Am zweiten Tag des Lehrgangs der Nationalmannschaft stand auch die zweite Pressekonferenz an. Zu Gast waren Ilkay Gündogan, Kevin Trapp und Bundestrainer Joachim Löw. Hier könnt Ihr den Liveticker zur Pressekonferenz nachlesen.
Löw hat die irrwitzige Terminhatz für seine Nationalspieler angeprangert und die Verantwortlichen kritisiert. Spiele im Drei-Tages-Rhythmus, keine Winterpause, kaum Erholungsphasen - die Profis würden "ständig getrieben", so Löw. Jeder Trainer müsse klug handeln, "wenn er nächstes Jahr im März/April frische, gesunde Spieler haben will", sagte der 60-Jährige.
Zudem hat er einem Quintett eine Startelfgarantie für das Länderspiel gegen Tschechien am Mittwoch (20.45 Uhr) gegeben. Torhüter Trapp, Antonio Rüdiger, Robin Koch, Julian Brandt und Luca Waldschmidt werden in Leipzig auflaufen.
Die Kapitänsfrage ließ Löw in Abwesenheit von Manuel Neuer hingegen offen. Mit 39 Länderspielen würde Ilkay Gündogan diese Rolle zufallen, doch ob der Mittelfeldspieler von Manchester City von Beginn an dabei ist, ist noch unklar.
"Ilkay war am Sonntagabend bei einem sehr intensiven Spiel auf dem Platz. Er ist ein Schlüsselspieler für die Nations League am Samstag und Dienstag. Wir werden nach dem Abschlusstraining besprechen, wie lange es Sinn macht. Vielleicht 45 Minuten, oder erst in der zweiten Halbzeit", sagte Löw.
Philipp Max (PSV Eindhoven), Felix Uduokhai (FC Augsburg) und Ridle Baku (VfL Wolfsburg) könnten ihr Debüt im Nationaltrikot geben. "Sie bekommen höchstwahrscheinlich die Gelegenheit, ihr erstes Länderspiel zu absolvieren", sagte Löw.
Die wichtigsten Aussagen der PK im Überblick:
- Löw über den vollen Terminkalender: "Es hat schon einen Grund, dass sich die Spieler jetzt verletzen. Das war im September schon absehbar. Und wenn wir in einigen Wochen sehen, dass gar nichts mehr geht, dann werden sich diejenigen, die das zu verantworten haben, Gedanken machen müssen. Ich hoffe, dass die Verantwortlichen für den Terminplan jetzt mal die Köpfe zusammenstecken. Der Terminplan ist zu voll."
- Löw über Biefhoffs Rede: "Wir haben uns bewusst für diesen Umbruch entschieden und ich weiß, dass es immer wieder Rückschritte dabei gibt und wir Hürden überwinden müssen. Ich als Trainer sehe es als eine Entwicklung, die wir vor geraumer Zeit eingeleitet haben. Ich weiß, welche Schritte es braucht, um einen Umbruch, um junge Spieler zu entwickeln."
- Löw über Kritik an ihm und Bierhoff: "Wir waren 2018 wahnsinnig weit unten, 2019 sind wir schneller als vielleicht manch andere Nation wieder nach oben gekommen. Wir stehen zu den Fehlern, die wir machen. Wir hinterfragen uns selbst immer wieder. Wir stehen hinter den jungen Spielern, das wird sich lohnen."
- Löw über Mario Götze: "Was man in den ersten Spielen gesehen hat, ist erfreulich. Er ist spielfreudiger, agiler, torgefährlicher. Es ist ein guter Schritt in eine neue Phase. Aber jetzt muss man erst einmal abwarten und sehen, wie es weiter geht."
- Gündogan über die Kritik am DFB-Team: "Ich habe grundsätzlich das Gefühl, dass derzeit viele Nationalmannschaften in den Ländern kritisch betrachtet werden, nicht nur wir. Es kann sein, dass es an Corona liegt und viele sich fragen, warum man diese Spiele durchführt."
