Fragen und Antworten: So geht es mit dem DFB-Team 2019 weiter

Stefan Petri
20. November 201814:53
Bundestrainer Joachim Löw hat ein schwieriges Jahr hinter sich - und es wird nicht leichter.getty
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Das schlechteste Länderspieljahr in der Geschichte der deutschen Nationalmannschaft ist vorüber. Wie geht es 2019 weiter? Welche Länderspiele stehen fest, wie läuft die Qualifikation für die Europameisterschaft 2020 ab? Und welchem Kader wird Bundestrainer Joachim Löw dabei vertrauen? SPOX gibt einen Überblick.

Wie geht es in der Nations League weiter?

Die deutsche Nationalmannschaft hat nach der verpatzten WM keine Wiedergutmachung in der Nations League leisten können. Im Gegenteil.

In einer Gruppe mit Weltmeister Frankreich und den Niederlanden holte die DFB-Auswahl nur zwei Punkte aus vier Partien.

So sieht die Abschlusstabelle der Gruppe 1 in der Liga A aus:

TeamSpieleSiegeRemisNiederlagenToreGegentorePunkte
Niederlande4211847
Frankreich4211447
Deutschland4022372

Beim Finalturnier der vier Gruppensieger vom 5. bis 9. Juni mit Gastgeber Portugal, den Niederlanden, der Schweiz und England ist Deutschland also nur Zuschauer.

Und bei der nächsten Auflage der Nations League 2020/21 muss das Team in der Liga B antreten. Als weitere Absteiger aus der Liga A stehen bisher Island und Kroatien fest. Deutschland könnte bei der nächsten Austragung zudem auf Tschechien, Österreich oder Wales treffen.

Welche Termine stehen für 2019 fest?

Joachim Löw wird seine Nationalspieler erst Mitte März wiedersehen, wenn zwischen dem 18. und 26. März im Doppelpack die ersten beiden Spiele der Qualifikation für die Europameisterschaft 2020 anstehen.

Gegen wen die DFB-Elf dabei antreten muss, entscheidet sich bei der Gruppenauslosung am 2. Dezember 2018 in Irlands Hauptstadt Dublin. In welchem Lostopf Deutschland landet, hängt davon ab, ob Polen am Dienstag gegen Portugal punktet. Sollten die Polen nicht verlieren, rutschen sie ob des insgesamt besseren Abschneidens in der Nations-League-Abschlusstabelle in Lostopf eins. Deutschland wäre damit nur noch in Lostopf zwei und müsste einen Hammergegner fürchten.

Termine und Gegner für die zweite Jahreshälfte 2019 gibt es noch nicht.

Wie funktioniert die EM-Quali 2020?

Drei Gruppenspiele und ein Viertelfinale werden in knapp zwei Jahren auch in München gespielt werden. Aufgrund der Tatsache, dass die EURO 2020 in zwölf Ländern ausgetragen wird, sind die Gastgeber aber nicht mehr automatisch qualifiziert. Das hat einen neuen, komplizierteren Quali-Modus zur Folge. Hier gibt es alle Infos.

Wie fällt das Fazit von Jogi Löw aus?

Der Bundestrainer war trotz des späten Ausgleichs der Niederländer am Montagabend um einen positiven Ausblick bemüht. "Auch wenn am Ende das Ergebnis enttäuschend ist, habe ich viel mehr Positives als Negatives gesehen. Wir waren diszipliniert und gut organisiert. Wir hatten sehr viel Tempo in unserem Spiel und gute Ideen. 80 Minuten waren wir die bessere Mannschaft", sagte er.

Er gehe "nach den letzten Länderspielen aber mit einem guten Gefühl in die Winterpause. Wir haben viel Potenzial. Das macht viel Mut für das nächste Jahr."

Wer sind die Gewinner und Verlierer?

"Ich bin auch kein Hellseher", sagte Löw, angesprochen auf die jetzige Mischung im DFB-Kader. "Es gibt immer wieder Änderungen im Kader." Die letzten Spiele haben allerdings einige klare Gewinner und Verlierer hervorgebracht.

