"Ich möchte nicht anfangen zu jammern", betonte Löw: "Es nützt ja nichts, einem Spieler nachzuweinen, der nicht da ist. Und wenn noch irgendjemand ausfallen sollte, gibt es einen anderen Spieler. Dann ist das so. Wir leben vom guten Team, von Ausgeglichenheit und Ausgewogenheit. Aber natürlich ist dadurch alles ein bisschen schwieriger."
Sicher ausfallen wird für die EM bisher nur der Dortmunder Ilkay Gündogan (25). Doch zu den Sorgenkindern Bastian Schweinsteiger (31) - der am Mittwoch zumindest positive Signale sendete - Mario Götze (23) und Sami Khedira (29) gesellen sich nun auch noch die Dortmunder Mats Hummels (27/kleiner Muskelfaserriss in der Wade) und Marco Reus (26/ Adduktorenprobleme).
Zauberwort "Belastungssteuerung"
Von 27 nominierten Spielern standen bei der ersten Einheit am Mittwoch gerade einmal 16 auf dem Platz. "Belastungssteuerung" heißt das Zauberwort. Für den Test am Sonntag in Augsburg gegen die Slowakei (17.45 Uhr/ARD) wolle er "versuchen, 18 Spieler plus zwei oder drei Torhüter mitzunehmen", berichtete Löw.
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Aktuell gebe es fünf Gruppen von Spielern. "Welche, die vor zehn Tagen die Bundesliga beendet haben. Andere, die am Wochenende Pokal spielten. Zwei, die das letzte Spiel noch vor sich haben. Spieler, die längere Zeit verletzt waren. Und Verletzte, die nicht voll belastbar sind", zählte Löw auf: "Unsere wichtigste Aufgabe wird es sein, die Gruppen so zu trainieren, dass wir sie Anfang nächster Woche auf möglichst gleichem Niveau zusammenführen können."
Warum sich der 56-Jährige so ausdrücklich entspannt zeigte, erklärte stellvertretend sein Kapitän Schweinsteiger. "Bei der WM vor zwei Jahren habe ich es auch geschafft", berichtete dieser: "Und damals war ich einem schlechteren Zustand als jetzt." Das gilt für das große Ganze: 2014 gab es mehr wirklich besorgniserregende Verletzungen - am Schluss stand der WM-Titel mit einem im Finale gegen Argentinien (1:0 n.V.) überragenden Schweinsteiger.
"Ich bin sehr zuversichtlich und völlig im Plan", versicherte der "englische Patient" von Manchester United, der einzige echte Wackelkandidat in Bezug auf die EM-Teilnahme: "Das Wort Aufgeben gibt es für mich nicht. Ich kann seit zwei, drei Wochen viel machen. Jetzt versuche ich, die nächsten Schritte zu gehen. Und dann sehen wir, ob es reicht." Der Bundestrainer attestierte seinem Spielführer "eine gute Grundlage und gute Basis" und versprach, "ihm Zeit zu geben, die er braucht".
"Bis zum Wochenende voll einsteigen"
Alle anderen verlieren wohl allenfalls Trainingstage. Innenverteidiger Hummels werde "einige Tage ausfallen. Für die EM sehe ich aber keine Gefahr", berichtete Löw. Reus müsse "zwei, drei Tage etwas kürzertreten", Khedira (Wadenzerrung) soll am Donnerstag ins Mannschaftstraining einsteigen. Bei Mario Götze (Rippenbruch) sei er "ein bisschen vorsichtig mit den Zweikämpfen. Aber ich denke, dass er bis zum Wochenende voll einsteigen kann".
Den Kuchen von einem Kaminfeger, den der Trainingslager-Ausrichter Ascona dem DFB als Glücksbringer überreichte, kann Löw dennoch gut gebrauchen. Aber es gibt auch positive Signale zum Start des Camps. "Die Bedingungen könnte nicht besser sein", analysierte der Bundestrainer angesichts des strahlenden Sonnenscheins im Tessin und einem wahren Teppich als Trainingsplatz.
Neulinge mit guten Chancen
Und auch die ersten Eindrücke der drei Neulinge Julian Weigl, Julian Brandt (beide 20) und Joshua Kimmich (21) seien gut gewesen: "Sie sind absolut in der Lage, auf diesem Niveau mitzuhalten".
Und hätten demnach auch eine echte Chance, die Streichung von vier Spielern für das endgültige Aufgebot am Dienstag zu überstehen. Selbst, wenn alle fit sein sollten und sich kein Ausfall von selbst ergibt.
Erfreut zeigte sich Löw auch von der Form Mesut Özils ("Er wirkt dynamisch und spielfreudig"), der Final-Teilnahme von Toni Kroos mit Real Madrid in der Champions League und der frühzeitigen Klärung von Mario Götzes Zukunft. Der WM-Held will sich ein weiteres Jahr bei Bayern München beweisen. Löw sieht das als "die richtige Entscheidung" an.
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