DFB-Team - Pressekonferenz mit Joachim Löw, Kevin Trapp und Ilkay Gündogan: Der Liveticker zum Nachlesen
Löw über Kimmichs Verletzung und den vollen Terminkalender:
"Es war vorauszusehen. Wir haben jetzt erst zwei Monate gespielt. Die Probleme aber werden noch viel größer. Es wird noch problematischer werden. Jetzt fällt auch noch die Winterpause weg. Wir Trainer sind dazu verpflichtet, ganz vorsichtig damit umzugehen und die Spieler zu schützen. Wenn wir Trainer jetzt nicht die höchste Vorsicht walten lassen, haben wir nächstes Jahr ein großes Problem. Es hat schon einen Grund, dass sich die Spieler jetzt verletzen. Das war im September schon absehbar. Und wenn wir in einigen Wochen sehen, dass gar nichts mehr geht, dann werden sich diejenigen, die das zu verantworten haben, Gedanken machen müssen. Ich hoffe, dass die Verantwortlichen für den Terminplan jetzt mal die Köpfe zusammenstecken. Der Terminplan ist zu voll. Vieles wird auf dem Rücken der Spieler ausgetragen."
Löw über Kritik an ihm und Bierhoff:
"Wir waren 2018 wahnsinnig weit unten, 2019 sind wir schneller als vielleicht manch andere Nation wieder nach oben gekommen. Wir stehen zu den Fehlern, die wir machen. Wir hinterfragen uns selbst immer wieder. Wir stehen hinter den jungen Spielern, das wird sich lohnen."
Löw über eine Rückkehr von Müller, Hummels, Boateng:
"Im Moment gibt es keine Rückkehr für Müller, Hummels, Boateng. Sollte sich die Situation großartig und schlagartig vor der EM ändern, muss man das nochmal neu bewerten."
Löw über Mario Götze:
"Ich freue mich wahnsinnig für Mario, dass er aktuell nach so einer schweren Zeit befreit spielen kann. Ich war immer mit ihm in Kontakt. Als er mir seine Entscheidung mitgeteilt hat, habe ich es sofort unterstützt. Was man in den ersten Spielen gesehen hat, ist erfreulich. Er ist spielfreudiger, agiler, torgefährlicher. Es ist ein guter Schritt in eine neue Phase. Aber jetzt muss man erst einmal abwarten und sehen, wie es weiter geht."
Löw über seinen Kader:
"Die Spieler, die jetzt zuletzt viele Spiele absolvieren mussten, kommen am Donnerstag. Wir müssen bei ihnen sehen, dass wir sie nicht zu sehr belasten. Ich habe viel auch mit den Trainern gesprochen, mit Hansi Flick zum Beispiel. Wie wir die Belastungssteuerung nun machen, kann ich noch nicht sagen. Die neuen Spieler werden höchstwahrscheinlich die Möglichkeit bekommen, ihr Debüt zu feiern. Man muss auch auf die aktuelle Mannschaftssituation schauen. Thilo Kehrer ist heute mit Adduktorenproblemen abgereist, Benni Henrichs hat Probleme mit der Patellasehne und bei Robins Gosens ist es etwas Strukturelles mit dem Muskel. Philipp Max haben wir immer auf dem Schirm gehabt. Er hat zuletzt super gespielt. Seine Stärken ist das Spiel nach vorne, gute Flanken, gute Standards. Es war nun der Zeitpunkt, ihn zu nominieren."
Löw über das Spiel der Tschechen:
"Tschechien hat einen klaren Plan von ihrem Spiel, technisch gut ausgebildete Spieler. Sie kommen nicht nur über Körper und Kampf. Sie haben einen sehr offensiven Stil, auch im Verteidigen. Sie gehen viel Risiko hinten ein, aber haben einen sehr disziplinierten Aufbau. Eine gute Mannschaft insgesamt. Die Vorbereitung aller Trainer ist derzeit nicht einfach, weil sich die Situation innerhalb von ein, zwei Tagen drehen kann. Man muss viel improvisieren. Wer genau von den Tschechen aufläuft, wissen wir nicht. Aber wir kennen ihre Spielweise."
Löw über einen Corona-Impfstoff:
"Man spürt bei den Menschen in allen Ländern, dass es eine Belastung ist. Ich bin schon erleichtert, wenn man solche Nachrichten hört. Uns haben die Zuschauer gefehlt, wir sehnen uns nach Normalität. Es wäre sehr wünschenswert, wenn durch den Impfstoff auch vorbeugend die Menschen geschützt werden können und eine hohe Immunität hergestellt werden kann."
