"Ich wünsche, dass wir in der Lage sind, den Erfolg zu bestätigen und eine Epoche zu prägen. Es wäre fantastisch, noch einen weiteren Titel zu gewinnen und vor allem noch einmal dieses Gefühl zu spüren", sagte der Bundestrainer im Gespräch mit dem "SID" und fügte mit Blick auf die kommende EURO in Frankreich und auch das nächste WM-Turnier in Russland konkret hinzu: "Unser Ziel muss es sein, 2016 das Ding in Paris zu gewinnen und uns uns dann nochmal Richtung WM 2018 zu konzentrieren."
Dass er bereits so weit in die Zukunft blickt, habe aber aktuell nichts mit seiner persönlichen Planung zu tun. "Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Ich denke da in einem Zweijahreszyklus und konzentriere mich voll auf die EM-Qualifikation, die wir am Ende sicher überstehen werden, und dann die EM-Runde 2016 in Frankreich", sagte Löw, der bis 2016 beim DFB unter Vertrag steht.
Möglicherweise wird er auch nach zehn Jahren als Bundestrainer noch zwei Jahre dranhängen: "Nach einem Turnier kann man dann die Überlegungen anstellen, wie es weitergeht. Da ist dann alles möglich."
"Wollen neue Ideen entwickeln"
Zunächst muss er aber nach dem holprigen Start in die EM-Qualifikation im kommenden Jahr den Weltmeister wieder auf Kurs bringen. "Es ist zwingend erforderlich, dass wir ab Januar wirklich den Hebel umlegen und uns mit der Aktualität beschäftigen", sagte der 54-Jährige, der dafür bereits im Herbst einige strategische Änderungen angekündigt hatte: "Wir müssen mit Blick auf die EM 2016 schauen, wie wir uns weiter verbessern können uns werden uns darüber ernsthafte Gedanken machen."
Noch ist Löw aber mit seinem Trainerteam in der Findungsphase: "Wir sind gerade erst dabei, den Masterplan für 2015/16 zu erarbeiten. Wir wollen neue Ideen entwickeln, neue Lösungen finden. Denn der Fußball entwickelt sich immer weiter und dem müssen wir natürlich Rechnung tragen. Wir überlegen, welche neuen Reize wir setzen können und müssen. Grundsätzlich geht es aber um Flexibilität, Variabilität und die Ordnung in unserem Spiel, das wollen wir weiter perfektionieren."
Dabei will Löw grundsätzlich auf das zurzeit aktuelle Personal zurückgreifen, aber wie in der Vergangenheit auch behutsam neue Kräfte einbauen.
"Mental nicht einfach, so einen Erfolg zu verarbeiten
"Der Maßstab für eine Berufung in die Nationalmannschaft ist einzig und alleine die Leistung der Spieler. Das ist nach wie vor bei einer Nominierung entscheidend. Ich bin gerne bereit, mal eine schwächere Phase zu tolerieren. Unter dem Strich muss aber die Leistung stimmen, wenn man für Deutschland spielen will", sagte er und legte die Messlatte für die Profis gewohnt hoch.
Dass sich viele Weltmeister aktuell aus unterschiedlichen Gründen derzeit bei ihren Klubs nur auf der Bank wiederfinden, bereite ihm noch kein Kopfzerbrechen. "Das bereitet mir im Moment keine großen Sorgen, denn damit habe ich gerechnet. Es ist doch normal, dass nach einem solch intensiven Turnier mit einer so großen Willensleistung bei dem ein oder anderen Probleme auftauchen. Zudem ist es auch mental nicht so einfach, einen so großen Erfolg zu verarbeiten", sagte Löw mit Blick auf Lukas Podolski, André Schürrle, Sami Khedira und Kollegen.
"In der Winterpause einen Schnitt machen"
Der Nationaltrainer fügte an: "Ich denke, dass es für einige Spieler jetzt gut ist, wenn sie in der kurzen Winterpause einen Schnitt machen, das Jahr endgültig abhaken können und sich auf die neuen Aufgaben in der Zukunft konzentrieren."
Zudem setzt der Bundestrainer auch im neuen Jahr weiterhin auf bereist bekannte und möglicherweise auch auf neue Gesichter: "Es ist ja kein großes Geheimnis, dass ich weiter mit jungen Spielern wie Kevin Volland, Erik Durm oder Antonio Rüdiger plane, die mein vollstes Vertrauen haben und auch die nötige Zeit bekommen, sich weiterzuentwickeln. Zudem beobachten wir natürlich die Spieler in der U21, U20 und U19, von denen einige großes Potenzial haben."
Joachim Löw im Steckbrief