Nach dem öffentlichen Streit mit Michael Ballack will Bundestrainer Joachim Löw dem Mittefeld-Star vom FC Chelsea offenbar die Kapitänsbinde der Nationalmannschaft wegnehmen. Favorit auf seine Nachfolge soll Philipp Lahm sein. Das jedenfalls berichtet die Münchener "Abendzeitung".
Das klärende Gespräch zwischen Löw und Ballack, der gegen die Personalpolitik des Bundestrainers öffentlich meuterte, steht noch aus. Noch gibt es keinen konkreten Termin für eine Aussprache.
Ballack aber hatte jüngst angekündigt, sich bei Löw und der Mannschaft für seine lautstarke Kritik zu entschuldigen. Der Bundestrainer selbst ließ die Konsequenzen aus dem Streit noch offen.
"Wage keine Prognose"
"Ich wage keine Prognose, wie sich der Trainer entscheidet, aber ich werde jede Entscheidung mittragen", stärkte DFB-Präsident Theo Zwanziger dem 48-Jährigen in der "Welt" demonstrativ den Rücken.
Eine Geste, die Raum für Spekulationen lässt. Laut Informationen der "AZ" ist aber folgendes Szenario wahrscheinlich: Ballack stellt sein Kapitänsamt "freiwillig" zur Verfügung, um den kompletten Rauswurf aus der Nationalmannschaft zu verhindern.
So kann der 32-Jährige sich sein Ziel "WM 2010 in Südafrika" noch erfüllen. Und Löw würde weder einen Leistungsträger noch sein Gesicht verlieren. Ein Kompensationsgeschäft für beide.
Lahm neuer Kapitän
Als neuer Kapitän kämen Miroslav Klose, der die Mannschaft in Ballacks Abwesenheit bereits gegen Belgien, Liechtenstein und Finnland aufs Feld führte, sowie Bastian Schweinsteiger und Philipp Lahm in Frage.
Laut "AZ" hat der 24-jährige Bayern-Verteidiger die besten Karten. Im Streit zwischen Ballack und Löw jedenfalls bezog er deutlich Stellung für den Bundestrainer.
"Ballack hat einen Fehler gemacht", wiederholte er am Montag noch einmal im "Bayerischen Fernsehen". "Man darf mit einer Kritik am Trainer nicht in die Öffentlichkeit gehen", so Lahm weiter.
Lahm: "Alles andere muss Löw entscheiden"
Über Fragen des Führungsstils machte sich der Linksverteidiger schon vor einigen seine Gedanken: "Es ist eine Frage des Führungsstils, dass man solche Sachen intern anspricht. Wir sind doch alle schon seit über 20 Jahren Fußballer und wissen, dass der Trainer entscheidet und man das immer zu akzeptieren hat. Wenn man das nicht akzeptieren will, muss man das intern ansprechen. So muss sich eine Mannschaft", befand der 52-malige deutsche Nationalspieler.
Einen Prognose über den Ausgang der Causa Ballack wollte jedoch auch Lahm nicht wagen: "Michael ist ein hervorragender Fußballspieler. Alles andere muss der Bundestrainer entscheiden."