Löw über den fehlenden Reus:
"Ich habe im Vorfeld länger mit Lucien Favre gesprochen. Wir wissen um die Situation von Marco. Wir waren beide einer Meinung, dass Marco diese 14 Tage individuell nutzt. Er war lange verletzt und braucht wieder Stabilität. Wir hoffen, dass er jetzt fit bleibt und dann weiß man, was er kann."
Löw über das Spiel gegen Tschechien:
"Gestern haben nur sieben Feldspieler trainiert. Kevin Trapp wird morgen beginnen. Ansonsten muss ich bei Ilkay noch sehen, weil er Sonntagabend noch in einem sehr intensiven Spiel auf dem Feld stand und in der Nations League eine Schlüsselrolle übernehmen soll. Ich muss mit ihm sprechen, um zu sehen, ob vielleicht 45 Minuten gehen. Wir müssen bei ihm vorsichtig sein. Wer definitiv beginnen wird, sind Antonio Rüdiger und Robin Koch. Mit Waldschmidt bin ich zufrieden. Er hat in Lissabon auch einen guten Einstand gehabt. Julian Brandt wird morgen auch beginnen."
Löw über Bierhoffs Rede:
Und nun ist mit Bundestrainer Löw der Dritte im Bunde an der Reihe. "Wir haben uns bewusst für diesen Umbruch entschieden und ich weiß, dass es immer wieder Rückschritte dabei gibt und wir Hürden überwinden müssen. Auf der anderen Seite macht es wahnsinnig viel Spaß, mit dieser jungen Mannschaft zu arbeiten. Es ist eine unfassbare Motivation, Wille und Freude zu spüren. Sie werfen alles in die Waagschale, was möglich ist. Ich als Trainer sehe es als eine Entwicklung, die wir vor geraumer Zeit eingeleitet haben. Ich weiß, welche Schritte es braucht, um einen Umbruch, um junge Spieler zu entwickeln."
Löw über die Corona-Lage:
"Die Lage um Corona ist in vielen Ländern sehr ernst und tangiert auch den Fußball. Wir sind in einer privilegierten Lage, spielen zu dürfen. Das bringt aber auch eine Verantwortung mit sich. Es ist nicht einfach, mit dieser Situation umzugehen. Die Gesundheit steht über allem."
Trapp über seine Rolle als Nationalspieler:
"Jeder Fußballer hat das Ziel oder den Traum, Nationalspieler zu sein. Das ist für mich immer wieder was Besonderes, wenn man dieses Trikot trägt. Es erfüllt einen mit Stolz, aber auch mit Verantwortung. Wenn die Spiele stattfinden, kann man allen Verantwortlichen vertrauen, dass man gesund bleibt und vieles dafür getan wird. Wir sollten alle die Regeln befolgen und hoffen, dass die Zeit bald zu Ende ist."
Trapp über die Kritik am DFB-Team:
"Was die Stimmung angeht, ist es natürlich so, dass es auch durch 2018 geschuldet ist, dass die Kritiken überwiegend negativ sind. Daran sind wir natürlich auch irgendwo selbst schuld. Trotzdem muss man sehen, wenn man schaut wie lange andere Mannschaften für einen Umbruch gebraucht haben, dass es nicht ganz einfach ist. Das passiert nicht von heute auf morgen. Es ist trotzdem schon viel Gutes dabei, wir haben eine junge Mannschaft mit viel Potential. Wir werden in naher Zukunft wieder erfolgreich sein."
Trapp über das Defensivverhalten:
Kevin Trapp ist nun an der Reihe. "Wir wissen, was wir richtig und falsch machen. Wenn man in zwei Spielen sechs Gegentore bekommt, muss definitiv etwas falsch laufen. Es ist nicht immer ganz einfach, weil wir immer wieder neue Spieler dazubekommen, nicht ganz eingespielt sind. Dennoch ist es unsere Aufgabe, uns zu verbessern."
