Gomez: "Jeder hat eine zweite Chance verdient"

Von Interview: Florian Regelmann
Mario Gomez (rechts) und sein Freund Kevin Kuranyi bei der Nationalmannschaft
© Imago

Mario Gomez, Mario Gomez, Mario Gomez: Wenn es um den kommenden Top-Star in Deutschland geht, fällt häufig sein Name. Beim VfB Stuttgart ist der Nationalspieler derzeit mit seinen Toren sowas wie die Lebensversicherung. Kein Wunder, dass er mit dem FC Bayern in Verbindung gebracht wird. Im DFB-Team will es derzeit allerdings nicht so recht klappen, dort ist er hinter Miroslav Klose und Lukas Podolski nur zweite Wahl.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

SPOX traf in Stuttgart einen gut gelaunten Gomez, der privat eigentlich ganz anders ist, als man es erwartet. Im ersten Teil des Interviews spricht der 23-Jährige über viel Privates, aber auch über die Ausbootung seines Freundes Kevin Kuranyi.

SPOX: Herr Gomez, wir fallen gleich mal mit der Tür ins Haus: Wie sehr haben Sie schon die WM 2010 im Hinterkopf?

Mario Gomez: Ganz ehrlich: überhaupt nicht. Es ist noch so weit weg. Es ist sicher irgendwo ein großes Ziel von mir, aber erst mal müssen wir uns qualifizieren.

SPOX: Damit sieht es ja ganz gut aus, aber in letzter Zeit erinnerte das DFB-Team mehr an einen Kindergarten. Los ging alles mit der Aktion von Kevin Kuranyi. Sie kennen ihn gut, haben Sie ihn deshalb auch gut verstanden?

Gomez: Ich glaube, es war in dem Moment einfach zu viel für ihn. Das muss man so akzeptieren und respektieren. Über die Aktion in der Halbzeit müssen wir nicht mehr sprechen, er weiß selbst, dass es ein Fehler war. Er spielt jetzt wieder sensationell und das freut mich.

SPOX: Sollte er eine zweite Chance bekommen?

Gomez: Ich finde prinzipiell und ganz unabhängig von diesem Fall, dass jeder eine zweite Chance verdient hat. Aber ich habe das nicht zu beurteilen. Das ist allein eine Entscheidung des Bundestrainers.

SPOX: Der Konflikt zwischen Michael Ballack und Joachim Löw ist zum Glück jetzt erst mal erledigt.

Gomez: Auch das ist ein Thema, das mich gar nichts angeht. Dazu will und kann ich nichts sagen.

SPOX: Ballack musste sich entschuldigen und wenn sich jemand entschuldigen muss, ist es immer schlecht. Wann mussten Sie sich denn zum letzten Mal für etwas entschuldigen?

Gomez: Puh, das weiß ich jetzt echt nicht. Ist Gott sei Dank wohl schon länger her.

Wie geht es im DFB-Team weiter? Jetzt auch unterwegs top-informiert sein!

SPOX: Sie sind vor kurzem wegen Ihrer angeblichen Kritik an den VfB-Fans in die Schlagzeilen geraten und wurden anschließend sogar in die Revoluzzer-Ecke von Ballack und Frings gestellt.

Gomez: Das war schon sehr seltsam, wie man meine Aussage mit den andern beiden Sachen in Verbindung gebracht hat. Das sind zwei komplett verschiedene Paar Stiefel. Das, was ich geäußert habe, war einfach mein ehrliches Empfinden. Pfiffe helfen nun mal keiner Mannschaft und mehr wollte ich überhaupt nicht sagen.

SPOX: Dass Sie schon in jungen Jahren kein Blatt vor den Mund nehmen, ehrt Sie. Man kauft Ihnen diese Ehrlichkeit auch ab, weil sie ein bodenständiger Typ sind. Woher kommt das?

Gomez: Es ist überhaupt nichts Besonderes und auch überhaupt nicht schwer, so bodenständig zu sein. Wenn man wie ich eine schöne Kindheit hatte und wenn man gute Freunde hat, dann ist es eine ganz normale Folge.

SPOX: Sie haben die Kindheit angesprochen - wie war denn der kleine Mario so?

Gomez: Der kleine Mario war immer mit einem Ball unterwegs. Das war wirklich so.

SPOX: Und in der Schule?

Gomez: Die Schule war für mich zum Glück nie ein Problem, auch wenn ich kein Streber war. Ich habe relativ wenig gelernt, aber es hat gereicht. Ich musste nicht viel lernen. Ich habe es mir einmal durchgelesen und dann konnte ich mir das meiste auch merken.

SPOX: In der Schule ist Ihnen viel zugeflogen, im Fußball kann man das nicht unbedingt sagen.

