Für Miroslav Klose und Lukas Podolski ist es "ein ganz besonderes Spiel", für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft der Start der Mission EM-Titel: Mit dem Länderspiel am Dienstag (20.30 Uhr im LIVE-TICKER) in Danzig gegen Polen beginnt für Bundestrainer Joachim Löw bereits neun Monate vor der Endrunde die heiße Phase der Vorbereitung.
Nach der Rekord-Qualifikation für die EURO 2012 in Polen und der Ukraine drückt Löw weiter aufs Tempo. Kurz nach der Ankunft in Danzig wurde am Montag bereits das EM-Quartier für den kommenden Sommer vorgestellt. Vom noblen Fünf-Sterne-Hotel Dwor Oliwski aus will die DFB-Auswahl den Angriff auf den EM-Thron starten.
Löw setzt Stars unter Druck
Doch bei "aller Vorfreude auf die EM" richtete Löw in Danzig den Blick sofort wieder auf den bevorstehenden Test gegen das Heimatland von Klose und Podolski und setzte seine Stars gehörig unter Druck. Einen Schlendrian beim Schaulaufen bis zum Turnier wie etwa vor der Europameisterschaft 2008 will er nicht dulden.
"Wenn sich ein Spieler von den acht Siegen in der Qualifikation oder dem Erfolg gegen Brasilien blenden lässt, ist er bei mir falsch. Wer mich kennt, der weiß, dass ich mit Siegen alleine nicht zufrieden bin. Ich will, dass wir uns weiter verbessern", sagte der Bundestrainer mit Nachdruck. Im "Kicker"-Interview schickte er eine Warnung hinterher: "Wir alle dürfen jetzt nicht abheben oder größenwahnsinnig werden."
Lahm: "Wir wollen dieses Spiel gewinnen"
In Polen will die DFB-Auswahl deshalb trotz einiger Experimente und fehlender Stars wie Mesut Özil, Bastian Schweinsteiger, Manuel Neuer, Mario Gomez oder Sami Khedira erneut ihre (Welt-)Klasse demonstrieren. "Wir wollen auch dieses Spiel gewinnen", sagte Kapitän Philipp Lahm, der keinen Einbruch befürchtet: "Der Konkurrenzkampf ist so groß wie noch nie. Jeder muss kämpfen. Keiner kann sich seiner Sache sicher sein."
Löw spricht in diesem Zusammenhang von "einem ständigen Prozess. Wir wollen uns immer weiterentwickeln. Ich habe im Gegensatz zu früher viel mehr gute Spieler zur Verfügung, was der Leistung förderlich ist."
Auch in Danzig, wo das DFB-Team mit dem Slogan "Wir freuen uns auf 2012" auf den Trikotärmeln und dem Mannschaftsbus aufwartet, wird er im Gegensatz zum eindrucksvollen 6:2 gegen Österreich einige Änderungen vornehmen.
Sechs Wechsel in der Startelf
"Wir können jede Position adäquat ersetzen. Ich habe jetzt den Vorteil, dass ich das eine oder andere ausprobieren kann", sagte Löw und ließ den überragenden Spielmacher Özil, Schweinsteiger und Neuer gleich einmal zu Hause.
Eine Bewährungschance gegen Polen werden stattdessen Torwart Tim Wiese, Per Mertesacker, Simon Rolfes und der zuletzt als Jahrhundert-Talent gepriesene Mario Götze erhalten. Darauf legte sich der Coach bereits fest. Christian Träsch wird wahrscheinlich rechts verteidigen. Darüber hinaus dürfte auch Jerome Boateng neu in die Anfangself rutschen.
Besonderes Spiel für Podolski und Klose
Von den Experimenten ausgeschlossen werden wohl Podolski und Klose sein. Für die beiden gebürtigen Polen ist "es ein ganz besonderes Spiel", wie beide bei ihrer Rückkehr in die Heimat unisono unterstrichen.
"Ich freue mich sehr darauf, auch auf die EURO im kommenden Jahr. Das ist sehr emotional für mich", fügte Klose an. Der Angreifer von Lazio Rom spielt das erste Mal in seiner Profi-Karriere überhaupt in Polen, wo er 1978 in Opole geboren wurde.
Auch der Kölner Podolski - geboren in Gliwice - wies immer wieder auf die große Bedeutung seines 92. Länderspiels hin. "Ich bin in dem Land geboren, spreche mit meinen Eltern polnisch, habe in Polen eine große Familie und viele Freunde. Die freuen sich alle auf das Spiel. Es wird ein besonderes Gefühl sein, die polnische Hymne zu hören", sagte Pold". Die polnische Mannschaft erwartet er mit "viel Respekt vor uns. Sie wollen aber auch zeigen, dass sie einen Großen schlagen können."
Bundestrainer warnt vor zuviel Euphorie
Doch ein Rückschlag für die zuletzt überzeugend aufgetretene DFB-Auswahl soll möglichst verhindert werden. "Egal, in welcher Formation wir spielen, wir wollen gewinnen. Wir wollen auch nach diesem Doppelspieltag zufrieden nach Hause fahren", sagte Toni Kroos.
Das Selbstvertrauen ist auf jeden Fall groß. Klose sprach vor seinem 112. Länderspiel-Einsatz von "der besten Mannschaft, in der ich je gespielt habe". Auch für Löw "gehören wir schon auch zu den besten Mannschaften der Welt, das haben wir zuletzt bewiesen".
Dennoch warnte auch der Bundestrainer vor allzu viel Euphorie: "Es ist noch zu früh, über den Titel zu reden." Lahm wies nach dem Österreich-Spiel und gewissen Schwächen in der Defensive darauf hin, "dass wir uns noch weiter verbessern müssen".
Und auch Klose schränkte ein: "Wir sind noch nicht am Ende unseres Weges. Es ist noch viel Potenzial da."
Die voraussichtliche deutsche Mannschaftsaufstellung:
12 Wiese - 15 Träsch, 17 Mertesacker, 20 Boateng, 16 Lahm - 6 Rolfes, 18 Kroos - 13 Müller (9 Schürrle), 19 Götze, 10 Podolski - 11 Klose. - Trainer: Löw