Dortmund fand über weite Strecken überhaupt nicht in die Partie und hätte durchaus höher als mit 0:2 verlieren können. Neben einer überforderten Verteidigung enttäuschte auch die ideenlose Offensive.
Darüber hinaus sorgte auch noch eine Schiedsrichter-Entscheidung für das bittere Ausscheiden in der Königsklasse.
Gewinner des Spiels: Kai Havertz (FC Chelsea)
Von Graham Potter wie so häufig als Mittelstürmer eingesetzt, zeigte Havertz eine überragende Leistung. Die BVB-Abwehr bekam den Nationalspieler besonders in den ersten 45 Minuten zu keinem Zeitpunkt in den Griff. Immer wieder setzte er seine Mitspieler überragend in Szene - so auch beim 1:0 für die Blues, als er Vorlagengeber Ben Chilwell per Hacke bediente. In der 38. Minute verhinderte eine knappe Abseitsstellung, dass er vorerst nicht selbst auf der Anzeigetafel auftauchte. Behielt bei seinem zweiten Versuch vom Punkt aber die Nerven, obwohl er kurz zuvor den Pfosten traf (53.).
Verlierer des Spiels: Raphaël Guerreiro (BVB)
Einen neuen Vertrag (läuft im Sommer aus) kann sich der Portugiese nach diesem Auftritt wohl endgültig abschminken. Defensiv war er gegen die schnellen Blues-Stürmer meist nur Mitläufer, die BVB-Offensive sah von seinen Qualitäten überhaupt nichts. Dazu mit den meisten Ballverlusten auf dem Platz (24).
Verlierer des Spiels: VAR und Schiedsrichter
Danny Makkelie stand kurz nach dem Seitenwechsel im Mittelpunkt, als er nach Sichtung der TV-Bilder auf Handspiel von Marius Wolf entschied. Der Rechtsverteidiger hatte zwar seine Körperfläche vergrößert, eine unnatürliche Handbewegung war allerdings nicht zu erkennen. Zudem drehte er sich weg. Eine klare Fehlentscheidung lag also nicht vor, weshalb der Videoschiedsrichter gar nicht erste hätte eingreifen dürfen. Zwar regelkonform, aber dennoch schwer nachvollziehbar: Makkelies Entscheidung, den Elfmeter zu wiederholen, weil mehrere Spieler beider Teams zu früh in den Sechzehner gelaufen waren. Die Frage bleibt: Wäre dies auch passiert, hätte Havertz getroffen?
FC Chelsea vs. BVB: Die Aufstellungen
FC Chelsea vs. BVB 2:0 (1:0) | |
Tore | 1:0 Sterling (43.), 2:0 Havertz (54./Handelfmeter) |
Aufstellung Chelsea | Kepa - Fofana, Koulibaly, Cucurella - James, Fernandez (87. Zakaria), Kovacic (83. Loftus-Cheek), Chilwell - Joao Felix (67. Gallagher), Havertz, Sterling (83. Pulisic) |
Aufstellung BVB | Meyer - Wolf, Süle, Schlotterbeck, Guerreiro - Can - Bellingham, Özcan (64. Bynoe-Gittens) - Brandt (5. Reyna), Reus - Haller (77. Malen) |
Gelbe Karten | Kepa (65.), Fernandez (77.), Chilwell (90.+2.), Cucurella (90.+6.) / Süle (41.), Wolf (90.+2.), Bellingham (90.+8.) |
BVB: Torhüter
Alexander Meyer: Vertrat den angeschlagenen Gregor Kobel wie schon beim 2:1-Sieg gegen RB Leipzig - und hatte gegen die aggressiven Blues gleich alle Hände voll zu tun. Der Ersatzkeeper war wie zum Beispiel gegen João Félix jedoch hellwach (6.). Bewahrte seine Mannschaft mit weiteren Glanzparaden vor dem Rückstand, musste sich kurz vor der Pause dann aber doch noch gegen Raheem Sterling geschlagen geben (44.). Beim Strafstoß ohne Chance. Note: 2.
BVB: Abwehr
Marius Wolf: War etwas sicherer mit dem Ball als sein Pendant auf der anderen Seite, auch offensiv mit mehr Akzenten. Dennoch mit einigen unnötigen Abspielfehlern. Zu zaghaft gegen Havertz vor dem 0:1. Erwies seinem Team nach dem Seitenwechsel einen unglücklichen Bärendienst, weil er den durchaus strittigen Elfmeter verursachte. Machte seinen "Fehler" beinahe wieder gut, als er Kepa zu einer guten Parade zwang (65.). Note: 4.