Gomez: Das stimmt. Ich musste immer hart arbeiten, aber auch das ist für mich nichts Besonderes. Ohne diesen Fleiß geht es einfach nicht. Ich arbeite nicht nur an meinen Schwächen, sondern versuche auch meine Stärken weiter zu optimieren. Nach dem Training noch Extra-Schichten einzulegen, Flanken zu üben, noch mal aufs Tor zu schießen, macht mir manchmal mehr Spaß, als mit der Mannschaft zu trainieren. Ich mache das nicht, weil ich es muss, sondern weil ich wirklich Spaß daran habe.

SPOX: Sie haben einen spanischen Vater und eine deutsche Mutter, kommt diese Hartnäckigkeit von Ihr?

Gomez: Das würde jetzt dem Klischee entsprechen, kann man bei mir aber nicht so sagen. Ich habe in der Jugend mit vielen Spielern zusammengespielt, die mindestens genauso gut waren wie ich. Die haben es dann aber nicht nach oben geschafft. Vieles entscheidet sich im Kopf. Wenn du relativ früh weißt, was dir wichtig ist und worauf es ankommt, dann hast du eine gute Chance. Das wusste ich von Anfang an. Für mich war es schöner am Sonntagmorgen zu spielen als Samstagabend in der Disco zu feiern. Andere können vielleicht beides kombinieren, ich aber nicht. Ich brauche genügend Schlaf.

SPOX: Wer ist der wichtigste Mensch in Ihrem Leben?

Gomez: Es ist nicht ein Mensch, es sind zwei und das sind meine Eltern. Wie schon erwähnt, ich hatte eine super Kindheit. Für mich sind meine Eltern nach wie vor das Wichtigste.

SPOX: Was würden Sie als Ihre größte Stärke bezeichnen?

Gomez: Ich habe noch nie über meine Stärken oder Schwächen geredet und das werde ich auch weiterhin nicht tun. Das können andere beurteilen.

SPOX: Eine Schwäche ist uns aber bekannt: Sie sollen eine Schwäche für schnelle Autos haben. Was fahren Sie eigentlich?

Gomez: Einen Mercedes. Das liegt in Stuttgart doch nahe.

SPOX: Was ist es denn für ein Mercedes?

Gomez: (grinst) Ein schöner.

SPOX: Ein schöner, der auch sicher schnell fährt.

Gomez: Ja, wobei ich kein Raser bin. Es ist natürlich toll, dass wir die Möglichkeit haben, sehr schöne Autos zu fahren und es macht mir großen Spaß. Außer es ist Stau.

SPOX: Können Sie beim fahren auch entspannen oder wie relaxen Sie am besten?

Gomez: Ich entspanne eigentlich immer zu Hause auf dem Sofa. Mit Fernsehen oder einem Buch.

SPOX: Wenn Sie auf der Couch liegen, läuft wahrscheinlich meistens Fußball.

Gomez: Ich schaue schon sehr, sehr viel Fußball. Vor allem die spanische und englische Liga. Aber mich interessieren auch die anderen Ballsportarten und bei Olympia war ich auch intensiv dabei.

SPOX: Wie häufig sind Sie eigentlich noch in Ihrem Heimatort Unlingen in der Nähe von Stuttgart?

Gomez: Nach wie vor regelmäßig. Wenn wir eine normale Woche haben, bin ich immer montags zu Hause. Das ist mir auch wichtig.

SPOX: Wie schwer fällt es Ihnen eigentlich, dass man nicht wie ein normaler 23-Jähriger einfach so mal in die Disco gehen kann? Würde ja sofort am nächsten Tag in der Zeitung stehen.

Gomez: Wenn ein Spiel ansteht, gehe ich sowieso nicht in die Disco. Ansonsten ist es kein Problem. Wenn es die Zeit zulässt, gehe ich schon mal mit meinen Kumpels weg. Dann ist es mir auch egal, ob es jemand mitbekommt. Wenn ich mal gehe, dann darf ich auch weggehen.

SPOX: Sie haben ja auch die Disco-Zeiten schon längst hinter sich gelassen und sind schon bei einem gut bürgerlichen Speiselokal angekommen.

Gomez: Sie spielen auf das Haus an, das ich in Backnang bei Stuttgart gekauft habe. Das ist ein Anlageprojekt für mich. Es wird dort ein schönes Restaurant entstehen, aber dieses wird von einem Pächter geführt.

SPOX: Rene Adler will nach der Karriere Journalist werden, wird Mario Gomez Wirt?

Gomez: Mit Sicherheit nicht. Journalist ist nichts für mich und Wirt auch nicht. Definitiv nicht.

SPOX: Wie steht es denn um Ihre Kochkünste?

Gomez: Nicht so gut. Ich kann mir nicht vorstellen, in der Küche zu stehen. Mich wird man sicher nicht in irgendeiner dieser Kochshows sehen. (lacht) Lafer, Lichter, Gomez wird es nicht geben.

Hier weiterklicken: Im zweiten Teil des SPOX-Interviews spricht Mario Gomez über seine Zukunft und den VfB Stuttgart. Darüber hinaus verrät er, warum er ein großer Fan von Cristiano Ronaldo und Uwe Bindewald ist.