Der FC Bayern München ist im Viertelfinale der Champions League ausgeschieden. Bei Real Madrid verloren die Münchner unter anderem durch einen Dreierpack von Cristiano Ronaldo mit 2:4 (1:2, 0:0) nach Verlängerung.
Vor 85.454 Zuschauern im ausverkauften Estadio Santiago Bernabeu erzielte Robert Lewandowski in der 53. Minute durch einen verwandelten Foulelfmeter die 1:0-Führung für den FC Bayern. Der Pole traf damit in sechs Spielen gegen Real sechsmal. Zudem traf Lewandowski in seinem vierten Champions-League-Spiel in Folge - für ihn persönlich die längste Serie.
Cristiano Ronaldo glich in der 76. Minute für Real Madrid zum 1:1 aus.
In der 78. Minute brachte ein Eigentor von Sergio Ramos die Bayern wieder in Führung. Zwischen dem Ausgleich und dem 2:1 lagen nur 104 Sekunden.
Wegen wiederholten Foulspiels sah Arturo Vidal in der 84. Minute die Gelb-Rote Karte.
Wie im Hinspiel schnürte Cristiano Ronaldo auch in Madrid seinen Doppelpack, als er in der 105. Minute aus Abseitsposition auf 2:2 ausglich. In der 109. Minute machte der Europameister mit seinem dritten Treffer 3:2 den Deckel drauf. In sechs Duellen gegen die Bayern traf er bereits neunmal. Gegen kein anderes Team erzielte er mehr Treffer.
In der 112. Minute erhöhte der eingewechselte Marco Asensio auf 4:2 für die Gastgeber.
Damit erreicht der FC Bayern erstmals seit 2011 nicht das Halbfinale der Champions League. Damals scheiterten die Münchner im Achtelfinale an Inter Mailand.
In den nun zwölf vergangenen K.o.-Runden-Duellen im Europapokal zwischen deutschen und spanischen Klubs setzten sich jedes Mal die Iberer durch. Die Bayern schieden zum vierten Mal in Serie gegen ein spanisches Team aus.
Carlo Ancelotti kassierte erstmals seit dem 3:4 gegen Schalke, damals als Real-Trainer, vier Gegentore in einem Pflichtspiel.
Seit Datenerfassung gab es nur im Finale 2012 zwischen Bayern und Chelsea mehr Torschüsse zu sehen (52) als an diesem Abend (50).
Der Spielfilm:
Vor dem Anpfiff: Zidane verändert seine Startformation nach dem 3:2 gegen Sporting Gijon achtmal. Lediglich Sergio Ramos, Nacho und Isco bleiben in der ersten Elf. Verglichen mit dem Hinspiel ist einzig der Einsatz von Isco für den verletzten Bale neu.
Ancelotti lässt die beiden angeschlagenen Innenverteidiger Boateng (Adduktoren) und Hummels (Sprunggelenk) von Beginn an ran. Nach dem 0:0 gegen Bayer Leverkusen am Wochenende nimmt der Italiener sieben Änderungen vor. Einzig Neuer, Alaba, Thiago und Vidal bleiben im Team. Im Vergleich zum Hinspiel beginnen Lewandowski und Hummels anstelle von Müller (Bank) und Martinez (gesperrt). Mit im Schnitt 30 Jahren und 116 Tagen ist es die älteste Startelf der Bayern in der Champions-League-Geschichte.
9.: Vom linken Flügel steckt Alaba auf Ribery durch, der links in den Sechzehner geht und nach innen passt. Marcelo bekommt gegen Thiago noch das Bein dazwischen, doch das Leder landet am rechten Fünfereck bei Robben, dessen Schuss allerdings nur das Außennetz trifft.
26.: Ronaldo legt den Ball etwa 22 Meter vor dem Tor halbrechts auf Carvajal. Der Rechtsverteidiger schaut kurz hoch und zieht dann mit Vollspann aufs linke Eck ab. Neuer macht sich lang und kommt noch mit den Fingerspitzen dran. Kassai gibt jedoch Abstoß. Der Torrichter steht fünf Meter daneben und reagiert nicht.
