Der Nationalmannschafts-Manager fügt an: "Der sportliche Aspekt ist nach hinten gerutscht, das Auftreten stand im Vordergrund."
Als Beispiel führte 46-Jährige vor allem den Halbfinalsieg gegen Gastgeber Brasilien an. "Wir haben das 7:1 eben nicht riesig gefeiert, sondern den Gegner in den Arm genommen und getröstet. Wir sind nicht abgehoben, sondern haben gesagt: Das war nur ein weiterer Schritt", betonte der ehemalige Nationalstürmer: "In dem Moment waren wir selbst im Sieg nicht mehr die hässlichen Deutschen. Das ist ein Gefühl, das erst diese junge Generation verströmt."
Gleichzeitig will Bierhoff aber die Position der DFB-Auswahl in den kommenden Jahren festigen. "Mein Anspruch lautet schon, dass wir weiterhin die Mannschaft Deutschlands sind. Ich bin mir bewusst, dass diese Messlatte hoch liegt", sagte er.
Keine Konsequenzen für Reus
Der Fußball befinde sich dabei im Hinblick auf im Schatten stehende Sportarten allerdings auch in einem "Spagat". "Wir müssen an die anderen Sportarten denken. Und das tun wir auch, der Solidaritätsgedanke ist immer da", sagte Bierhoff: "Gleichzeitig müssen wir in unserem Geschäftsbereich das vorhandene Interesse nutzen. Das müssen wir schon deshalb, weil wir ein gemeinnütziger Verband sind."
Zudem betonte Bierhoff erneut, dass der Dortmunder Nationalspieler Marco Reus in der DFB-Auswahl keine Konsequenzen für sein jahrelanges Fahren ohne Führerschein zu fürchten habe.
"1996 ist es einfach passiert"
"Fahren ohne Führerschein ist unverantwortlich. Für mich entscheidend ist, wie mit diesen Fehlern umgegangen wird und welche Lehren man daraus zieht", betonte er: "Aber mir ist bei der Bewertung schon die Frage wichtig, ob es generell an uns wichtigen Werten und Prinzipien fehlt. Das ist bei Marco keineswegs der Fall."
Er selbst habe den Triumph in Brasilien deutlich anders erlebt, als den EM-Titel 1996, bei dem Bierhoff beide Tor zum 2:1 gegen Tschechien erzielte. "1996 ist es einfach passiert. Ich war völlig unbedarft, hatte ja nicht einmal damit gerechnet, im Finale überhaupt zu spielen. Als der Schlusspfiff kam, habe ich gar nichts kapiert. Ich war nur froh", sagte Bierhoff: "Den Moment des Sieges habe ich in Rio viel bewusster erlebt. 1996 flog alles ganz schnell an mir vorbei."
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