Löw-Rücktritt nach der EM 2021: Stimmen und Reaktionen zum DFB-Paukenschlag

Von SPOX
Jürgen Klinsmann hat auf Löws angekündigten Rücktritt nach der EM 2021 reagiert.
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Joachim Löw hat am Dienstag seinen Rücktritt nach der EM 2021 bekanntgegeben. Wer ihm auf dem Stuhl des Bundestrainers nachfolgt ist noch unklar. Die Stimmen und Reaktionen zum DFB-Beben.

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Joachim Löw (Bundestrainer): "Ich gehe diesen Schritt ganz bewusst, voller Stolz und mit riesiger Dankbarkeit, gleichzeitig aber weiterhin mit einer ungebrochen großen Motivation, was das bevorstehende EM-Turnier angeht. Stolz, weil es für mich etwas ganz Besonderes und eine Ehre ist, mich für mein Land zu engagieren. Und weil ich insgesamt fast 17 Jahre mit den besten Fußballern des Landes arbeiten und sie in ihrer Entwicklung begleiten durfte. Mit ihnen verbinden mich große Triumphe und schmerzliche Niederlagen, vor allem aber viele wunderbare und magische Momente - nicht nur der Gewinn der Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien. Dankbar bin und bleibe ich gegenüber dem DFB, der mir und der Mannschaft immer ein optimales Arbeitsumfeld bereitet hat. Für die bevorstehende Europameisterschaft verspüre ich weiterhin den unbedingten Willen sowie große Energie und Ehrgeiz. Ich werde mein Bestes geben, unseren Fans bei diesem Turnier große Freude zu bereiten und erfolgreich zu sein. Ich weiß auch, dass dies für die gesamte Mannschaft gilt."

Jürgen Klinsmann (Ex-Bundestrainer und Löws Vorgänger): Ich habe größten Respekt vor der Entscheidung von Joachim Löw. Er hat in all den Jahren unglaublich viel für den deutschen Fußball getan, viel Reputation gewonnen und sich Respekt erarbeitet. Nur er allein kann eine Entscheidung von dieser Tragweite treffen und ich bin mir sicher, dass er sich dies genau überlegt hat. Aber ich freue mich für ihn, denn damit wird sich seine Lebensqualität nach dieser langen Zeit als Bundestrainer ganz sicher erhöhen. Nach der EM hat er dann ja endlich Zeit, mich in Kalifornien zu besuchen. Ich bin überzeugt, dass er nicht amtsmüde ist und sich mit einer großartigen Europameisterschaft verabschieden will."

Fritz Keller (DFB-Präsident): "Ich habe großen Respekt vor der Entscheidung von Joachim Löw. Der DFB weiß, was er an Jogi hat, er ist einer der größten Trainer im Weltfußball. Jogi Löw hat den deutschen Fußball wie kaum ein anderer über Jahre hinweg geprägt und international zu höchstem Ansehen verholfen. Nicht nur aufgrund seiner sportlichen Errungenschaften, sondern auch wegen seiner Empathie und Menschlichkeit. Dass er uns frühzeitig über seine Entscheidung informiert hat, ist hoch anständig. Er lässt uns als DFB somit die nötige Zeit, mit Ruhe und Augenmaß seinen Nachfolger zu benennen."

Oliver Bierhoff (Direktor Nationalmannschaften und DFB-Akademie): "Joachim Löw und ich haben fast 17 Jahre lang eng zusammengearbeitet. Wir durften gemeinsam so viel erleben und auch zusammen durchstehen. Es ist schon ein besonderes Verhältnis, das vor allem von absolutem Vertrauen geprägt ist. Unter Jogi stand die Nationalmannschaft wieder für Spielfreude und attraktiven Offensivfußball, diese Mannschaft und ihre Spieler haben sich unglaublich mit ihm entwickelt. Ich bedauere, dass sich nach der EURO unsere Wege beruflich voneinander trennen. Persönlich werden wir verbunden bleiben. Daran aber denke ich im Moment nicht, zumal ich weiß, dass Jogis volle Konzentration und Energie in den nächsten Wochen und Monaten einzig und allein der Vorbereitung auf die Europameisterschaft gelten. Uns verbindet im Sommer weiterhin ein großes gemeinsames Ziel."

