Götze: "Mal Hund, mal Baum"

SID
Mario Götze läuft bei der EM seiner Form hinterher
© getty

Joachim Löw rührte in seinem Kaffee und konterte die Kritik mit einem süffisanten Lächeln, Mario Götze philosophierte lächelnd über Hunde und Bäume, und Thomas Müller suchte auf dem Golfplatz seine Treffsicherheit: Nur keine Panik!, lautet trotz des schwachen 0:0 gegen Polen die Devise.

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Doch eine gewisse Anspannung ist bei Weltmeister Deutschland nicht zu leugnen. Müller und Teammanager Oliver Bierhoff reagierten mitunter auch dünnhäutig. Hobby-Golfer Müller antwortete einem Journalisten am Sonntag auf die Frage, was denn sein Handicap im Fußball sei, er finde das "ein bisschen blöd" und man möge doch "mal bei Wikipedia nachlesen".

Bierhoff wiederum sollte erläutern, ob es Zufall sei, dass im Quartier-Ort Evian sein alter Werbepartner das berühmte Wasser abfüllt. Wer so etwas frage, scheine "sehr viel Zeit zu haben", antwortete Bierhoff ungewohnt unsouverän: "Das nimmt man so auf, es wird ja einiges unterstellt."

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An Löw perlen derweil sämtliche Kritiken ab. Während der gesamten EM trägt er bisher eine solch demonstrative Gelassenheit vor sich her, dass ihn die Süddeutsche Zeitung zum "Bundes-Buddha" umtaufte. Damit auch die Spieler mal "die Seele baumeln lassen" konnten, gab er ihnen am Samstag frei. "Wenn man über ein Turnier hinweg nur Anspannung hat, dann hat man keine Chance", meinte ihr Trainer, der offenbar etwas Druck vom Kessel nehmen wollte.

Löw ist tiefenentspannt

Der bei dieser EM noch tor- und sogar chancenlose Müller ging mit Kapitän Bastian Schweinsteiger auf den Golfplatz. Jerome Boateng, Mats Hummels und Julian Draxler erkundeten mit ihren Partnerinnen den Genfer See. Sami Khedira, Jonas Hector und Mario Götze machten eine Mountain-Bike-Tour, Ersatz-Kapitän Manuel Neuer schnappte sich die Neulinge Jonathan Tah, Joshua Kimmich und Bernd Leno zum Tennis-Doppel.

Ihr Trainer trat derweil vor die Presse und versicherte: "Das ist für mich keine Arbeit." Löw hatte offenbar das Bedürfnis, einige Dinge klarzustellen. Gut gelaunt mit einem Becher Kaffee in der Hand trat er aufs Podium und verbreitete 40 Minuten lang gute Laune gegen die Untergangsstimmung im Weltmeister-Land.

Löw versprach kurz und knapp einen Sieg im letzten Gruppenspiel am Dienstag: "Wir werden gegen Nordirland gewinnen und die Gruppe gewinnen." Dann beteuerte der 56-Jährige in Richtung seiner Kritiker, dass ihn "nichts mehr überrasche" - und damit auch nichts aus der Ruhe bringt. "Die Dinge wiederholen sich so sehr und gehen an mir vorbei. Wenn da irgendjemand jetzt was sagt, dann..." Den letzten Satz beendete er nicht.

Ein "Irgendjemand" könnte Ex-Kapitän Michael Ballack sein, der dem Team "fehlenden Charakter und Persönlichkeit" attestiert hatte. In seiner Kolumne im Express und der tz hatte er seine Kritik konkretisiert. Das Spiel gegen Polen sei "ein Weckruf zur rechten Zeit", schrieb der 39-Jährige: "Da darf man jetzt nicht alles schönreden!"

Kritik prallt ab

Auch zahlreiche Medien aus dem In- und Ausland hatten den Weltmeister nach dem schwachen zweiten EM-Auftritt gegen Polen teilweise heftig kritisiert. Löw war dies deutlich zu viel. "Heute habe ich etwas gelesen von Führungsspieler-Diskussion. Das zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht", meinte er und lächelte tatsächlich: "2014 hatten wir die Diskussion schon mal. Dann wurden wir Weltmeister und alle waren die großartigen Leader. Jetzt spielen wir einmal 0:0, und die Diskussion kommt wieder. Ganz ehrlich, damit ist alles gesagt."

Auch Müller lächelte die Kritik weg. "So richtig begeistert wart ihr ja selten von uns", sagte er: "Das 7:1 gegen Brasilien mal ausgenommen. Aber da war es auch nicht schwer, begeistert zu sein." Gegen Nordirland wünsche er sich natürlich ein Schützenfest, "aber ich würde auch einen zähen Sieg nehmen und das Geschriebene ertragen".

Neben Müller und Mesut Özil musste bis jetzt Mario Götze die meiste Kritik hinnehmen. Bierhoff findet diese "nicht differenziert genug", weil der "falsche Neuner" zumindest viel arbeitet. Götze selbst reagierte mit einem Achselzucken. "Mal ist man der Hund, mal ist man der Baum", sagte er: "So ist das eben im Fußball."

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