"Mich überrascht gar nichts mehr"

SID
Laut Joachim Löw ist eine Dreierkette gegen Nordirland kein Thema
© getty

Bundestrainer Joachim Löw hat spürbar genervt, aber mit demonstrativer Gelassenheit auf die Kritik nach dem 0:0 gegen Polen reagiert. "Überrascht bin ich über gar nix mehr", sagte der Bundestrainer: "Die Dinge wiederholen sich so sehr und gehen an mir vorbei. Wenn da irgendjemand jetzt was sagt, dann..."

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Den letzten Satz beendete er nicht. "Irgendjemand" könnte indes zum Beispiel Ex-Kapitän Michael Ballack sein, der dem Team "fehlenden Charakter und Persönlichkeit" attestiert hatte. Auch zahlreiche Medien aus dem In- und Ausland hatten den Weltmeister nach dem schwachen zweiten EM-Auftritt gegen Polen teilweise heftig kritisiert.

"Heute habe ich etwas gelesen von Führungsspieler-Diskussion. Das zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht", äußerte Löw am Samstagmorgen und lächelte tatsächlich: "2014 hatten wir die Diskussion schon mal. Dann wurden wir Weltmeister und alle waren die großartigen Leader. Jetzt spielen wir einmal 0:0, und die Diskussion kommt wieder. Ganz ehrlich, damit ist alles gesagt."

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Er persönlich, "wäre ich ein Außenstehender, würde ganz ruhig sein. Weil viele Spiele großartige Führungsqualitäten erfüllen. Sie denken mit, sie kommen zum Trainer, fragen mir manchmal ein Loch in den Bauch. Diese Mitarbeit im Spielerrat ist sagenhaft gut. Die Spieler sind mündig, kritisch, sie hinterfragen Dinge. Und sie haben Großartiges geleistet."

Youngster müssen sich gedulden

Die Youngster Joshua Kimmich, Julian Weigl und Leroy Sane hat Löw derweil gelobt, ihnen aber wenig Hoffnung für einen Einsatz bei der EURO gemacht. "Sie bringen von den Voraussetzungen alles mit, sie machen das gut im Training. Aber man spürt schon: Es ist die Nationalmannschaft", sagte der Bundestrainer am Samstag: "Sie mussten sich an Tempo und Qualität erst gewöhnen."

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Auf die Frage, wann er sie möglicherweise einsetze, ließ er durchblicken: "Man muss den richtigen Zeitpunkt finden. Ein Spiel, wo es um so viel geht, ist eine besondere Drucksituation für die jungen Spieler." Einen Einsatz könnten sie also wohl allenfalls bei relativ deutlichen Spielständen bekommen. Beim 2:0 gegen die Ukraine war laut Löw "aber alles in Ordnung". Beim 0:0 gegen Polen "musste ich im Mittelfeld und hinten nichts ändern. Da gab es keinen Grund, alles über den Haufen zu schmeißen."

Am ehesten Hoffnung auf einen Einsatz darf sich wohl der Münchner Kimmich machen, über den Löw sagte: "Ich hätte auf keiner Position Bedenken, ihn zu bringen."

Boateng fit für Nordirland

Abwehrchef Jerome Boateng wird im abschließenden Gruppenspiel am Dienstag in Paris gegen Nordirland (18.00 Uhr im LIVETICKER) zur Verfügung stehen. "Er hat sich gegen Polen einen Prellung an der Hüfte zugezogen. Das ist aber keine ernstzunehmenden Sache. Er kann problemlos spielen", sagte Löw. Boateng hatte am Freitag auf das Training verzichtet und soll am Sonntag wieder einsteigen.

Zudem berichtete Löw, dass er mit den Fortschritten von Bastian Schweinsteiger äußerst zufrieden sei. "Er ist auf einem sehr guten Weg. Es ist erfreulich, wie er sich rangearbeitet hat", sagte der Bundestrainer über seinen Kapitän. Schweinsteiger hatte im ersten Gruppenspiel kurz nach seiner Einwechslung gegen die Ukraine in der Nachspielzeit den Treffer zum Endstand von 2:0 (1:0) erzielt.

Gerade für Schweinsteiger, der nach seiner schweren Knieverletzung zuletzt sehr hart gearbeitet habe, sei der freie Tag am Samstag sehr wichtig, ergänzte Löw. Der Bundestrainer hatte seinem Team komplett eine Pause gegönnt. "Wir sind seit fast vier Wochen zusammen, die Belastung war zuletzt sehr hoch. Da ist es wichtig, dass die Spieler mal abschalten und die Köpfe frei bekommen", sagte Löw.

Am Montag reist das Team nach Paris, wo am späten Nachmittag das Abschlusstraining im Prinzenpark auf dem Programm steht. Deutschland braucht noch einen Punkt, um die letzten Zweifel am Einzug ins Achtelfinale auszuräumen.

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