Vor 14.000 Zuschauern im Stadium Lazur Burgas erwischten die Franzosen einen besseren Beginn, vergaben jedoch zahlreiche Chancen. Als das DFB-Team stärker wurde, fiel quasi mit dem Pausenpfiff das 1:0 für Frankreich: Odsonne Edouard traf per Rechtsschuss zum Führungstreffer (40.). Für Keeper Constantin Frommann war es das erste Gegentor im Turnier.
Nach dem Seitenwechsel war es erneut Edouard, der den Deutschen das Gegentor mit einem sehenswerte Abschluss einschenkte (47.). Das DFB-Team kam jedoch prompt zurück: Einen Kopfball von Johannes Eggestein wehrte Luca Zidane mit einer verunglückten Zweifach-Parade ins eigene Tor ab (50.).
Der Mann des Spiels hatte jedoch abermals eine Antwort parat: Edouard entwischte Abu Hanna und verpasste dem Team von Christian Wück mit dem 3:1 den endgültigen Knockout (70.). Den Schlusspunkt setzte Gökhan Gül (80.+3) mit einem Eigentor.
Frankreich feiert damit den Titel, während Deutschland es verpasst, nach dem Triumph von 2009 abermals ein U-17-Turnier für sich zu entscheiden.
Reaktionen:
Christian Wück (Trainer Deutschland): "Ich bin sehr stolz auf das Team. Wir haben eine tolle EM gespielt. Frankreich hat die Tore zu günstigen Zeitpunkten erzielt und war in der Offensive einen Tick stärker, das hat am Ende den Ausschlag gegeben."
Wolfgang Niersbach (DFB-Präsident): "Die U 17 hat ein großes Turnier gespielt. Man muss anerkennen, dass die Franzosen im Finale die bessere Mannschaft waren - sowohl körperlich als auch spielerisch. Kein Vorwurf an unser Team. Mir hat imponiert, dass es nie aufgegeben hat."
Hansi Flick (DFB-Sportdirektor): "Das Team hat eine tolle Moral bewiesen, hat sich nach dem 0:2 gut zurückgekämpft. Das 1:3 und 1:4 hat uns schließlich das Genick gebrochen. Die U 17 hat uns in Bulgarien sehr gut vertreten."
Der Spielfilm:
Vor dem Anpfiff: Gleich fünf Änderungen im deutschen Team. Gegenüber dem Halbfinale bleiben nur Frommann, Nesseler, Busam, Janelt, Gül und Passlack in der Startelf.
Frankreich beginnt im 4-2-3-1 mit den gefährlichen Ikone und Maouassa auf den Außen. Im Sturmzentrum beginnt Edouard.
9.: Abu Hanna lässt Boubanna viel zu viel Platz, der clever in den Rücken zu Cognat spielt. Der Mittelfeldspieler schießt freistehend weit über den Kasten.
24.: Toller Heber auf Adelaide, der frei vor Frommann auftaucht, aber die Nerven verliert. Er schießt den Keeper an und kann keinen Nachschuss setzen.
25.: Auf der Gegenseite nun mal Eggestein mit einem guten Antritt von rechts in die Mitte. Sein Abschluss von der Strafraumgrenze geht knapp einen Meter am Kasten vorbei.
32.: Eigentlich ist Eggestein gegen Doucoure auf verlorenem Posten, spitzelt dem Verteidiger aber die Kugel noch weg und geht über die Grundlinie in den Strafraum. Sein Pass findet Schmidt, der aus dem Hinterhalt abzieht, aber doch recht weit am Kasten vorbei.
34.: Nesseler spielt lang auf Eggestein, der clever in den Rücken auf Passlack köpft. Dessen Direktabnahme geht aber einen Meter über das Tor.
40., 1:0, Edouard: Karakas verliert Georgen aus den Augen, der clever in den Rückraum auf Boutobba passt. Der trifft die Kugel überhaupt nicht, sodass der Ball zu Edouard kullert. Frommann kommt mit dem Fuß noch an dessen Schuss, doch die Kugel rutscht ihm durch.
