"Wir können und wollen den Menschen mit unserem Fußball viel Freude bereiten", sagte Löw in seiner Dankesrede in Baden-Baden, "aber wir sollten das nicht nur auf dem Spielfeld tun. Wir sollten auch mit aller Überzeugung Werte vertreten wie Integration - gegen Rassismus und Antisemitismus, gegen Gewalt und Fremdenfeindlichkeit."
Die Mannschaft sei in ihrer multikulturellen Zusammensetzung ein Vorbild. "Bei uns steht der Mensch im Mittelpunkt, nicht seine Herkunft", betonte Löw: "Es gibt tolle Menschen in allen Kulturen und Religionen. Alle können hervorragend miteinander auskommen, wenn sie sich gegenseitig respektieren und die ausgemachten Regeln einhalten."
Offenbar auch mit Blick auf die Pegida-Demonstrationen und die Diskussionen um eine angebliche Islamisierung fragte Löw: "Wie schön wäre es, wenn Deutschland irgendwann auch Weltmeister des friedlichen und freundlichen Zusammenlebens unterschiedlicher Kulturen und Religionen wäre?"
Erinnerungen an EM 2012
Der Bundestrainer, der die Nationalmannschaft im vergangenen Sommer in Brasilien zum ersten WM-Titel seit 24 Jahren geführt hatte, erinnerte auch an die internationalen Krisenherde. "2012 haben wir noch in der Ukraine gespielt", sagte er mit Blick auf die letzte EM, "das Stadion von Donezk ist völlig zerstört, die Stadt im Kriegszustand."
Und das neue Jahr habe "mit einem Terroranschlag in dem Land begonnen, in dem die nächste EM stattfindet - in Paris". Anders als viele seiner Vorgänger betonte Löw die politische und gesellschaftliche Verantwortung der Nationalspieler und erklärte mit Blick auf ihr Verhalten bei den WM-Turnieren 2010 in Südafrika und 2014: "Wir können stolz sein auf unsere Fußball spielenden Außenminister."
Der 54-Jährige hatte den Preis erhalten, weil "sein Führungsstil und seine Spielphilosophie die Nationalelf in der ganzen Welt zu einem herausragenden Botschafter eines modernen, weltoffenen und sympathischen Deutschlands gemacht" habe, so die Begründung der Jury aus Chefredakteuren führender Zeitungen und Zeitschriften.
Löw jetzt in einer Reihe mit Merkel, Kohl und Arafat
Darüber hinaus sei die Arbeit des Welttrainers geprägt durch eine über Jahre hinweg verfolgte "Vision einer Mannschaft, in der Spitzensportler mit ganz unterschiedlichem Hintergrund, Erfahrung und Persönlichkeit sich mit Stolz zusammenfügen, um für Deutschland spielen zu dürfen", hieß es in der Begründung der Jury. Löw habe "mit einer gelassen wirkenden Unbeirrbarkeit seinen Kurs auch im medialen Wechselbad von Lobeshymnen und Abgesängen zielstrebig verfolgt". Löw nahm die Auszeichnung als "Ansporn, unser Weg ist noch nicht zu Ende".
Das Unternehmen Media Control ehrt seit 1992 herausragende Persönlichkeiten mit dem Deutschen Medienpreis. Preisträger der vergangenen Jahre waren unter anderem Bundeskanzlerin Angela Merkel, die Ex-Kanzler Helmut Kohl und Gerhard Schröder, die verstorbenen Friedensnobelpreisträger Yassir Arafat und Nelson Mandela sowie Schauspieler George Clooney.