Gewinner:

  • Das Offensiv-Trio Serge Gnabry, Leroy Sane und Timo Werner: Der Begriff der "drei Mopeds", wie Niklas Süle ihn prägte, hat sich in nur wenigen Tagen festgesetzt. Die drei Spieler sind mit ihrer Schnelligkeit wie gemacht für das neue Umschaltspiel des Teams, mit überfallartigen Angriffen und Steilpässen in die Gasse. Der Bundestrainer und die Mitspieler waren voll des Lobes. Dass sie in dieser Besetzung gegen Russland und die Niederlande begannen, ist ein Zeichen dafür, dass Löw ihnen die Chance geben wollte, sich weiter einzuspielen - er plant langfristig. Und: Sie schießen Tore. Alle drei trafen gegen Russland und/oder die Niederlande.
  • Thilo Kehrer: Ist auf seiner rechten Seite plötzlich fast konkurrenzlos, weil Joshua Kimmich vermutlich dauerhaft in der Zentrale eingeplant ist. Auf links schwankt Löw noch zwischen Nico Schulz und Jonas Hector,. Kehrer spielte seinen Part in dieser Woche sehr solide und leitete unter anderem das 1:0 gegen Russland ein.
  • Kai Havertz: Der 19-Jährige durfte gegen Russland als Spielmacher ran und holte sich danach ein Sonderlob von allen Beteiligten ab. Er könnte mittelfristig in die Fußstapfen von Mesut Özil treten.
  • Niklas Süle und Antonio Rüdiger: Die beiden Innenverteidiger spielten gegen Russland und die Niederlande von Anfang an und rechtfertigten das mit ordentlichen Leistungen. Gerade Süle ist schon auf dem besten Weg zum Führungsspieler, er durfte die Dreierkette am Donnerstag aus der Mitte dirigieren. Rüdiger scheint gegenüber Ginter in der Zentrale die Nase vorn zu haben.

Verlierer:

  • Thomas Müller: Der Veteran machte gegen die Niederlande zwar sein 100. Länderspiel, konnte sich dabei aber kaum für die Startelf empfehlen. Immer noch wichtig für die Mannschaft, muss sich aber erst einmal mit der Rolle als Joker begnügen.
  • Julian Draxler: Ein Trauerfall in der Familie verhinderte einen Einsatz des PSG-Akteurs, was ihn im Kampf um einen Stammplatz ins Hintertreffen brachte. Die jungen Wilden dürften ihn erst einmal verdrängt haben: In der offensiven Dreierreihe und der Zentrale hat Löw jetzt Alternativen, die besser zum neuen System passen. Wie Müller ist er nur noch Joker.
  • Jerome Boateng: Die Tür ist nicht zu für den Innenverteidiger der Bayern - allerdings wurde er in dieser Woche auch nicht wirklich vermisst. Es gibt in der Abwehrzentrale genügend Alternativen für den Bundestrainer. Boateng muss sich über starke Leistungen im Verein empfehlen. Erreicht er seine Topform im kommenden Jahr nicht, dürfte die Tür nach der EM endgültig zu sein.

Was sind Löws wichtigste Aufgaben im nächsten Jahr?

  • Qualifikation für die EM 2020: Ganz klar das Hauptziel für den DFB, dem alles untergeordnet wird - auch das Vorantreiben des Umbruchs im Kader. Daher wird Löw weiter auf einen Mix im Kader setzen: "Nur junge oder nur alte Spieler werden nicht zum Erfolg führen. Die Mischung macht es", erklärte er am Montagabend.
  • Konsolidierung des Umbruchs: Ähnlich tiefgreifende Änderungen wie im letzten halben Jahr wird es 2019 voraussichtlich nicht geben. Die jungen, aufstrebenden Spieler wie Gnabry, Sane, Süle, Kehrer oder Havertz haben sich im Kader festgespielt. Den verbleibenden "Etablierten" wie Neuer, Hummels oder Müller hat Löw wiederholt sein Vertrauen ausgesprochen. Der Stamm für die nächsten ein, zwei Jahre steht also, es wird bei den Berufungen wohl nur punktuelle Veränderungen aufgrund von Verletzungen oder krassen Formschwankungen geben. Möglich, dass Akteure wie Hummels, Kroos oder Müller nach der EM 2020 zurücktreten, vorher ist das allerdings unwahrscheinlich.
  • Zurückgewinnen der Fans: Nach der - vorsichtig ausgedrückt - mauen Stimmung in der Veltins-Arena gegen die Niederlande waren die Spieler darum bemüht, dem Anhang keinen Vorwurf zu machen. Mehrfach wurde in der Mixed Zone geäußert, dass man sich das mit den schlechten Leistungen selbst eingebrockt habe und die Fans durch gute Leistungen zurückgewinnen müsse. Das wird eine schwere Aufgabe, schließlich hat auch die Aussicht auf die junge, aufregende neue Mannschaft am Montag kein ausverkauftes Stadion bescheren können. Zudem werden die Gegner angesichts des Abstiegs in der Nations League und der EM-Quali nicht gerade attraktiver. Daher wird alles auf den Prüfstand kommen müssen: Eintrittspreise, Rahmenprogramm im Stadion, etc. Die ebenfalls kritisierten späten Anstoßzeiten der Pflichtspiele sind dagegen vorgegeben.