42.: Riesenfehler von Abu Hanna! Sein Rückpass kommt nur fünf Meter weit, Ikone schnappt sich die Kugel und rennt auf Frommann hinzu. Ikone legt sich den Ball weit vor und will rechts am Keeper vorbei. Frommann aber hat das geahnt und schnappt zu.
47., 2:0, Edouard: Edouard holt sich 25 Meter vor dem Kasten das Spielgerät und setzt sich gegen Gül durch, spielt "Doppelpass" mit Nesseler und kann vollkommen freistehend vom Strafraumrand links unten vollenden.
50., 2:1, Zidane (Eigentor): Ein Freistoß aus dem Halbfeld kommt perfekt auf den Kopf von Eggestein, der auf den Kasten köpft. Zidane reißt die Hand hoch und produziert so eine Bogenlampe, die er auch im zweiten Anlauf nicht klären kann und ins eigene Tor abfälscht.
70., 3:1, Edouard: Ein toller Treffer von Edouard, der den Dreierpack perfekt macht. Boutobba chippt in die Richtung des Goalgetters, der im Gegensatz zu seinen Kollegen vor Frommann die Nerven bewahrt und ihn überlupft.
80.+3, 4:1, Gül (Eigentor): Gül lenkt eine Samba-Hereingabe mit dem linken Fuß ins eigene Tor. Frommann kann da nichts mehr anrichten.
Fazit: Verdienter Sieg für körperlich wie spielerisch überlegene Franzosen, der vielleicht ein wenig zu hoch ausfiel. Deutschland verpasste es in seiner Drangphase vor der Pause, selbst den Führungstreffer zu erzielten. Edouard machte letztlich den Unterschied.
Der Star des Spiels: Odsonne Edouard. Ein absoluter Killer. Kam dreimal frei zum Abschluss und ließ sich dreimal die Gelegenheit nicht nehmen. Vereint Wucht, Dynamik und einen präzisen Schuss. Ein vielversprechendes Talent und mit seinem Dreierpack der Matchwinner.
Der Flop des Spiels: Deutschlands linke Abwehrseite. Karakas sah gegen Ikone auf dem linken Flügel oftmals kein Land, in der Mitte zeigte Abu Hanna regelmäßig Schwächen im Stellungsspiel. Sah bei allen Gegentoren unglücklich aus. Dazu mit einem fahrlässigen Rückpass in die Füße von Ikone (42.), der ungestraft blieb.
Der Schiedsrichter: Pawel Raczkowski. In der ersten Halbzeit ohne Fehl und Tadel. Unaufgeregte Spielleitung, sachlich konsequente Zweikampfbewertung. Auch im zweiten Durchgang mit viel Übersicht. Lag auch bei Abseitsentscheidungen richtig.
Das fiel auf:
- In den ersten Minuten leisteten sich beide Teams unheimlich viele Ballverluste, so dass kaum Spielfluss zustande kam. Die Franzosen fingen sich jedoch - das DFB-Team nicht. So übernahm Frankreich das Kommando und kam vor allem über die sprint- und dribbelstarken Außen zu Chancen.
- Auf Seiten der Deutschen war vor allem die linke Abwehrseite anfällig. Außenverteidiger Karakas zeigte sich im Stellungsspiel häufig indisponiert, auch Abu Hamma war häufig zu weit weg vom Gegenspieler. Ikone und Maouassa waren kaum in den Griff zu kriegen.
- Das deutsche Offensivspiel kam lange Zeit kaum zur Geltung. Passlack war oft auf sich allein gestellt und blieb wirkungslos, viele Angriffe waren lediglich Stückwerk. Mitte der ersten Hälfte wendete sich das Blatt jedoch: Das DFB-Team traute sich mehr zu, suchte häufiger den Weg über Eggestein im Zentrum. Die Chancenverwertung war jedoch ausbaufähig.
- Nach der Pause gestaltete sich das Spiel offener: Beide Teams wiesen im Umschaltspiel gewaltige Lücken auf, auch individuelle Fehler häuften sich. So entwickelte sich ein chancenreiches Spiel, das jederzeit spannend blieb - bis Edouard mit dem 3:1 dem DFB-Team den Todesstoß versetzte.
Frankreich - Deutschland: Alle Fakten zum Spiel