Ob 50, 55 oder 70 Grad - die deutsche Fußball-Nationalmannschaft will in ihrem WM-Auftaktspiel am Montag gegen Portugal (18.00 Uhr im LIVE-TICKER) unabhängig von Temperatur und Luftfeuchtigkeit kühlen Kopf bewahren und gleich zum Start in Brasilien ein Ausrufezeichen setzen.
"Wir wollen gut spielen, gewinnen und erreichen, dass die anderen Nationen gleich auf uns schauen und sagen: Wow, die Deutschen sind da", sagte ein vor Selbstbewusstsein strotzender Lukas Podolski vor der Ankunft der DFB-Auswahl am Samstagabend an ihrem Spielort Salvador.
Ein Sieg gegen Cristiano Ronaldo soll aber nur der Anfang eine langen Reise sein, die am 13. Juli beim Finale in Maracana von Rio de Janeiro enden soll.
"Egal ob 50, 55 oder 70 Grad"
"Wir sind an einem Punkt angekommen, wo wir ernsthaft vom Titel sprechen können. Das war vorher nicht immer der Fall. Ich habe meinem Sohn versprochen, dass der Papa einen Pokal mitbringt - und zwar den Großen", fügte der 29-Jährige hinzu.
Dermaßen kampfeslustig will der England-Legionär vom FC Arsenal für das erste Gruppenspiel keine Ausreden gelten lässt. "Wir sind ohnehin zu verwöhnt. Es ist egal, wie der Rasen ist und auch die äußeren Umstände. Es sind extreme Bedingungen. Aber es darf keine Rolle spielen, ob da jetzt 50, 55 oder 70 Grad herrschen", so der Podolski. Respekt habe er wie das gesamte Team vor Portugal, aber keine Angst.
Sami Khedira warnte aber vor dem 100. WM-Spiel einer deutschen Mannschaft eindringlich vor den Portugiesen. "Das wird das schwierigste Spiel, auch wenn wir zuletzt immer gegen Portugal gewonnen haben", sagte der Mittelfeldspieler von Champions-League-Sieger Real Madrid. Vor allem seinem Vereinskameraden Ronaldo traut er eine Menge zu.
CR7: "Jetzt seid ihr dran"
"Cristiano hat zu mir gesagt: 'Jetzt seid ihr dran, dieses Mal schlagen wir euch.' Ich weiß, dass er brennt. Er will von Anfang an zeigen, dass er zu den Besten der Welt gehört. Er wird sich zerreißen." Doch Khedira betonte auch: "Wenn wir unser Spiel durchziehen, werden wir Portugal schlagen."
Denn, ergänzte Höwedes: "Es spielt nicht Deutschland gegen Ronaldo, sondern Deutschland gegen Portugal." Das sieht Podolski ähnlich.
"Wir bereiten uns auf Portugal und nicht auf einen Spieler vor. Er ist zwar brandgefährlich und kann Spiele entscheiden, aber solche Leute haben wir auch. Wenn wir unsere Leistung bringen ist es egal, was er macht", betonte er vor dem frühzeitigen Aufbruch ins Brasiliens drittgrößte Metropole.
Aufgrund des Spielbeginns um 13.00 Uhr Ortszeit und der erwarteten äußeren Bedingungen mit Temperaturen um die 28 Grad und einer Luftfeuchtigkeit an die 90 Prozent hatte sich Löw erstmals in seiner achtjährigen Amtszeit dafür entschieden, bereits zwei Tage vor einem Turniermatch anzureisen.
Auch Merkel mit dabei
Im Teamhotel Catussaba Suites Resort wird der Bundestrainer am Sonntagabend in einer Teamsitzung dann auch die Namen der elf Spieler nennen, die gegen Ronaldo und Co. vor den Augen von Bundeskanzlerin Angela Merkel beginnen werden.
"Wir sind froh, dass sie nach Brasilien kommt. Es ist eine besondere Motivation, wenn die Kanzlerin da ist", sagte Podolski. Der frühere Bundesligaprofi würde nach einem erfolgreichen Match gerne mit Merkel in der Kabine ein "Selfie" schießen.
Podolskis gute Laune hatte wohl auch damit zu tun, dass er als einziger neben Thomas Müller in der Offensive seinen Startplatz sicher haben dürfte. Löw hat allerdings noch nicht alle Karten auf den Tisch gelegt. Fest steht bislang nur, dass Kapitän Philipp Lahm gegen die Portugiesen im Mittelfeld zum Einsatz kommt.
Und vor dem wieder vollständig genesenen Torhüter Manuel Neuer spielen in der Viererkette vier gelernte Innenverteidiger: Jerome Boateng, Mats Hummels, Per Mertesacker und Benedikt Höwedes.
Klose von der Bank
Spannend wird es noch im Mittelfeld und im Angriff, wo Löw im Training diverse Varianten durchprobiert hat. Wahrscheinlich ist, dass Senior und DFB-Rekordtorjäger Miroslav Klose (36) bei seiner Jagd auf den WM-Torrekord zunächst auf der Bank sitzt.
Die Spekulationen über die Besetzung der Spitze gehen von Müller über Mario Götze bis hin zu dem zuletzt wenig überzeugenden Mesut Özil, der angeblich ein heißer Kandidat für die vorderste Front ist.
Offen ist auch die zweiten Besetzung der Doppelsechs. Für die Rolle neben Lahm kommen Bastian Schweinsteiger, Khedira und auch Toni Kroos in Frage.