Joachim Löw schläft schlecht. Seine nächtliche Unruhe hat aber nichts mit möglicher Abstiegsangst oder enormem Druck vor einem der wichtigsten Spiele seiner Karriere zu tun - der 58-Jährige wird seit Tagen von einer Erkältung geplagt. Vor seinem "Endspiel" in der Nations League am Dienstag in Paris bei Weltmeister Frankreich präsentierte sich Löw aber souverän und angriffslustig.
"Es ist klar, dass es massive Kritik gibt, mit der wir umgehen müssen. Das blende ich als Trainer aber aus", sagte Löw im Auditorium des Stade de France und schaltete in den Offensivmodus: "Jetzt müssen wir zeigen, dass wir den Charakter haben, den Abstieg zu verhindern."
Dem viermaligen Weltmeister droht bei einer weiteren Pleite der Sturz in die europäische Zweitklassigkeit. Und Löw in der Stadt der Liebe das Aus als Bundestrainer nach zwölf Jahren?
DFB nicht auf Trennung von Joachim Löw vorbereitet
Klar ist: Folgt auf die 0:3-Pleite beim Erzrivalen Niederlande ein erneuter Dämpfer, stellt sich die Frage, ob der Bundestrainer noch länger zu halten ist. Mit einer knappen Niederlage würde sich Löw vermutlich noch achtbar aus der Affäre ziehen. Was passiert aber, wenn Kylian Mbappe, Antoine Griezmann und Co. die deutsche Mannschaft so überrennen wie die Elftal?
Nach Informationen von SPOX und Goal ist der Verband nicht auf eine Trennung von Löw vorbereitet. Die medial gehandelten Marcus Sorg, Horst Hrubesch und Matthias Sammer sind - zumindest aktuell - keine Alternativen. Intern hofft man auf einen Befreiungsschlag, um weiteren Gegenwind zu vermeiden.
Ideal für Löw wäre ein Sieg beim Weltmeister. Aber auch im Falle eines Unentschiedens ist davon auszugehen, dass er im Testspiel gegen Russland (15.11.) sowie im vierten Nations-League-Gruppenspiel gegen die Niederlande (19.11) die DFB-Elf betreuen wird.
Reinhard Grindel spricht Joachim Löw Vertrauen aus
Sein persönliches Schicksal stellt Löw hinten an: "Das Wichtigste ist es, die Spieler wieder aufzurichten." Nach der Schmach von Amsterdam müsse die DFB-Elf "eine Reaktion zeigen", forderte er und versicherte, dass "wir die Lehren aus dem Spiel gezogen haben".
Die Situation ist kritisch. Bei einer Niederlage hätte die Mannschaft den Klassenerhalt nicht mehr in der eigenen Hand. Nach dem WM-Debakel in Russland wäre ein Abstieg ein weiterer großer Imageschaden für das Aushängeschild des Verbandes. "Wir kennen den Ernst der Lage", versicherte Kapitän Manuel Neuer. Innerhalb des Teams werde "viel gesprochen".
Die Aufarbeitung der bitteren Niederlage im Johan-Cruyff-Stadion erfolgte am Sonntag in Amsterdam, wo Löw ein Gespräch mit DFB-Präsident Reinhard Grindel hatte. "Er hat mir das Vertrauen ausgesprochen, das ist gut", sagte Löw.
Deutsche Länderspiele im Jahr 2018
Datum | Gegner | Ergebnis |
23.03. | Spanien (H) | 1:1 |
27.03. | Brasilien (A) | 0:1 |
02.06. | Österreich (A) | 1:2 |
08.06. | Saudi-Arabien (H) | 2:1 |
17.06. | WM: Mexiko | 0:1 |
23.06. | WM: Schweden | 2:1 |
27.06. | WM: Südkorea | 0:2 |
06.09. | Frankreich (H) | 0:0 |
09.09. | Peru (H) | 2:1 |
13.10. | Niederlande (A) | 0:3 |
16.10. | Frankreich (A) | -:- |
15.11. | Russland (H) | -:- |
19.11. | Niederlande (H) | -:- |