Der Countdown läuft: Am kommenden Donnerstag wird Joachim Löw in der DFB-Zentrale in Frankfurt/Main seinen erweiterten Kader für die Fußball-Welmeisterschaft in Brasilien bekannt geben. 41 Tage vor dem Turnierstart an der Copacabana muss der Bundestrainer aber noch kräftig an seinem Puzzle arbeiten, denn nach wie vor treiben ihm Blessuren und Formschwankungen vieler seiner WM-Kandidaten Sorgenfalten auf die Stirn.
Vor allem die Verletzungsmisere seiner beiden Stoßstürmer Miroslav Klose (35) und Mario Gomez (28) bereiten Löw Kopfschmerzen. Gomez, der am Samstag nach seiner langwierigen Knieverletzung im italienischen Pokalfinale gegen den SSC Neapel wieder auf der Bank des AC Florenz sitzen soll, ist selbst optimistisch: "Ich bin voller Zuversicht, dass ich rechtzeitig wieder in Topform sein werde. Ich will spielen und der Mannschaft helfen."
Klose steht vor Comeback für Lazio
Routinier Klose soll nach überwundener Oberschenkelzerrung am Montagabend sein Comeback für Lazio Rom in der Serie A gegen Hellas Verona geben. "Es gibt den ein oder anderen Spieler, der einen Mehrwert für die Mannschaft hat, auch wenn er nur zu 80 oder 90 Prozent fit ist", hatte Löw bereits frühzeitig angedeutet, dass er bei seiner Nominierung in Ausnahmefällen von seinem Grundprinzip abrückt, dass alle WM-Fahrer "hundertprozentig fit und maximal belastbar" sein müssten.
Die Ausnahmeregel gilt mit ziemlicher Sicherheit für Sami Khedira, der ein halbes Jahr nach seinem Kreuzbandriss Mitte April wieder das Mannschaftstraining bei Real Madrid aufgenommen hat.
Der 27 Jahre alte Mittelfeldspieler wird als einziger WM-Fahrer verspätet ins Trainingslager der DFB-Auswahl (21. bis 30. Mai) nach Südtirol reisen, da er im Champions-League-Finale gegen Stadtrivale Atlético Madrid am 24. Mai in Lissabon möglicherweise als Vertreter für den gesperrten Xabi Alonso gebraucht wird.
Niersbach hofft auf Khedira
"So einen wie Sami, der marschiert, den braucht man in Brasilien", sagte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach am Freitag in Düsseldorf beim WM-Gipfel der Rheinischen Post. Er selbst werde aber auch erst kurz vor der offiziellen Bekanntgabe erfahren, für wen sich der Bundestrainer entschieden hat.
Die Fortschritte bei Khedira sind für Löw ebenso ein Lichtblick wie die Leistungssteigerung von Mesut Özil (25) nach seiner rund einmonatigen Verletzungspause beim FC Arsenal. Mit seinen Nationalmannschafts-Kollegen Per Mertesacker und dem zuletzt treffsicheren Lukas Podolski könnte Özil als frisch gekürter FA-Cup-Gewinner zum DFB-Team stoßen, sofern Hull City am 17. Mai in Wembley geschlagen wird.
Dass sich in diesem Spiel keiner aus dem DFB-Trio noch verletzt, wünscht sich Löw ebenso wie für das DFB-Pokalfinale zwischen Bayern München und Borussia Dortmund am selben Tag in Berlin. Sieben Bayern- und fünf BVB-Nationalspieler könnten im Olympiastadion zum Einsatz kommen.
Bender will WM-Ticket
Positive Signale erhielt der Bundestrainer am Freitag aus Dortmund. "Natürlich werde ich alles, alles was möglich ist, tun, um bei der Weltmeisterschaft dabei zu sein", sagte BVB-Mittelfeldspieler Sven Bender (25), der wegen einer Schambeinentzündung zehn Wochen außer Gefecht war, dem "kicker".
Nach den Ausfällen von Ilkay Gündogan (23) und Holger Badstuber (25) muss Löw aber noch weitere Absagen befürchten. Hinter den beiden Verteidigern Benedikt Höwedes und Marcel Schmelzer, die jeweils nach Muskelverletzungen gerade erst wieder ins Training eingestiegen sind, steht nach wie vor ein Fragezeichen. Ähnlich sieht es auch bei Marcell Jansen aus, der nicht nur durch eine Sprunggelenkverletzung zurückgeworfen wurde, sondern bei Abstiegskandidat Hamburger SV auch seiner Bestform hinterherläuft.
Nicht auszuschließen, dass Jansen nur für das Testspiel der DFB-Auswahl am 13. Mai in seinem Stadion in Hamburg gegen Polen nominiert wird, bei dem Löw auf 18 WM-Kandidaten verzichten muss. Den Verlegenheits-Kader für dieses Match wird von Löw ebenfalls am kommenden Donnerstag benannt.
Joachim Löw im Steckbrief