Der mögliche Ausfall von Bastian Schweinsteiger würde die deutsche Mannschaft vor dem Duell mit England ins Mark treffen. Bundestrainer Joachim Löw blieben kaum Alternativen. Wahrscheinlich würde im Fall der Fälle auf den Leverkusener Toni Kroos eine Mammut-Aufgabe zukommen.
Schlimmer hätte es kaum kommen können - ausgerechnet vor dem Spiel der Spiele, ausgerechnet auf der wichtigsten Position, ausgerechnet der wichtigste Spieler.
Der Einsatz von Bastian Schweinsteiger steht vor dem Achtelfinale zwischen Deutschland und England extrem auf der Kippe (So., 15.45 Uhr im LIVE-Ticker und bei Sky). Eine Muskelverhärtung im Oberschenkel plagt den Spieler vom FC Bayern. Ob Schweinsteiger spielen kann, wird sich wohl erst kurz vor dem Anpfiff entscheiden.
Kaum noch Alternativen
Nach dem Ausfal von Michael Ballack verletzten sich ja in der Vorbereitung zudem noch die beiden Alternativen für die Sechserposition, Christian Träsch und Heiko Westermann.
Löw bleiben damit gegen die Three Lions nur noch wenige personelle Alternativen. Die wahrscheinlichste ist dabei Toni Kroos. Obwohl der Leverkusener die Position vor der Abwehr so gut wie nie ausgefüllt hat.
Vertrauen in Kroos
"Ich habe zum Beispiel in Toni großes Vertrauen", sagte Löw am Freitag auf der Pressekonferenz im Team-Hotel Velmore. "Er macht seine Sache gut, er hat so große technische Möglichkeiten! Ich könnte mir vorstellen, dass er für Basti Schweinsteiger spielen wird."
Kroos' Erfahrungswerte beschränken sich allerdings auf lediglich fünf Länderspiele, die meisten davon als Kurzeinsatz absolviert. In der defensiven Mittelfeldzentrale hat er sogar erst ein paar Minuten gespielt.
Löw aber ist überzeugt von seinem jüngsten WM-Fahrer. "Toni bringt großes Selbstvertrauen mit. Nach seiner Einwechslung gegen Ghana hat er gezeigt, dass er da ist." Der Leverkusener selbst unterstreicht Löws These. "Ich bin bereit!", sagte er unter der Woche.
Nachteile - aber auch ein Vorteil
Kroos hat seine Vorzüge in der Offensive, ist körperlich längst nicht so präsent wie Schweinsteiger und kann die Leader-Rolle für die Mannschaft nicht ausfüllen. Gegen die wuchtigen Engländer hat Kroos deutliche körperliche Nachteile.
Immerhin hat der Leverkusener aber in der abgelaufenen Saison unter Trainer Jupp Heynckes gelernt, auch Defensivaufgaben zu übernehmen.
Zudem bringt Kroos noch eine völlig andere Qualität mit: Als ausgesprochener Standardspezialist könnte er dieser brachliegenden Disziplin im deutschen Spiel neues Leben einhauchen.
Aogo eine Option
Mit Kroos wäre die deutsche Doppel-Sechs im Schnitt 21,5 Jahre alt und 13 Länderspiel erfahren. Sami Khedira wäre mit seinen 23 Jahren plötzlich der Chef der Defensivzentrale.
Nur unwesentlich anders würde der Plan mit Dennis Aogo neben Khedira aussehen. Aogo hat zwei Länderspiele auf dem Buckel, gegen Ungarn aber immerhin eine Halbzeit lang auf der Doppel-Sechs proben dürfen.
Es sei denn, Löw entschließt sich doch noch für einen sehr verwegenen Plan. Philipp Lahm war nach Ballacks Ausfall schon öfter als mögliche Alternative auf der Doppel-Sechs genannt worden.
Lahm als unwahrscheinliche Lösung
Der Münchener wurde auf der Position bei den Bayern-Amateuren ausgebildet, rückte erst bei seiner ersten Profi-Station in Stuttgart auf den linken und in dieser Saison bei den Bayern auf den rechten Verteidigerposten.
Allerdings ist der Kapitän für den Bundestrainer auf der rechten Seite zu wertvoll, als dass sich Löw zu einer Komplett-Rochade in Mittelfeld und Abwehr hinreißen ließe.
Sein letztes Spiel als Abräumer vor der Abwehr hat Lahm im Sommer 2007 bestritten. Deutschland siegte damals 2:1, Lahm spielte eine überragende Partie. Der Gegner hieß England.