"Es gibt nichts zu bedauern", sagte Erdogan im Interview mit der Funke Mediengruppe: "Wie Sie wissen, hat sich Lothar Matthäus mit Wladimir Putin getroffen. Unsere Spieler sollten auch in der Lage sein, mit freiem Gewissen handeln zu können. Ich bedauere die Personen, die das kritisieren."
Der 64-Jährige betonte, das Treffen in London sei nicht seine erste Begegnung mit Özil gewesen: "Wir sind uns viele Male bei verschiedenen Gelegenheiten begegnet. Ebenso treffen wir uns mit türkischstämmigen Bürgern in verschiedenen Ländern. Mesut ist jemand, der in London lebt. Warum soll ich ihn nicht treffen, wenn ich schon da bin?"
Erdogan: Özil und Gündogan können sich "beiden Ländern zugehörig fühlen"
Der in westlichen Ländern umstrittene Staatschef stellte eine Gegenfrage: "Sollten wir, wenn ein deutscher Fußballspieler, der in unserem Land spielt, ein Foto mit Frau Merkel macht, ihn dann lynchen? Diese Logik ist nicht nachzuvollziehen." Özil und Gündogan könnten sich "beiden Ländern zugehörig fühlen. Dem Land, in dem sie geboren sind, und dem Land, aus dem ihre Eltern kommen."
Erdogan kündigte für seinen Deutschland-Besuch am Freitag und Samstag ein klärendes Gespräch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel an. Die Türkei bewirbt sich wie Deutschland um die Austragung der Europameisterschaft 2024, die am Donnerstag vergeben wird.
Ein Gespräch über Fußball sei zwischen ihm und Merkel sei zwar "nicht geplant", sagte Erdogan, "aber wenn sie Mesut Özil und Ilkay Gündogan anspricht, dann würde ich auch über Fußball mit ihr reden."
Erdogan über Özil-Rücktritt: "Jeder andere würde dieselbe Reaktion zeigen"
Dass Özil und Gündogan für Deutschland spielen beziehungsweise spielten und nicht für die Türkei, sehe er ihnen nach, beteuerte Erdogan: "Wir sind stolz auf unsere in Deutschland lebenden Mitbürger. In der Tat sagte Mesut Özil: 'Ich spiele für Deutschland, aber trage die Türkei in meinem Herzen.'"
Erdogan ging auch auf ein Telefonat mit Özil nach dessen Rücktrittserklärung ein, in welcher der Weltmeister von 2014 Rassismus-Vorwürfe anführte: "Er hat die deutsche Nationalmannschaft nicht grundlos verlassen. Jeder andere, der mit diesen rassistischen Attacken und Beleidigungen zu kämpfen hätte, würde dieselbe Reaktion zeigen."