Niklas Süle: Klasse Stellungsspiel gegen Sterling bei Chelseas erster guter Gelegenheit (2.). Kurz danach mit einem haarsträubenden Pass, der aber unbestraft blieb. Auch in anderen Situationen mit unkonzentrierten Klärversuchen. Beim 0:1 gehörte er der Fehlerkette an. Note: 4.
Nico Schlotterbeck: Zog sich beim Spielaufbau häufig aus der Verantwortung und überließ Süle die anspruchsvollen Pässe. Im Positionsspiel nicht immer auf der Höhe, dafür immerhin mit einer positiven Zweikampfquote. Note: 4.
Raphaël Guerreiro: Wirkte in der Defensive häufig überfordert. Zu selten auf seinem Posten, dazu mit einer schwachen Passquote (64 Prozent) und etlichen schlechten Entscheidungen. Nach vorne sah er gegen Reece James zudem kein Land. Note: 5.
BVB: Mittelfeld
Emre Can: Sein katastrophaler Fehlpass nach einem überengagierten Sololauf hätte beinahe zum frühen Rückstand geführt (6.). Wenig später dafür mit einem nicht unwichtigen Rempler gegen Kai Havertz, der sonst freie Bahn gehabt hätte (8.). Auch in der Folge häufig mit dem richtigen Feingefühl im Zweikampf. Seine Unterstützung im Spielaufbau brachte zudem etwas Ruhe und Übersicht in die BVB-Abwehr, wenn auch nicht immer mit Erfolg. Note: 3,5.
Jude Bellingham: Erwischte keinen guten Start in die Partie, in den ersten zehn Minuten leistete er sich bereits zwei schlimme Ballverluste. Auch danach nicht immer auf der Höhe und oft zu hektisch, wenn ihn die Chelsea-Defensive in die Mangel nahm. Trieb seine Mannschaft nach dem 0:2 an und vergab die große Chance auf den Anschluss (58.). Note: 4.
Salih Özcan: Bekam in der wilden Anfangsphase kaum Zugriff. Als Chelsea sich etwas zurückzog, fand er aber schnell zu seinem Spiel und gewann gleich einige wichtige Zweikämpfe, weil er stets auf schnelle Ballgewinne lauerte. Beim Pfostentreffer von Havertz pennte er allerdings wieder. Auch danach häufig zu spät. Note: 4,5.
BVB: Angriff
Julian Brandt: Ganz bitter. Der Arbeitstag des formstärksten Dortmunders in den vergangenen Wochen war wegen einer Oberschenkelverletzung schon nach etwas mehr als drei Minuten beendet. Für ihn kam Reyna in die Partie. Keine Bewertung.
Marco Reus: Hätte mit seiner feinen Schusstechnik beinahe das 1:0 erzielt, Kepa parierte seinen Freistoß jedoch glänzend (17.). Ansonsten ziemlich unauffällig. Vor Sterlings Treffer muss er den Zweikampf gewinnen, auch wenn er kein Verteidiger ist. Note: 4.
Sébastien Haller: Hatte einen schweren Stand, nur selten kam er seiner Aufgabe nach und behauptete Bälle. Er blieb ohne nennenswerten Abschluss. Dazu mit vielen Ballverlusten (16). Note: 4,5.
BVB: Einwechselspieler
Giovanni Reyna: Kam in der 5. Minute für den verletzten Brandt ins Spiel und interpretierte die Rolle ähnlich umtriebig. Der US-Amerikaner war nicht nur rechts, sondern auch in der Zentrale und im Halbraum zu finden. Auch deshalb der noch gefährlichste Offensivspieler des BVB. Note: 3.
Jamie Bynoe-Gittens: Wurde in der 64. Minute für Özcan eingewechselt, um für mehr Offensivpower und Tempo zu sorgen. Dieser Plan ging nicht auf. Stattdessen verursachte er nach einem unnötigen Dribbling beinahe das 0:3, das wegen einer Abseitsstellung aber nicht gegeben wurde. Note: 4.
Donyell Malen: Betrat das Feld für den unauffälligen Haller (79.), das Aus konnte aber auch er nicht mehr abwenden. Keine Bewertung.