28.: Carvajal flankt von rechts an den Fünfer. Neuer hat sich verschätzt und kann nur mit der Schulter an den Elfmeterpunkt abwehren, wo der Abpraller bei Ramos landet, der aufs linke untere Eck abzieht. Neuer ist geschlagen, doch Boateng steht am Pfosten und rettet.
51.: Die Riesenchance für die Bayern! Alaba bricht links durch, geht zur Grundlinie und legt in den Rückraum. Robben trifft den Ball nicht richtig, doch er springt in Richtung Tor. Marcelo rettet knapp vor der Linie.
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53., 0:1, Lewandowski (Foulelfmeter): Robben geht links im Sechzehner an Casemiro vorbei, sucht den Kontakt und fällt. Kassai zögert kurz, entscheidet dann jedoch auf Elfmeter. Lewandowski tritt an, Navas springt nach rechts, halbhoch links schlägt es ein.
54.: Nach einer Robben-Hereingabe von rechts setzt Vidal im Strafraum zu einem artistischen Scherenschuss an, der haarscharf über die Latte fliegt.
76., 1:1, Cristiano Ronaldo: Casemiro hat im rechten Halbfeld viel Zeit zum Flanken und schlägt den Ball an den Elfmeterpunkt. Dort steigt Ronaldo hoch und köpft unhaltbar neben den rechten Pfosten ein.
78., 1:2, Ramos (Eigentor): Nach einem langen Ball will Ramos gegen Müller klären. Er erwischt das Leder jedoch unglücklich, sodass es neben den linken Pfosten ins eigene Tor rollt.
83.: Marcelo schlägt von rechts eine Flanke ans lange Fünfereck. Lucas Vazquez zieht volley ab und trifft das Außennetz.
84., Gelb-Rote Karte, Vidal: Jetzt erwischt es den Chilenen doch. Im Zweikampf mit Asensio spielt er zwar den Ball, kommt aber erneut sehr gefährlich angeflogen. Insgesamt gerechtfertigte Entscheidung, hier aber falsch.
99.: Starke Parade von Manuel Neuer! 14 Meter vor dem Tor kommt Asensio an den Ball und schnibbelt flach aufs linke Eck. Neuer ist mit einem Wahnsinnsreflex unten und lenkt den Schuss um den Pfosten.
105., 2:2, Cristiano Ronaldo: Ramos flankt aus dem Halbfeld in den Sechzehner. Ronaldo steht einen Meter im Abseits, doch die Fahne bleibt unten. Er nimmt den Ball mit der Brust herunter und netzt aus elf Metern flach unten links ein.
109., 3:2, Cristiano Ronaldo: Marcelo tanzt bei einem starken Sololauf drei Münchner aus, geht in den Sechzehner und legt im perfekten Moment quer auf Ronaldo. Der muss nur noch den Fuß hinhalten.
112., 4:2, Marco Asensio: Deckel drauf! Asensio geht in den Strafraum, tanzt Müller aus und schießt aus halbrechter Position unten links ein.
Fazit: Die Bayern stemmten sich vor allem in der zweiten Halbzeit mit viel Einsatz gegen das Aus. In Unterzahl reichte es in der Verlängerung jedoch nicht gegen starke Madrilenen.
Der Star des Spiels: Cristiano Ronaldo. Trumpfte gegen seinen Lieblingsgegner einmal mehr groß auf. War der gefährlichste Offensivspieler, gab neun (!) Torschüsse ab, drei davon waren drin. Weltklasse.
Der Flop des Spiels: Arturo Vidal. Holte sich bereits in der 5. Minute mit einer sinnlosen Grätsche Gelb ab. In der Folge offensiv zwar wie bereits im Hinspiel mit einigen Impulsen, jedoch auch immer wieder übermotiviert. So hätte er bereits kurz nach der Halbzeit Gelb-Rot sehen müssen. Dass es letztlich noch geschah, war ein entscheidender Nachteil für die Bayern in der Verlängerung.
