Nach dem verbalen Foul von Michael Ballack hat Bundestrainer Joachim Löw dem Kapitan der Nationalmannschaft die Gelbe Karte gezeigt und Konsequenzen nicht ausgeschlossen.
"Es hat kein Spieler, auch nicht der Kapitän, das Recht, in Sachen Aufstellung oder Personalpolitik den Trainer zu kritisieren oder sogar öffentlich Stimmung gegen das Trainerteam zu machen", sagte Löw, der sein weiteres Vorgehen auch von einem anberaumten Vier-Augen-Gespräch abhängig machen will: "Alles Weitere wird man dann sehen."
"Werde auf diese Unterredung bestehen"
Der Bundestrainer wird den abtrünnigen Ballack zu der Unterredung auffordern, "um ihm zu sagen, dass ich von dem Weg, den er gewählt hat, maßlos enttäuscht bin und die inhaltlichen Aussagen von ihm nicht akzeptabel sind. Ich lasse mir das nicht gefallen und werde auf diese Unterredung bestehen."
Der 48-jährige Löw untermauerte, dass sich das Trainerteam mangelnden Respekt gegenüber den erfahrenen Nationalspielern niemals vorwerfen lassen werde: "Offenbar hat sich in unseren Reihen so eine Stimmung breit gemacht, dass man Respekt automatisch mit einer Stammplatzgarantie verbindet."
Ballack stärkt Frings den Rücken
Ballack hatte am Dienstag in einem FAZ-Interview vor allem in Bezug auf die Personalie Torsten Frings mehr Respekt und Loyalität von Löw gefordert.
"Respekt und Loyalität ist doch das Wenigste, was man als verdienter Nationalspieler erwarten kann", meinte der 32-Jährige, der wegen des von Löw im Anschluss an die EM offen ausgerufenen Konkurrenzkampfes im Kreis der DFB-Auswahl offenbar die Felle der erfahrenen Nationalspieler davonschwimmen sieht.
Mit der öffentlichen Kritik an Löws Führungsstil hat der 32 Jahre alte Mittelfeldspieler vom FC Chelsea allerdings bereits zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit gegen den Verhaltenskodex der Nationalmannschaft verstoßen.
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Gegenwind von Beckenbauer
Zuvor hatte bereits die Fehde mit Teammanager Oliver Bierhoff wochenlang für Unruhe gesorgt. Vor dem Länderspiel-Klassiker am 19. November gegen England in Berlin hält nun der Machtkampf zwischen Ballack und Löw den Vizeeuropameister in Atem.
Heftigen Gegenwind bekam Ballack auch von Franz Beckenbauer. Der DFB-Vizepräsident übte harsche Kritik an Ballack, nachdem sich der 89-malige Nationalspieler verwundert darüber gezeigt hatte, dass Löw sich nach dessen Fußoperation nicht bei ihm gemeldet habe.
"Manchmal sind mir die Empfindlichkeiten ein bisschen zu groß. Das ist ein Mimosenhaufen geworden, das ist schier unglaublich. Die sollen ihren Mund halten und Fußball spielen. In solchen Situationen muss man das Gespräch mit dem Trainer, und nicht mit dem Journalisten suchen", sagte Beckenbauer bei Premiere.
Zwanziger kritisiert Ballack
Kein Verständnis zeigte auch DFB-Präsident Theo Zwanziger, der Bundestrainer Löw einmal mehr den Rücken stärkte. "Ich bin enttäuscht über den Stil von Michael Ballack."
"Dadurch ist eine schwierige und komplizierte Situation entstanden. Die Entwicklung unserer Nationalmannschaft in den vergangenen Jahren ist absolut positiv, deshalb habe ich kein Verständnis dafür, dass aus dem Team heraus über die Medien gezielt Kritik an Joachim Löw geübt wird. Solche Kommentare sind absolut unangebracht. Im Interesse des Erfolges der Mannschaft hat die Autorität des Bundestrainers die höchste Priorität", sagte Zwanziger.