Zuvor hatte Bundestrainer Joachim Löw am Dienstagmittag mitgeteilt, dass der 30-Jährige die Nachfolge von Philipp Lahm antritt, der nach dem WM-Triumph von Rio der Janeiro überraschend aus der Nationalmannschaft zurückgetreten war.
Dass Schweinsteiger verletzungsbedingt zuletzt mehr auf Partys als auf dem Fußballrasen Furore machte, sei nur eine Momentaufnahme, wie der Mittelfeldspieler von Bayern München auf der DFB-Homepage versichert: "Um auf die WM hin fit zu werden, habe ich natürlich etwas investieren müssen. Jetzt braucht mein Körper etwas Zeit, aber es geht voran. Ich denke, dass ich in den nächsten paar Wochen wieder voll dabei bin."
Da ist auch Löw optimistisch: "Ich weiß, dass seine Verletzung nicht so gravierend ist. Er wird bald wieder zur Nationalmannschaft stoßen." Das hofft auch dessen Vereinskollege Thomas Müller, der die Entscheidung Löws via Twitter lobte: "Gratulation! Eine gute Wahl vom Bundestrainer."
Schweinsteiger: "Es ist eine Ehre"
Schweinsteiger, der in der Vergangenheit in Vertretung von Lahm bereits neunmal die Binde getragen hat, kommentierte Löws Entscheidung voller Stolz: "Es ist eine Ehre und Freude, aber zugleich eine Verpflichtung." Der neue DFB-Kapitän, der nach Angaben von Löw zunächst mal bis zur EM 2016 dieses Amt bekleiden soll, muss wegen Problemen an der Patellasehne beim ersten Länderspiel-Doppelpack der neuen Saison gegen Vize-Weltmeister Argentinien am Mittwoch in Düsseldorf und zum Auftakt der EM-Qualifikation gegen Schottland am Sonntag in Dortmund passen.
Dass ihm Löw trotz seiner sich häufenden Verletzungsprobleme das Vertrauen ausgesprochen hat, sei ein "sehr schöner Moment", gewesen. Ganz so überraschend sei die Entscheidung für ihn aber nicht gekommen: "Joachim Löw und ich arbeiten jetzt seit 2004 zusammen, und diese gemeinsame Zeit, die mit dem Gewinn des WM-Titels einen Höhepunkt hatte, schweißt natürlich zusammen. Insofern habe ich es als Privileg und auch als Anerkennung empfunden, gewissermaßen als Erster unter Gleichen ernannt zu werden."
Löw: "Schweinsteiger ein absoluter Leader"
Löw brachte seinerseits noch einmal seine Wertschätzung für seinen neuen verlängerten Arm zum Ausdruck: "Er ist ein absoluter Leader, er hat immer für die Nationalmannschaft Verantwortung übernommen, auf und neben dem Platz. Man muss sich nur noch einmal das WM-Finale vor Augen führen, wie er sich da für die Mannschaft aufgeopfert hat. Er wird ein großer und würdiger Kapitän."
Schweinsteiger, der in seinen jungen Jahren recht flapsig und unkonventionell war, hat sich im Laufe der Jahre zu einem charakterstarken Profi entwickelt, der vor Selbstbewusstsein strotzt: "Ich habe meine Art zu führen, die sich in den letzten Jahren entwickelt und als erfolgreich erwiesen hat." Er wisse aber auch, "dass nun weitere Verpflichtungen dazukommen, insbesondere auch außerhalb des Platzes".
Davor ist ihm aber nicht bange: "Ich weiß, was es heißt, Verantwortung für diese Mannschaft zu übernehmen." Er selbst wolle nach dem Motto "Führen durch Vormachen" vorangehen: "So sind wir alle zusammen Weltmeister geworden."
Dass man nur gemeinsam zum Erfolg gelang, macht er an einem anderen Beispiel deutlich: "Am erfolgreichsten sind meine Mannschaften immer dann gewesen, wenn wir elf bis 14 Kapitäne auf dem Platz waren. Beim WM Titel 2014 und der Triplesaison 2012/2013 mit dem FC Bayern hatten wir in den Kadern nur Kapitäne. So muss es sein."
Die bisherigen Kapitäne im Überblick (in Klammern die Anzahl der Spiele)
Lothar Matthäus (75), Michael Ballack (55), Philipp Lahm (53), Karl-Heinz Rummenigge (51), Franz Beckenbauer und Oliver Kahn (je 50), Uwe Seeler (40), Jürgen Klinsmann (36), Paul Janes (31), Fritz Szepan und Fritz Walter (je 30), Oliver Bierhoff (22), Willi Schulz und Berti Vogts (je 20), Bernard Dietz (19), Herbert Erhardt (18), Miroslav Klose (17), Hans Schäfer (16), Wolfgang Overath und Harald Schumacher (je 14), Ludwig Leinberger (11), Rudolf Gramlich, Adolf Jäger und Jürgen Kohler (je 10), Bastian Schweinsteiger (9), Lukas Podolski (3), Mario Gomez (2), Jerome Boateng, Julian Draxler, Sami Khedira, Serdar Tasci und Heiko Westermann (je 1).
Bastian Schweinsteiger im Steckbrief