Ein Versprechen für den Kapitän und die Nation: Bundestrainer Joachim Löw will im kommenden Jahr gemeinsam mit Michael Ballack die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft der Nationalmannschaft stellen. Mit der Rückgabe der Kapitänsbinde an Ballack bei dessen Comeback im deutschen Team sowie der Integration der hoffnungsvollen Nachwuchsstars sollen große Schritte in Richtung der anvisierten Titel 2012 und 2014 gemacht werden.
Die Galionsfigur der Mannschaft auf dem Weg dahin könnte der von vielen Experten abgeschriebene Ballack werden. "Er ist ihr Kapitän, wenn er wieder dabei ist", sagte Löw der "Welt am Sonntag". Der Bundestrainer beendete damit alle Spekulationen rund um den Spielführer außer Dienst und stellte sich hinter den 34-Jährigen in Diensten des Bundesligisten Bayer Leverkusen, der nach seinen Verletzungen im zu Ende gehenden Jahr an einem Comeback arbeitet. "Er braucht Spielpraxis. Wenn er die hat, regelt sich alles andere von allein", sagt Löw.
Mit dieser Aussage gibt der Bundestrainer dem gebürtigen Görlitzer die Rückendeckung, die Ballack zuletzt vermisst und eingefordert hatte. Damit ist auch endgültig klar, dass Philipp Lahm das Kapitänsamt im Fall einer Rückkehr Ballacks in die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) wieder abgeben muss. Lahm hatte während der WM in Südafrika seinen dauerhaften Anspruch auf die Spielführer-Binde angemeldet.
Ballack peilt Dortmund-Spiel an
Ballack, der aufgrund von Verletzungen die WM und fast die komplette Bundesliga-Hinrunde verpasst hat, will beim Rückrunden-Auftakt seines Klubs am 14. Januar gegen Herbstmeister Borussia Dortmund zum ersten Mal seit September wieder in der Eliteklasse auflaufen. Bei einer Rückkehr in das deutsche Team erwarten Ballack nach Ansicht von Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff allerdings veränderte Gegebenheiten. Bierhoff sagte zuletzt im Gespräch mit der "Süddeutschen Zeitung", Ballack müsse sich "in eine neuformierte Mannschaft erst wieder integrieren".
An einen neuen Bundestrainer müsste sich Ballack frühestens nach der EM 2012 gewöhnen. Löw will eine Verlängerung seines bis dahin laufenden Vertrages vom Erfolg seiner Arbeit und seiner persönlichen Motivation abhängig machen. "Das ist ja immer auch eine Frage des Erfolgs. Dann ist entscheidend, wie ich mich fühle. Ob ich noch brenne auf den Job, ob ich Visionen habe", sagte der Coach.
Im Hinblick auf den möglichen Erfolg stehen die Chancen auf einen Verbleib Löws beim DFB seiner Ansicht nach nicht schlecht. Der 50-Jährige betonte erneut, dass seine Mannschaft reif für einen Titel sei. "Wir haben absolut eine Chance. Das ist eine Feststellung, die wir aus unserer Analyse der WM in Südafrika getroffen haben. Es ist aber auch ein gutes Bauchgefühl, das ich habe", sagte der Trainer: "Wir haben eine Mannschaft, die dazu fähig ist, sich gegen alle Konkurrenten zu behaupten."
Mit jungen Wilden zu Titeln
Bei der Verwirklichung des Titeltraums bei der EM 2012 oder der WM 2014 baut Löw einerseits auf die jungen Spieler, die sich bereits im Nationalteam etabliert haben. Auf der anderen Seite erhofft sich der Bundestrainer viel von den Talenten, die auf dem Sprung in die Mannschaft sind. Beiden Fraktionen stellt Löw ein gutes Zeugnis aus: "Insgesamt haben fast alle deutschen Nationalspieler ihren Wert und ihr Ansehen gesteigert. Sie werden im Ausland viel mehr wahrgenommen, als das noch vor Jahren der Fall war."
Beim Blick auf die Nachwuchskräfte, die das Team in absehbarer Zukunft verstärken könnten, hat Löw unter anderem den Leverkusener Senkrechtstarter Sidney Sam im Visier: "Er hat sehr viel Potenzial, weshalb wir ihn auf dem Zettel haben." Löw setzt zudem auf Mats Hummels und Mario Götze (beide Borussia Dortmund) sowie Lewis Holtby und Andre Schürrle (beide FSV Mainz 05): "Das sind alles Spieler, die 2011 noch einen Schritt nach vorne machen werden und das Zeug dazu haben, auf ein gutes internationales Niveau zu kommen."