Bomben explodierten in Saint Denis, einem Vorort von Paris, in dem auch das Stade de France steht. Angeblich habe es auch eine Schießerei gegeben. Eine der Explosion soll durch einen Selbstmordattentäter ausgelöst worden sein. Weitere Schüsse fielen im sieben Kilometer entfernten Stadtzentrum von Paris.
Terroristen nahmen zudem Geiseln im Konzertsaal Bataclan, wo ein Rock-Konzert der Eagles of Death Metal stattfinden sollte. Die Halle wurde von der französischen Polizei in der Nacht gestürmt. Medien berichteten, dass die Polizei drei Geiselnehmer erschoss.
Lauter Knall während der ersten Halbzeit
Bei den Anschlägen wurden mindestens 120 Menschen ermordet, mindestens 200 Personen wurden verletzt, 80 von ihnen schwer. Das gaben französische Behörden bekannt. Um das Quartier des Halles, das Centre Pompidou und das Hotel de Ville, das Pariser Rathaus, soll es ebenfalls Schießereien gegeben haben.
Während der ersten Halbzeit des Spiels im Stade de France waren mehrere lauter Knallgeräusche zu hören, die zunächst nicht zuzuordnen waren. Frankreichs Staatspräsident Francois Hollande wurde während des Spiels aus dem Stadion evakuiert.
Die Pariser Stadtverwaltung appellierte, die Einwohner mögen ihre Wohnungen und Häuser nicht verlassen. Alle, die unterwegs seien, sollten sichere Orte aufsuchen. Die Bevölkerung reagierte und bot den Gästen ihrer Stadt unter dem Twitter-Hashtag #porteouverte Unterschlupf an. Die Metro-Linien 3, 5, 8, 9 und 11, die dort entlangführen, wo sich die Tatorte befinden und der Busverkehr wurden unterbrochen. Schulen und Universitäten blieben am Samstagmorgen geschlossen.
Der Staatspräsident kehrte in den Elysee-Palast zurück und berief einen Krisenstab ein. Die Beschlüsse: Frankreich rief den Ausnahmezustand aus, sämtliche Grenzen wurden geschlossen, das Militär wie in Frankreich üblich mobilisiert. Hollande sprach von terroristischen Anschlägen und beschrieb die Vorgänge als "Horror". Er gab bekannt, dass die Sicherheitskräfte einen Ort in Paris stürmten - mutmaßlich die Konzerthalle Bataclan.
Löw schockiert
Die Arena wurde nach Hollandes Abreise abgeriegelt, niemand durfte sie betreten oder verlassen, über dem Stadion kreisten Hubschrauber. Nach dem Spiel versammelten sich viele Zuschauer auf dem Rasen. Die Mannschaften blieben nach dem Spiel in den Kabinen.
"Ich habe nach dem Abpfiff erfahren, was alles passiert ist. Wir sind alle erschüttert und schockiert", sagte Bundestrainer Joachim Löw in der ARD: "Für mich treten der Sport, das Spiel und die Gegentore völlig in den Hintergrund. Darüber gibt es nichts zu sagen."
Als er während des Spiels zweimal einen Knall hörte, fühlte sich Löw nach eigener Aussage "natürlich an die Bombendrohung erinnert", die es am Morgen im deutschen Teamhotel gegeben hatte: "Wir alle auf der Bank haben daran gedacht, weil wir heute Mittag schon in Schrecken versetzt wurden. Als ich das gehört habe, konnte ich mir in etwa ausmalen, was das sein wird."
Teammanager Oliver Bierhoff berichtete über "große Unsicherheit, große Angst und eine komische Stimmung in der Kabine. Man hat gemerkt, wie geschockt die Spieler sind. Sie haben sofort nach ihren Telefonen ergriffen, um sich zu informieren oder zu Hause anzurufen."
DFB-Team gedenkt Opfer
Ursprünglich wollte der Weltmeister noch bis Sonntag in Paris bleiben und am Vormittag nach Hannover fliegen, wo am Dienstag das Länderspiel gegen die Niederlande auf dem Programm steht. Aufgrund der aktuellen Entwicklung wurden bei der DFB-Delegation noch in der Nacht auf Samstag alle Hebel in Bewegung gesetzt, um bereits einen Tag früher die Heimreise anzutreten, wie der SID aus sicherer Quelle erfuhr.
Spieler, Trainer und Betreuer wurden erst gegen 2.15 Uhr unter Polizeischutz in Kleinbussen aus dem Final-Stadion der EURO 2016 gebracht. Der Tross war bereits am Vormittag des Spieltages aufgeschreckt worden. Nach einer Bombendrohung war das Mannschafts-Hotel Molitor evakuiert und anschließend gründlich durchsucht worden. Erst nach mehreren Stunden konnte alle wieder in das Quartier zurückkehren.
Die Nationalmannschaft gedachte auf ihrer Facebook-Seite der Opfer, postete in der Nacht zum Samstag ein neues Titelbild mit der in weiß gehaltenen Botschaft "#Nous sommes unis" ("Wir sind vereint") auf schwarzem Grund. Auch einige Nationalspieler, darunter Lukas Podolski ("#prayforparis"), zeigten in den sozialen Netzwerken ihre Anteilnahme.
Diese Meldung wird bei neuer Sachlage durchgängig aktualisiert.
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