soll, soll es eben sein - zur Not mit Glück. Und so gewann Real eben sein sechstes CL-Finale, während Juve sein fünftes in Serie verlor.

Wenn noch ein Beweis vonnöten war, dann lieferte das Finale von Cardiff diesen am Samstagabend nachdrücklich: Das Real Madrid der 10er Jahre ist die Übermannschaft einer ganzen Ära.

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