Niersbach: Jobgarantie für Löw

SID
Wolfgang Niersbach will Joachim Löw auf jeden Fall bis 2016 im Amt sehen
© getty

Für DFB-Präsident Wolfgang Niersbach steht fest, dass Joachim Löw unabhängig vom WM-Abschneiden der deutschen Fußball-Nationalmannschaft seinen Vertrag als Bundestrainer bis 2016 erfüllt.

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Schluss mit den Spekulationen: Kurz vor dem Abflug der deutschen Nationalmannschaft zur WM-Endrunde nach Brasilien hat Wolfgang Niersbach klargestellt, dass Joachim Löw seinen Vertrag beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) bis 2016 erfüllt und dem Bundestrainer unabhängig vom Turnierverlauf am Zuckerhut eine Jobgarantie gegeben.

"Wir haben den Vertrag mit Joachim Löw mit der klaren Absicht verlängert, dass er bis 2016 bleibt. Außer Miroslav Klose sehe ich keinen, der nach der WM seine Nationalmannschaftskarriere beendet. Unsere Mannschaft hat nach wie vor eine glänzende Perspektive, gerade auch für die EURO 2016", sagte der DFB-Präsident im Gespräch mit dem Sport-Informations-Dienst (SID).

Ebenso wie die Fans erhofft sich aber auch Niersbach, dass die deutsche Mannschaft nach zuletzt zwei dritten Plätzen bei Weltmeisterschaften den nächsten Schritt macht, was aber von vielen Faktoren abhänge.

"Am Ende muss alles passen"

"Wir selbst haben mit guten Leistungen dazu beigetragen, dass wir zu den Topfavoriten zählen. Wir waren bei den beiden letzten Welt- und Europameisterschaften immer unter den letzten Vier. Um jetzt noch den letzten ersehnten Schritt zu gehen, muss am Ende alles zusammenkommen: Tagesform, das notwendige Glück, Schiedsrichterentscheidungen und so weiter", sagt der DFB-Boss und nennt Beispiele:

"1990 und 1996 haben wir bei den Elfmeterschießen gegen England klar das Glück auf unserer Seite gehabt. Bei gleicher Leistung kann es sich bei einer solchen Fifty-Fifty-Entscheidung auch schnell mal drehen. Unsere Mannschaft besitzt aber unbestritten die Qualität, den Titel zu holen. Absoluter Topfavorit aber ist ohne jeden Zweifel Brasilien."

Wichtig sei es, am 16. Juni gegen Portugal erfolgreich in das Turnier zu starten, wie der 63-Jährige erläutert: "1990 war das 4:1 gegen den Mitfavoriten Jugoslawien wie eine Explosion. Dieses Spiel hat uns durch das ganze Turnier getragen, am Ende stand dann der dritte WM-Titel. 1982 in Spanien war es umgekehrt. Damals war ich noch Journalist und habe ein nie erwartetes 1:2 gegen Algerien miterlebt. Folge war eine Verkrampfung, die sich nie richtig auflöste, obwohl am Ende sogar der Einzug ins Finale gelang."

Neues Sommermärchen möglich

Niersbach ist aber zuversichtlich, dass man in Salvador das erste Kapitel eines neuen Sommermärchens schreiben kann. "Gegen Portugal haben wir die letzten drei Turnierspiele gewonnen, was hoffentlich ein gutes Omen für den 16. Juni ist. Portugal ist nach meiner Einschätzung unser schwerster Gruppengegner."

Dass noch nicht alle Stammspieler fit sind, bereitet dem früheren Generalsekretär keine Bauchschmerzen, was er erneut mit einem Blick in die Vergangenheit erklärt:

"Ähnliche Situationen hat es oft gegeben. 1986 vor der WM in Mexiko waren Rudi Völler, Pierre Littbarski und Karl-Heinz Rummenigge verletzt. Der einzige gesunde Stürmer war Klaus Allofs. Im Laufe des Turniers wurden dann alle gesund. Hätte die WM eine Woche länger gedauert, hätten wir das Finale gegen Argentinien womöglich sogar deutlich gewonnen."

Es könne aber auch umgekehrt laufen: "Rudi Völler hat sich bei der EM 1992 im ersten Spiel den Arm gebrochen und war raus."

Gut gerüstet trotz Verletzungen

Niersbach ist zuversichtlich, dass die deutsche Mannschaft trotz der Turbulenzen im WM-Trainingslager in Südtirol im vergangenen Montag gut gerüstet ins Turnier startet.

"Wir können guten Gewissens behaupten, dass wir uns für die WM sehr gut aufgestellt und sehr gut vorbereitet haben. Und ich vertraue der Einschätzung von Joachim Löw und Oliver Bierhoff, die mir berichtet haben, dass die Trainingsabläufe in Südtirol optimal waren, die Mannschaft zu einer wirklichen Einheit zusammengewachsen ist", sagt Niersbach, der die unerfreulichen Vorfälle im Passeiertal (Pinkelaffäre Kevin Großkreutz, Führerscheinentzug für Löw und ein schwerer Unfall während einer PR-Aktion mit zwei Verletzten) aber nicht herunterspielen will.

Vorfälle voneinander trennen

"Man muss diese drei Vorfälle klar voneinander trennen. Das Schlimmste war ohne jede Frage der Unfall mit den beiden Verletzten. Was dort passiert ist, hat uns alle tief betroffen gemacht. Das Allerwichtigste ist jetzt, dass der schwer verletzte Mann aus Thüringen bald wieder gesund wird. Die anderen beiden Dinge sind davon zu trennen. Wir haben in Absprache mit Borussia Dortmund Kevin Großkreutz sehr deutlich gemacht, dass wir ein solches Verhalten bei einem Nationalspieler kein zweites Mal dulden werden. Und Joachim Löw hat eingeräumt, dass er sich über den Führerscheinentzug selbst am meisten ärgert und künftig besser aufpassen wird", kommentierte Niersbach die Ereignisse während der WM-Vorbereitung.

Solche negativen Schlagzeilen will der DFB-Präsident in Brasilien nicht lesen. Vielmehr erhofft sich Niersbach, dass der DFB nicht nur sportlich erfolgreich ist, sondern auch Deutschland wie gewohnt von seiner besten Seite zeigt:

"Wir möchten uns auch außerhalb des Spielfeldes gut präsentieren. Dazu gehört unser Engagement für viele soziale Projekte vor Ort, unter anderem die Unterstützung eines SOS-Kinderdorfes. Mehrere ausgesuchte Projekte werden uns über die Dauer der WM hinaus begleiten. Leuchtendes Beispiel ist die Mexiko-Hilfe, die 1986 von Egidius Braun initiiert wurde und bis heute mit großem Einsatz für die Menschen da ist."

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