Der Schiedsrichter: Viktor Kassai. Griff bereits in der 5. Minute bei Vidals ungestümem Foul gegen Isco an der Strafraumgrenze konsequent durch und zeigte korrekterweise Gelb. Dass er bei Neuers Parade gegen Carvajal keinen Eckball gab, war grob falsch und ein weiterer Beweis der Fragwürdigkeit der Torrichter. Sah nach Vidals Tritt gegen Casemiro (48.) von einer Gelb-Roten Karte ab - eine klare Fehlentscheidung. Robben den Elfmeter zu geben, war hart, aber vertretbar. Der Niederländer suchte den Kontakt und fand ihn, wenn auch nur minimal. Vidals Platzverweis war insgesamt gerechtfertigt, bei dieser Aktion hätte es die Gelb-Rote Karte aber nicht geben dürfen. Bei Casemiros Versuch, gegen Boateng einen Elfmeter herauszuholen, blieb er konsequent und winkte ab. Ronaldos Treffer zum 2:2 war deutlich Abseits, Bayerns 2:1 und Reals 3:2 jeweils knapp. Schwacher Abend des Schiedsrichtergespanns.
Das fiel auf:
- Die Bayern begannen im Stile einer Heimmannschaft sehr dominant und fokussiert. Die Außen hielten das Tempo in der Anfangsphase hoch. Insbesondere auf der linken Seite zeigte sich Ribery spielfreudig, spielte immer wieder einen oder gar mehrere Gegner aus, während Alaba noch deutlich weiter nach vorne schob als Lahm auf rechts.
- Weil Real speziell das Zentrum stark verdichtete, schafften es die Münchner lange Zeit kaum, sich Torchancen zu erspielen. Robbens Schuss (9.) war da eine Ausnahme.
- Wie bereits im Hinspiel entwickelte sich das Real'sche 4-3-3 schnell zu einem 4-4-2, bei dem sich Isco ins Mittelfeld fallen ließ und defensiv mitarbeitete (analog zu Bale in München), während Ronaldo auf einer Linie mit Benzema agierte und weitgehend von Defensivaufgaben befreit war.
- Nach einer knappen halben Stunde flachte der Offensivdrang der Roten etwas ab, fortan übernahmen die Hausherren die Kontrolle und erspielten sich einige gute Gelegenheiten. Bis zur Pause war Real gefühlt näher an der Führung als die Münchner. Besonders in der Phase kurz vor der Pause konnten sich die Münchner glücklich schätzen, ein 0:0 mit in die Kabine zu nehmen.
- Zu Beginn der zweiten Halbzeit waren die Bayern plötzlich wieder da. Die nicht gegebene Gelb-Rote Karte gegen Vidal wirkte als Hallo-wach-Effekt und brachte die Gäste zurück ins Spiel. Wenig später klärte erst Marcelo gegen Robben auf der Linie, dann glich Lewandowski aus und Vidal hatte die Chance auf das 2:0. Plötzlich glaubten die Bayern wieder dran und waren wieder überlegen.
- Boateng waren seine Probleme deutlich anzumerken. Im Laufe der zweiten Halbzeit bewegte sich der Weltmeister immer unrunder.
- Nach dem Platzverweis gegen Vidal wiederholte Ancelotti nicht den Fehler des Hinspiels, die Zentrale brach liegen zu lassen, zumal Alonso bereits ausgewechselt war. Stattdessen nahm er Lewandowski vom Feld und brachte Kimmich für die Sechs. Müller rückte in die Spitze.
- In der Verlängerung fiel die Unterzahl der Bayern zwar dadurch auf, dass sie kaum noch selbst etwas nach vorne machten. Weil die gesamte Mannschaft jedoch defensiv mitarbeitete, geriet es zeitweise in Vergessenheit, dass ein Mann weniger auf dem Platz war. Dennoch erhöhte Real sukzessive den Druck.
Real Madrid - FC Bayern: Die Statistik zum Spiel