Für den gestiegenen Optimismus bei Löw sorgten vor allem die guten Nachrichten der drei Sorgenkinder: Kapitän Philipp Lahm ist wieder an Bord, Spielmacher Bastian Schweinsteiger fit, Torwart Manuel Neuer wohl beim WM-Auftakt dabei.
Der letzte WM-Test einen Tag vor dem Abflug nach Brasilien und zehn Tage vor dem Auftaktknaller gegen Portugal mit Superstar Cristiano Ronaldo soll die bislang unglückliche Vorbereitung daher unbedingt vergessen machen: "Alles ist ausgerichtet auf unser Spiel gegen Portugal."
Gegen den EM-Halbfinalisten von 2012 wird wohl auch der an der rechten Schulter verletzte Neuer auflaufen können. "Es wird keine Probleme geben", betonte Löw. Zuvor hatte der Torhüter von Bayern München die Fans mit einer Botschaft auf seinen sozialen Netzwerkseiten persönlich beruhigt.
Neuer postete ein Bild, auf dem er bewusst seinen verletzten rechten Arm hebt und die Hand zur Faust ballt. Darüber steht der hoffnungsvolle Satz: "Läuft alles nach Plan!"
Kein Risiko
Gegen Armenien mit BVB-Star Henrich Mchitarjan wird Neuer aber noch pausieren. Man wolle kein Risiko eingehen, begründete Löw und gab dafür dem Dortmunder Roman Weidenfeller eine Einsatzgarantie.
Anders als Neuer, der ohne jede Testspiel-Praxis das deutsche WM-Tor hüten würde, werden die ebenfalls angeschlagenen Bayern-Profis Lahm (Kapselverletzung im Sprunggelenk) und Schweinsteiger (Patellasehnen-Entzündung) am Freitag auflaufen.
"Sie werden zu Einsatzzeiten kommen, denn natürlich brauchen sie Wettkampfrhythmus", sagte Löw. Beim Training am Donnerstag standen beide wieder auf dem Platz, auch Neuer absolvierte einige Übungen mit der Mannschaft.
Rhythmus braucht auch Miroslav Klose, der einzig verbliebene Stürmer im 23-köpfigen WM-Kader. Ob der Routinier von Lazio Rom allerdings in Mainz ebenfalls Werbung für sich betreiben darf, ließ der Bundestrainer offen.
Die falsche Neun nervt
Mit der Debatte um das umstrittene System mit der "falschen Neun", also ohne nominelle Spitze, will sich Löw nicht mehr auseinandersetzen: "Ich nehme diese Diskussion nicht mit ins Gepäck nach Brasilien, sonst müsste ich für Übergepäck zahlen."
Nach zweieinhalb freien Tagen zum Kräftesammeln in der Familie nahm Löw am Donnerstagnachmittag seine WM-Spieler im Mainzer Hotel Hyatt Regency wieder in Empfang.
Durch die kurze Freizeit konnten sich die Geburtstagskinder Lukas Podolski (29 Jahre) und Mario Götze (22) zu Hause von ihren Liebsten feiern lassen. Allerdings hatten alle Spieler vom Bundestrainer Trainingspläne mit an die Hand bekommen.
Campo Bahia ist fertig
Gute Nachrichten hatte auch DFB-Teammanager Oliver Bierhoff für die Spieler: Das Quartier "Campo Bahia" in Santo André, in das der DFB-Tross am Morgen des Pfingstsonntags einziehen soll, ist entgegen anfänglicher Befürchtungen inzwischen fertig geworden. "Es steht, alles ist intakt", sagte Bierhoff.
Für etwas Unruhe sorgen aber Transfer-Gerüchte. In spanischen Medien wird berichtet, dass der Spitzenklub FC Barcelona die Offensivspieler Marco Reus und Thomas Müller auf dem Einkaufszettel hat.
Müller hatte bereits von seinem Klub Bayern München Klarheit über seine zukünftige Rolle im Team gefordert. Seine Position wird dadurch gestärkt, dass auch Englands Rekordchampion Manchester United Interesse am WM-Torschützenkönig von 2010 hat.
Keine Verhandlungen während der Endrunde
Löw glaubt nicht, dass Müllers Leistung darunter leiden werde. "Er ist sehr cool, solche Dinge belasten ihn nicht", sagte der 54-Jährige. Löw weiß aber um die Sensibilität solcher Themen und untersagt seinen WM-Spielern Verhandlungen während des Turniers.
Nichts soll vom großen Ziel WM-Sieg ablenken. Löw, dessen Zukunft trotz Vertrages bis 2016 ungewiss ist, meinte: "Es wäre schon schön, als Weltmeister in die EM-Quali zu gehen..."
Die WM-Gruppe G im Überblick