Gündogan über eine Hummels-Rückkehr:
"Ich habe ihn nie so wirklich als Alphatier wahrgenommen. Ich weiß nicht, ob seine Rückkehr das Mannschaftsgefüge verändern würde. Er ist ein großartiger Fußballer."
Gündogan über den Ausfall von Kimmich:
"Es tut mir für Josh sehr leid. Ich wünsche ihm nur das Beste und dass er schnell wieder fit wird. Er fällt als Typ weg, aber auch als Spieler mit seiner Qualität. Jetzt müssen die Spieler, die da sind, das auffangen. Wichtig ist, dass man authentisch ist und nicht in eine Rolle schlüpft, der man nicht gerecht werden kann. Jeder muss auf seine eigene Art und Weise vorgehen."
Gündogan über seine Corona-Erkrankung:
"Auch als ich infiziert war, habe ich eher an die Leute um mich herum gedacht. Ich habe die Krankheit gut überstanden, hatte aber auch starke Symptome. Schwer getan habe ich mich am Anfang. Die zweite Woche war dann leichter. Eine schwierige Phase hatte ich dann aber, als ich wieder mit dem Training angefangen bin, da hat mir das Virus schon zu schaffen gemacht. Denn das Virus steckte wohl noch in mir drin. Jetzt bin ich aber wieder voll im Rhythmus und einsatzfähig."
Gündogan über einen möglichen Corona-Impfstoff:
"Ich freue mich, dass es endlich positive Nachrichten gibt. Wir sehnen der Zeit entgegen, dass wir wieder Zuschauer ins Stadion lassen dürfen. Es wäre schön, wenn wir das bald wieder genießen dürfen. Aber die Gesundheit jedes Einzelnen geht vor."
Gündogan über die Kritik am DFB-Team:
"Ich habe grundsätzlich das Gefühl, dass derzeit viele Nationalmannschaften in den Ländern kritisch betrachtet werden, nicht nur wir. Es kann sein, dass es an Corona liegt und viele sich fragen, warum man diese Spiele durchführt. Ich als Spieler freue mich auf die Spiele, auch wenn der Kalender voll ist. Wir möchten gut spielen und möglichst auch gewinnen. Das ist uns zuletzt nicht oft gelungen, dementsprechend wollen wir das besser machen."
Gündogan über das Tschechien-Spiel:
"Ich weiß noch nicht hundertprozentig, ob ich morgen spiele. Wenn, dann gehe ich davon aus, dass ich Kapitän bin. Ich bin einer der erfahrenen Spieler und versuche das durch Leitung zu rechtfertigen. Ich werde auch den jungen Spielern mit Rat und Tat zur Seite zu stehen."
Gündogan über Bierhoffs gestrige Wutrede:
"Grundsätzlich freut man sich, wenn man in Schutz genommen wird. Aber wir werden nach unseren Leistungen auf dem Feld beurteilt. Wir wissen, was passiert, wenn wir gut spielen, aber auch was passiert, wenn wir nicht gut spielen. Wenn man eine realistische Selbsteinschätzung hat, gibt es immer Spielraum für Verbesserung."
Gündogan über die anstehenden Spiele:
"Es fühlt sich immer gut an, zur deutschen Nationalmannschaft zu kommen. Ich freue mich auf die Spiele. Ich freue mich auch, dass ich nach der nicht ganz freiwilligen Pause wieder Spieler bestreiten kann. Egal, wie wichtig das Spiel ist. Egal, wer der Gegner ist. Ich habe einen sehr hohen Anspruch an mich selbst. Die Nations-League-Spiele sind nicht ganz so unwichtig."
Vor Beginn:
Am Montag trat Teammanager Oliver Bierhoff alleine vor die Presse, heute sind dafür neben Joachim Löw auch zwei Nationalspieler vertreten. Kevin Trapp und Ilkay Gündogan werden den Reportern Rede und Antwort stehen.
DFB-Team: Spielplan in der Länderspielpause
Datum | Anpfiff | Wettbewerb | Heim | Gast |
11. November | 20.45 Uhr | Testspiel | Deutschland | Tschechien |
14. September | 20.45 Uhr | Nations League | Deutschland | Ukraine |
17. September | 20.45 Uhr | Nations League | Spanien | Deutschland |