Mit dem Testspiel gegen die USA steigt für die Nationalspieler das vorletzte Duell der Saison, ehe am Samstag das Quali-Duell mit Gibraltar ansteht. Die US-Boys und Ex-DFB-Coach Jürgen Klinsmann, für die das Duell als Vorbereitung für den Gold Cup dient, kommen mit viel Selbstvertrauen nach Köln - und dürfen sich gegen den Kinderriegel durchaus Chancen ausrechnen.
Die letzten Informationen zum Spiel
Der Kinderriegel: Jerome Boateng erhielt von Löw Extraurlaub, Mats Hummels und Benedikt Höwedes sagten verletzt ab, ersterer inklusive Twitter-Rechtfertigung. Die Folge: Die deutsche Abwehrreihe wird am Mittwochabend dem berühmt-berüchtigten Ruf des "Kinderriegels" gerecht. Erik Durm, Antonio Rüdiger, Shkodran Mustafi und Jonas Hector bilden wohl die Viererkette und bringen es zusammen auf einen Altersschnitt von 23,25 Jahren sowie die durchschnittliche Erfahrung von 5,5 Länderspielen.
Klinsis Heimat-Legionäre: Gleich fünf Legionäre aus seinem Heimatland hat Klinsmann in das 22-köpfige Aufgebot berufen. Das Bundesliga-Trio John Brooks (Hertha BSC), Timothy Chandler (Eintracht Frankfurt) und Fabian Johnson (Borussia Mönchengladbach) darf sich genauso beweisen wie Alfredo Morales von Aufsteiger Ingolstadt und Bobby Wood (Erzgebirge Aue). Dabei steht einiges auf dem Spiel: Es ist die letzte Partie, ehe Klinsmann seinen 23-köpfigen Kader für den Gold Cup bekanntgeben muss.
All you need is Love: Die PK vor der Partie mit Löw und Klinsmann war von Lobhudeleien geprägt. "Natürlich hat Jürgen einen großen Anteil an unserem Titel. Dafür sind wir ihm immer dankbar", erklärte etwa Löw und Klinsmann erwiderte den Gefallen: "Wohin ich reise auf der Welt: Alle reden voller Bewunderung über Jogi und seine Truppe." Löw pries daraufhin noch die Fortschritte des US-Teams, das Verhältnis zwischen dem einstigen Chef und seinem früheren Co-Trainer ist offenbar voll intakt.
Heiß gelaufene Amerikaner: Die USA zeigten beim 4:3-Testspiel-Sieg in den Niederlanden, der erste Sieg der US-Boys überhaupt in Holland, am Freitag viel Herz und setzten einen Trend fort: Das Klinsmann-Team hat jetzt in fünf seiner letzten sechs Spiele mindestens zwei Tore erzielt und vor allem das Mittelfeld, das Herz des Teams, zeigt Fortschritte. "Natürlich gibt uns das ein gutes Gefühl und auch Selbstvertrauen für das Spiel gegen Deutschland", betonte Torhüter Brad Guzan: "Vor allem gibt es uns diesen Glauben, dass wir große Teams schlagen können." Klinsmann fügte hinzu: "Wir haben in Holland viele Leute überrascht. Jetzt wollen wir die gleiche Energie, die gleiche Herangehensweise und die gleiche Disziplin gegen den Weltmeister zeigen."
Löws Wechselspiele: Die deutschen Spieler die in der Startelf stehen sollten ihre Chance von Beginn an nutzen. Löw kündigte am Dienstag an: "Grundsätzlich möchte ich versuchen, das Wechselkontingent auszuschöpfen. Der eine oder andere wird wohl nur eine Halbzeit spielen."
Die nackten Zahlen: Insgesamt zehn Mal trafen die USA und Deutschland bislang aufeinander, das erste Mal bei einem Testspiel im Juni 1993. Die Bilanz spricht dabei klar für das DFB-Team: Sieben deutschen Siegen stehen drei Erfolge der US-Boys gegenüber, ein Unentschieden gab es bislang nie zwischen den beiden Teams. Zuletzt kam es bei der Gruppenphase der WM 2014 zum direkten Duell, Deutschland dominierte die USA, die ohne Schuss aufs Tor blieben, und gewann mit 1:0.
Die Schwachstelle: Trotz des Sieges in den Niederlanden haben die Amerikaner, die zuvor fünf Partien in Folge auswärts nicht gewinnen konnten, ihre besondere Problemzone: Das Abwehrzentrum. Ohne Matt Besler und Omar Gonzalez, die bei den Tests nicht dabei sind, bildeten John Brooks und Ventura Alvarado das Start-Duo in der Innenverteidigung. Die beiden Youngster hatten immer wieder deutlich sichtbare Probleme, auch mit der Einwechslung von Michael Orozco für Alvarado wurde es nicht wirklich besser. Für Lukas Podolski und Max Kruse könnten sich hier Räume ergeben.
Die Mannschaft: Manager Oliver Bierhoff nutzte den Länderspiel-Termin, um den neuen Eigennamen und damit ein neues Markenbild des DFB-Teams zu verkünden. Analog zu Italiens Squadra Azzura, Brasiliens Selecao oder Frankreichs Les Bleus soll der Weltmeister künftig als "Die Mannschaft" bekannt sein. Der Name sei im Ausland bereits als "La Mannschaft" oder "The Mannschaft" im Umlauf und Bierhoff erklärte den Slogan weiter: "Man hat gespürt - ohne anderen Mannschaften zu nahe treten zu wollen - dass wir "Die Mannschaft" sind."
"Hier und da ein kleiner Hänger" Seit dem WM-Sieg von Brasilien und den darauf folgenden Rücktritten befindet sich Löws Team noch in der Findungsphase. In der EM-Quali gab es Siege über Schottland, Gibraltar und Georgien, aber auch ein Remis gegen Irland und eine Pleite in Polen. Auch der jüngste Test gegen Australien (2:2) war nur bedingt inspirierend, ein schöner Saisonabschluss wäre so sicher auch in Löws Sinne. Klinsmann nahm das Team allerdings in Schutz und sieht keinen generellen Trend: "Dass hier und da ein kleiner Hänger kommt nach so einer WM, ist mehr als menschlich und nachvollziehbar."
Die voraussichtlichen Aufstellungen:
Deutschland: Weidenfeller - Durm, Rüdiger, Mustafi, Hector - Rudy, Gündogan - Herrmann, Podolski, Schürrle - M. Kruse
USA: Guzan - Chandler, Alvarado, Brooks, Yedlin - F. Johnson, Bradley, Beckerman, Morales - Agudelo, Zardes
Das DFB-Team im Überblick