"Wir wollen nicht taktieren. Unser Anspruch muss es sein, mit unserer Qualität die Spiele zu gewinnen", sagte am Dienstag ein selbstbewusster Ilkay Gündogan vor dem Duell mit den "Boys in Green" im mit 50.000 Zuschauern ausverkauften Hexenkessel Aviva Stadium stellvertretend für Bundestrainer Joachim Löw. Der tüftelte im noblen DFB-Quartier Villa Kennnedy am Masterplan für die kurze Woche der Entscheidung, in der er auf Weltmeister Lukas Podolski verzichten muss.
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Der 30 Jahre alte Profi von Galatasaray Istanbul musste wegen einer schmerzhaften Kapselreizung im linken Sprunggelenk vorzeitig abreisen. Auch im abschließenden Qualispiel gegen Georgien in Leipzig am Sonntag wird Podolski fehlen.
Überhaupt ist die Mannschaft nach schweren englischen Wochen angeschlagen. Karim Bellarabi reist aber trotz seiner Schulterprobleme mit nach Irland.
Löws Assistent Thomas Schneider, dem der Bundestrainer die Leitung des Vormittagstrainings auf der Kleinen Kampfbahn unweit der Commerzbank-Arena mit lediglich acht Akteuren überlassen hatte, musste seine Teilnahme an der obligatorischen Pressekonferenz wegen Magenproblemen kurzfristig absagen.
"Als Gruppensieger nach Frankreich fahren"
Deshalb skizzierten Gündogan und Jerome Boateng die Marschroute für den Doppelpack. Löw hatte zuvor trotz der extrem kurzen Vorbereitung mit nur einem echten Mannschaftstraining auf das Spiel in Dublin und der ungewohnten Spieltermine Donnerstag und Sonntag deutlich gemacht, dass für ihn nur Siege zählen: "Wir wollen beide Spiele für uns entscheiden und als Gruppensieger nach Frankreich fahren."
Die Aufgabe für den Spitzenreiter der Staffel D scheint auf den ersten Blick einfach, doch das 1:1 im Hinspiel gegen Gelsenkirchen ist allen Warnung genug.
"Wir wissen, was uns erwartet. Wir müssen wie beim 3:2 in Schottland geduldig bleiben und auf unsere Chancen warten", sagte der zuletzt bärenstarke Innenverteidiger Boateng, der an den 6:1-Erfolg der DFB-Auswahl in der WM-Qualifikation an gleicher Stelle im Oktober 2012 erinnerte. "Ich hoffe, dass es ähnlich für uns läuft wie damals", meinte Boateng.
In diesem Spiel erzielte Marco Reus zwei Treffer, ehe der Dortmunder anschließend durch Verletzungen immer wieder zurückgeworfen wurde und auch die WM verpasste. "Wir wissen, was er kann und zählen auf ihn", sagte Löw, der den BVB-Star aber wohl nicht von Beginn an bringt.
"Spieler haben hohe Belastung"
Im Gegensatz zu Reus verbrachte der Großteil der Nationalspieler den Dienstag im Hotel Kennedy, wo vor allem die Mediziner, Physiotherapeuten und Fitnesscoaches gefordert waren, die geschundenen Körper in Wettkampfform zu bekommen.
Erst beim Abschlusstraining am Mittwochabend im Aviva Stadium kann Löw sich ein wirkliches Bild machen und anschließend auf seine Startelf festlegen. "Die Spieler haben im Moment schon eine hohe Belastung, darauf stellen wir uns natürlich ein", sagte er.
Die extrem kurze Vorbereitung ist nach Ansicht von Gündogan und Boateng aber kein Problem. "Das sind wir gewohnt. Wichtig ist, dass wir beim Anpfiff alle hundert Prozent fit sind und wir alles geben können. Und das werden wir", sagte Gündogan, und Boateng ergänzte: "Es ist wichtig, vernünftig zu regenerieren. Wir wissen alle, was wir zu tun haben."
Das weiß auch Löw, der Irland, das noch nie ein Pflichtspiel gegen Deutschland gewonnen hat, weitaus angriffslustiger als die Schotten erwartet. "Die Iren werden nach vorne mit noch mehr Mut auftreten. Sie haben auch Spieler mit hoher Qualität", betonte Löw vor seinem 125. Länderspiel als Chefcoach. Zweifel, dass auf der letzten Etappe Richtung EURO in Frankreich (10. Juni bis 10. Juli 2016) noch etwas schief gehen könnte, hat der 55-Jährige nicht: "Ich habe großes Vertrauen in die Spieler, die diese Vorgabe schon im September souverän umgesetzt haben."
Die EM-Qualifikation in der Übersicht