Frage: Herr Mertesacker, letztlich steht ein ungefährdeter 3:1-Sieg gegen Belgien. Wie haben Sie das Spiel erlebt?
Per Mertesacker: Es war nicht einfach, auf diesem Platz zu spielen. Es war rutschig und seifig. Und die Belgier waren hochmotiviert, das konnte jeder sehen. Aber letztlich sind wir froh, dass wir das jetzt so gut über die Ziellinie gebracht haben.
Frage: War die Mannschaft von den sehr aggressiven Belgiern zu Beginn etwas überrascht?
Mertesacker: Sie sind sehr gut ins Spiel gekommen, ihre Fans haben eine tolle Stimmung gemacht. Die beiden Tore in der ersten Halbzeit haben uns schon in die Karten gespielt - sonst wäre das Spiel wohl längere Zeit ziemlich offen gewesen.
Frage: Welche Aussagekraft haben diese zehn Siege in zehn Qualifikationsspielen denn nun?
Mertesacker: Die Art und Weise war sicherlich beeindruckend. Wir haben uns quasi selbst einen Gefallen getan, indem wir so durch die Qualifikation gekommen sind. Denn wir haben schon eine gewisse Erwartungshaltung an uns selbst, schließlich waren wir in den letzten Jahren bei großen Turnieren auch konstant unter den besten drei Mannschaften.
Frage: Sie haben gegen Belgien eine sehr ordentliche Leistung abgeliefert. Sehen Sie sich in Ihrer Rolle als Stammspieler dieser Mannschaft bestärkt?
Mertesacker: Ich sehe vor allen Dingen, dass wir bei der Nationalmannschaft insgesamt sehr gut besetzt sind, nicht nur bei uns Innenverteidigern. Wir können uns glücklich schätzen, so eine gute Mannschaft zusammen zuhaben. Wer dann beim Turnier letztlich spielt, wird nicht zuletzt auch die Klub-Saison beeinflussen - je nachdem, wie man sich da in den Vordergrund spielen kann. Es ist jeder in jedem Spiel gefragt, wir können nicht nachlassen. Deshalb waren wir auch alle sehr motiviert, um noch ein gutes Spiel über die Bühne zu bringen.
Frage: Dass der zweite Anzug so gut passt, ist doch der reine Luxus...
Mertesacker: Es hat sich schon einiges verändert in den letzten Jahren. Wenn so viele junge Spieler so früh in die Nationalmannschaft drängen, in ihren Klubs in der Champions League spielen, kommt das uns letztlich allen sehr zugute.
Frage: Überrascht es Sie, dass die Mannschaft schon so weit ist, mit zwei, drei guten Phasen pro Spiel den Sieg zu erringen? Das ist schließlich ein untrügliches Zeichen für Klasse.
Mertesacker: Es hätte in der ersten Halbzeit sogar noch deutlicher ausfallen können. Mario Gomez steht da ja noch zweimal alleine vor dem Torhüter. Natürlich gibt es immer Phasen, in denen wir den Gegner gut laufen lassen und auch zügig zum Abschluss kommen. Aber wir sollten nicht übertreiben.
Frage: Wünschen Sie sich mal wieder ein Spiel, in dem es eng zugeht, in dem die Mannschaft über 90 Minuten Druck aushalten muss?
Mertesacker: Das wird noch früh genug auf uns zukommen. Bei einem Turnier können die kleinen Dinge den Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg ausmachen. Wir haben uns eine gute Position und auch ein bisschen Respekt erarbeitet - und den wollen wir ausspielen.
Frage: Sie sind vor knapp zwei Monaten zum FC Arsenal gewechselt. Würden Sie jetzt sagen, dass Sie in London angekommen sind?
Mertesacker: Es ist auch nach zwei Monaten noch vieles neu. Es gab keine große Anlaufzeit für mich und keine Vorbereitung. Und trotzdem bin ich sehr glücklich, dass ich diesen Wechsel machen durfte und ich hoffe, mich in den nächsten Monaten so weiterzuentwickeln, wie ich es brauche, um noch bessere Leistungen zu bringen.
Frage: Was lernt man in der Premier League als erstes?
Mertesacker: Es ist auf jeden Fall so, dass sehr viel Tempo im Spiel ist. Aber ich habe das Gefühl, dass ich da gut aufgehoben bin.
Frage: Wie verfolgen Sie die Bundesliga noch?
Mertesacker: Das lässt einen nicht so los, dass man sagen könnte: 'Es interessiert mich alles nicht mehr.' Bremen ist immer noch ein großer Anziehungspunkt, ich habe da in meiner Zeit viele Freunde gewonnen. Ich habe den Verein in einem sehr guten Verhältnis zu den Verantwortlichen verlassen. Deshalb würde ich mich freuen, wenn es für Werder weiter so gut laufen würde.
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