Ein erster Schritt

Von Für SPOX in Stuttgart: Stefan Rommel
Bayern-Block im DFB-Team: insgesamt sieben Spieler des Rekordmeisters standen in der Startelf
© Getty

Deutschland zeigte beim 3:2-Sieg gegen Brasilien in Stuttgart phasenweise schon den Fußball, den sich Bundestrainer Joachim Löw vorstellt. Am Limit ist die Mannschaft aber noch nicht.

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Eigentlich hätte man gar nicht genau durchzählen und dann ein wenig in den Datenblättern suchen müssen. Ein Blick auf die Geschehnisse der ersten Halbzeit hätte genügt, um diesen heimlichen Rekord zu bemerken: Als die deutsche Nationalmannschaft in die Partie gegen Brasilien startete, fanden sich sieben Spieler des FC Bayern München auf dem Platz wieder. So viele wie nie zuvor in einem Spiel des Deutschen Fußball-Bundes.

Wer nämlich die ersten 45 Minuten verfolgt hatte, musste sich wie bei einer Wiederholung des Spiels der Bayern vom Wochenende gegen Borussia Mönchengladbach vorgekommen sein.

Deutschland kombinierte sich um den gegnerischen Strafraum einen Wolf, fand aber gegen im Mittelfeld ungewöhnliche laxe, dafür in der Abwehr umso kompaktere Brasilianer eine Halbzeit lang keine Idee, entwickelte zu wenig Tempo und demnach auch keine geeignete Torchance, um die teilweise drückende Überlegenheit in einen adäquaten Spielstand umzusetzen.

Brasiliens Offensive: keine Lust auf Defensivaufgaben

Die Gäste verteidigten quasi über die gesamten 90 Minuten nur mit sieben Feldspielern, weil das Alibi-Pressing der drei Stürmer Neymar, Pato und Robinho selbst in der fünften Liga noch für genügend Kopfschütteln gereicht hätte.

Auch die flehenden Worte von Trainer Mano Menezes am Seitenrand vermochten die Schöngeister nicht zu einem Besuch jenseits der Mittellinie zu bewegen. Also zogen Toni Kroos und der unglaublich bewegliche und spielfreudige Mario Götze aus dem Zentrum heraus die Fäden.

Nach der Pause platzt der Knoten

Das war alles hübsch anzusehen und im 21. Vergleich gegen den Rekord-Weltmeister ganz sicher die eindrucksvollste Darbietung einer deutschen Mannschaft überhaupt. Aber erst in der zweiten Halbzeit, nach zwei fälligen Wechseln, bekam das deutsche Spiel endlich auch jene Zielstrebigkeit und den letzten Effet, die es braucht, um ein überlegen geführtes Spiel auch zu gewinnen.

Am Ende stand ein völlig verdienter 3:2-Erfolg gegen eine Mannschaft in der Selbstfindungsphase. Anders konnte man dem wie zufällig zusammengewürfelt anmutenden Haufen brasilianischer Individualisten kaum nennen. Aber immerhin: Es war immer noch Brasilien und damit ein Großer des Welt-Fußballs.

Löw: "Solche Spiele bringen die Mannschaft weiter"

Und nachdem der deutschen Mannschaft jahrelang - zurecht - vorgehalten wurde, sie könne nicht gegen die Großen der Zunft gewinnen, besiegte sie jetzt nicht nur einen der Großen, sondern beherrschte diesen starken Gegner sogar phasenweise nach Belieben.

Also war der Bundestrainer zufrieden, als er nach dem Spiel resümierte: "Wenn man bedenkt, mit welcher Freude und welcher Lust gerade die Jungen heute gespielt haben, dann sieht man, dass solche Spiele die Mannschaft weiterbringen."

EM-Titel 2012 als großes Ziel

Löw plant den Gewinn der Europameisterschaft im kommenden Jahr auf dem Reißbrett, ein erster Schritt dazu war ein Sieg zum Auftakt gegen Brasilien gewesen, der erste gegen die Selecao nach 18 Jahren.

"Jetzt heißt es: Weiter arbeiten. Wir sind 2008 und 2010 in Turnieren knapp gescheitert", so Löw weiter und es schien so, als wolle er jetzt schon andeuten, dass das 2012 in der Form nicht mehr passieren werde.

"Es war ein gutes Länderspiel zweier Topteams", sagte Bastian Schweinsteiger. "Es hat gezeigt, dass wir uns vor keiner Mannschaft verstecken brauchen. Wir wollten die Brasilianer unter Druck setzen, das ist phasenweise gut gelungen."

Dominanz und spielerische Raffinesse als neue Maxime

Deutschland will in dieser Saison die nächsten Schritte machen und ein ganz entscheidender dabei ist, ein Spiel nicht mehr nur, wie noch zu großen Teilen bei der WM, aus der Ordnung im 4-2-3-1 heraus und mit überfallartigen Kontern zu gewinnen, sondern einen Gegner durch Dominanz und spielerische Raffinesse so lange die Luft zum Atmen zu nehmen, bis dessen Fehler so häufig und eklatant werden, dass die Tore fast zwangsläufig fallen.

Das funktionierte im ersten Länderspiel der Saison schon recht gut, auch in Abwesenheit zweier wichtiger Spieler wie Sami Khedira und Mesut Özil. Dafür gab es in der Rückwärtsbewegung noch ein paar Dinge zu bemängeln. Alles in allem aber legte die deutsche Mannschaft einen viel versprechenden Start hin.

"Der Sieg gegen Brasilien ist ein großer Erfolg", befand Philipp Lahm. Er wäre aber nicht der Kapitän dieser hoffnungsvollen Mannschaft, würde er nicht schon pflichtbewusst viel weiter nach vorne blicken. "Wir müssen aber schauen, dass wir zur EM topfit sind!"

Deutschland - Brasilien: Fakten zum Spiel

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