Kevin-Prince Boateng ist im Angriffs-Modus. Als wären das Bruder-Duell gegen Jerome und seine vielleicht letzte Chance aufs WM-Achtelfinale nicht brisant genug, heizt Ghanas Mittelfeldstar die Stimmung vor dem zweiten Gruppenspiel am Samstag (21.00 Uhr MESZ) gegen die deutsche Nationalmannschaft mit einer martialischen Kampfansage zusätzlich an.
"Es ist wie im alten Rom", sagte der Schalke-Profi in der "Sport-Bild": "Es stehen Leute um das Spielfeld und wollen sehen, wie sich zwei Mannschaften bekriegen. Die Mannschaft, die es mehr will, gewinnt. Von daher werden wir bis aufs Blut gegen Deutschland kämpfen."
Der frühere DFB-Junioren-Nationalspieler, der sich 2009 aufgrund fehlender Perspektive entschied, für das Heimatland seines Vaters aufzulaufen, dürfte es mit diesen Aussagen endgültig zum "Feindbild" Nummer eins für Phlipp Lahm und Co. geschafft haben. Die DFB-Spieler haben Boatengs Kritik im Vorfeld der WM noch nicht vergessen, auch Bruder Jerome nicht.
Keine "Typen und Charaktere"
Er vermisse in der deutschen Mannschaft "Typen und Charaktere, die eine Mannschaft mitreißen können", hatte Boateng bemängelt: "Immer, wenn es darauf ankam, haben sie es nicht geschafft." Angst, die DFB-Spieler könnten daraus zusätzliche Motivation ziehen, hat Boateng nicht: "Jogi Löw kann die Sätze gerne an die Wand hängen. Es ist keine spielabhängige Meinung, sondern etwas Grundsätzliches." Er sei einfach der Meinung, es fehle ein Typ wie Michael Ballack.
Eben jenen Ballack hatte Boateng bei seinem denkwürdigen Foul kurz vor der WM 2010 für das Endturnier außer Gefecht gesetzt. Heute bezeichnet der 27-Jährige diese Aktion als "Wendepunkt" in seinem Leben. "Damals ist mir nach der ständigen öffentlichen Kritik und Hetze klargeworden, dass Schluss sein muss damit, dass ich nur durch den Dreck gezogen werde. Ich habe mich verstärkt auf meine Aufgaben konzentriert", sagte Boateng.
"Es ist das leichteste Spiel überhaupt"
Seine ganze Konzentration gilt nun dem Duell gegen Deutschland mit Bruder Jerome - die Halbbrüder meiden allerdings während des Turniers den Kontakt. Kevin-Prince wird für Ghana wohl wieder von Beginn an auflaufen, nachdem er bei der bitteren 1:2-Auftaktniederlage gegen die USA noch 59 Minuten auf der Bank sitzen musste.
Schon bei der WM 2010 in Südafrika war es am letzten Gruppenspieltag zum direkten Boateng-Duell gekommen, damals gewann Deutschland 1:0, beide Teams kamen weiter. Auch in der Bundesliga trafen der Verteidiger des FC Bayern und der Mittelfeldspieler aus Schalke aufeinander. "Jetzt ist die Zeit gekommen, einmal gegen meinen Bruder zu siegen", sagte Kevin-Prince, auch wenn sich Deutschland gegen Portugal "in Top-Form" präsentiert habe.
Ein Boateng wird am Samstag aber auf jeden Fall glücklich sein - Vater Prince. "Für mich ist es das leichteste Spiel überhaupt", sagte er der "tz": "Egal, was passiert, ich kann ja nur gewinnen."
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