Als der Mannschaftsbus nach der Überfahrt über den Fluss Joao da Tiba die Fähre verlassen wollte, steckte das Gefährt mit der Aufschrift "Ein Land, eine Mannschaft, ein Traum" erst einmal fest. Auf der 15 Stunden langen Anreise der deutschen Nationalmannschaft ins WM-Quartier Campo Bahia in Santo Andre sollte dies aber die einzige Panne bleiben.
Bundestrainer Joachim Löw und seine Spieler waren zu diesem Zeitpunkt schon in Kleinbussen auf dem Weg in ihre Unterkunft, zuvor waren sie bei Sonnenschein und 30 Grad von Schulkindern mit Fähnchen in der Hand empfangen worden. Doch richtig genießen konnte das deutsche Team die herzliche Begrüßung nicht. Noch immer wird die WM-Mission vom WM-Aus von Marco Reus überschattet. Immerhin konnte bei der ersten Traininingseinheit auf brasilianischem Boden Manuel Neuer erstmals wieder ein Torwarttraining absolvieren.
Reus-Ausfall drückt auf Stimmung
Diese gute Nachricht geriet allerdings durch die schwere Verletzung von Reus in den Hintergrund. Ob auf dem zehneinhalbstündigen "Fanhansa"-Flug LH 2014 von Frankfurt/Main nach Salvador oder während der anschließenden Weiterreise ins Teamquartier am malerischen Atlantikstrand: Die Schock-Nachricht über den Ausfall des Dortmunders Reus drückte zunächst noch die Stimmung bei der DFB-Auswahl und bei Löw, der wenige Stunden vor der Abreise seine Planungen noch einmal umwerfen musste.
Der Offensivspieler von Borussia Dortmund erlitt im letzten WM-Test am Freitag gegen Armenien (6:1) einen Teilriss der vorderen Syndesmose oberhalb des linken Sprunggelenks. "Für ihn und für uns ist dies extrem bedauerlich, das ist ein Schock. Marco war super drauf. In unseren Überlegungen für Brasilien hat er eine zentrale Rolle gespielt. Für uns ist das nicht einfach", sagte Löw mit bedrückter Miene.
"Kribbeln ist da"
Doch trotz der Hiobsbotschaft war Löw bemüht, den Blick schnell wieder nach vorne zu richten. "Das Kribbeln ist da. Ich bin froh, wenn es endlich losgeht", sagte er. Viel Zeit zum Lamentieren bleibt gut eine Woche vor dem WM-Auftakt am 16. Juni in Salvador gegen Portugal ohnehin nicht.
Kurz nach der Ankunft in Santo André bat der Bundestrainer seinen 23-köpfigen Kader, in den Shkodran Mustafi für den geknickten Reus nachrückte, deshalb gleich zum Training. Dass Neuer, der sich am 17. Mai im DFB-Pokalfinale gegen Dortmund (2:0) eine Schulterverletzung zugezogen hatte und seitdem nur eingeschränkt trainieren konnte, erstmals wieder die Torwarthandschuhe anziehen konnte, war die positive Nachricht am ersten Tag im Campo Bahia.
BLOG Durch die Nacht in Salvador
Bei der Übungseinheit, bei der Neuer im Blitlichtgewitter der Fotografen stand, sollte in erster Linie die lange Reise abgeschüttelt und die Akklimatisierung forciert werden. Ansonsten hieß es für die Spieler, sich schnell an die ungewohnten Umstände zu gewöhnen. Im Campo Bahia sind Philipp Lahm und Co. erstmals in Wohngemeinschaften mit jeweils sechs Zimmern untergebracht.
"Perfekt, um etwas Großes zu erreichen"
"Diese Konzeption ist super. Es gibt immer wieder Treffpunkte. Das ist perfekt, um etwas Großes zu erreichen", meinte Andre Schürrle, der vor allem glücklich ist, "wenn das Internet funktioniert". Lahm, Bastian Schweinsteiger, Miroslav Klose und Per Mertesacker wurden von Löw zu den "Hausmeistern" der vier Spieler-Einheiten erkoren.
Reus darf dies alles nicht erleben. Der 25-Jährige verließ stattdessen am Samstag niedergeschlagen das DFB-Hotel in Mainz. Sein Ausfall hatte auch die weitgehend gelungene Generalprobe gegen Armenien völlig in den Hintergrund gedrängt. "Das ist sehr bitter. Er wird uns fehlen", meinte Lahm, zumal Reus als einer der großen Hoffnungsträger in der DFB-Auswahl galt.
Von Mustafi überzeugt
So kommt Mustafi doch noch zu WM-Ehren. "Es ging uns nicht darum, Marco Reus eins zu eins zu ersetzen. Unsere Qualität auf der Position hinter den Spitzen ist sehr hoch. Deswegen haben wir uns für eine weitere Option für den Defensivbereich entschieden", begründete Löw die Berufung Mustafis. Der 22-Jährige von Sampdoria Genua habe im Trainingslager in Südtirol "überzeugt".
Dass er nun doch dabei ist, lag an der folgenschweren Szene beim Länderspiel in Mainz am Freitagabend: Reus war in der 44. Minute bei einem Zweikampf mit dem Fuß im Rasen hängen geblieben und umgeknickt. Er wird voraussichtlich erst in sechs bis sieben Wochen wieder ins Training einsteigen können. Aus dem Trainingslager in Südtirol war bereits Lars Bender verletzt abgereist.
Doch trotz der Hiobsbotschaft war Löw bemüht, den Blick schnell wieder nach vorne zu richten. "Das Kribbeln ist da. Ich bin froh, wenn es endlich losgeht", sagte er. Viel Zeit zum Lamentieren bleibt gut eine Woche vor dem WM-Auftakt am 16. Juni in Salvador gegen Portugal ohnehin nicht.
"Diese Konzeption ist super. Es gibt immer wieder Treffpunkte. Das ist perfekt, um etwas Großes zu erreichen", meinte André Schürrle.
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