Jürgen Klopp (Trainer des FC Liverpool und Nachfolge-Kandidat): "Jogi hat einen großartigen Job gemacht, er ist der beste Coach, den wir jemals hatten. Ich werde im oder nach diesem Sommer nicht als möglicher Bundestrainer zur Verfügung stehen. Ich habe ja einen Job. Im Leben geht's immer um Timing. Wenn es nicht passt, muss man sich nicht aufregen, sondern mit den Umständen umgehen. Das ist mir noch nie schwer gefallen."

Niersbach: "Jogi hat eine Ära geprägt"

Wolfgang Niersbach (ehemaliger DFB-Präsident) exklusiv bei SPOX und Goal: "Unsere gemeinsame Zeit beim DFB war überragend, weil zwischen uns ein totales Vertrauen herrschte. Gut kann ich mich an den Abend nach dem bitteren Aus im EM-Halbfinale 2012 gegen Italien erinnern, als ich ihm zurief: 'Jogi, der Weg mit dieser Mannschaft ist noch nicht zu Ende!' Und zwei Jahre später haben wir dann den Gewinn des WM-Titels gefeiert. Jogi hat eine Ära im deutschen Fußball geprägt."

Hans-Joachim Watzke (Geschäftsführer Borussia Dortmund): "Joachim Löws Entscheidung verdient viel Respekt, weil es sich um eine Entscheidung der eigenen Stärke handelt. Löw hat in seiner Zeit als Bundestrainer Großartiges für den deutschen Fußball geleistet. Alle im deutschen Fußball sind nun dazu aufgerufen, ihren Teil beizutragen, um Joachim Löw im Sommer jenen großen Abschluss zu ermöglichen, den er verdient."

Julian Nagelsmann (Trainer RB Leipzig): "Das ist eine traurige Nachricht, aber noch ist er im Amt. Er hat einen großen Impact auf den deutschen Fußball, hat eine Epoche geprägt mit Titeln und einer Entwicklung. Die EM wird hoffentlich ein glorreicher Abschluss. Ich bin gespannt, was er macht."

Alexander Rosen (Direktor Profifußball TSG Hoffenheim): "Jogi Löw hat eine Ära geprägt, die als eine der erfolgreichsten Phasen in die Geschichte der Nationalmannschaft und des deutschen Fußballs eingegangen ist. Eine herausragende Leistung mit dem WM-Titel als bisherigen Höhepunkt. Vor seiner Entscheidung habe ich großen Respekt und wünsche ihm und dem deutschen Fußball eine erfolgreiche EM als Abschluss."

Karl-Heinz Rummenigge (Vorstandschef Bayern München): "Joachim Löw hat eine enorm erfolgreiche Ära des deutschen Fußballs geprägt, mit dem Gewinn der WM 2014 in Brasilien als Höhepunkt. Der DFB ist ihm zu großem Dank verpflichtet. Wir wünschen Joachim Löw zum Ausklang seiner großartigen Bundestrainer-Karriere eine erfolgreiche EM. Er hat sich einen würdigen Abschluss verdient."

Christoph Daum (langjähriger Bundesligatrainer): "Mit dieser Ankündigung werden die Probleme um die Nationalmannschaft nicht geringer. Es ist nicht so, dass die Mannschaft jetzt befreiter aufspielen wird. Die Probleme des deutschen Fußballs werden uns in den nächsten Jahren weiter begleiten. Löw ist für Dinge verantwortlich gemacht worden, für die er überhaupt nicht in der Verantwortung stand. Es ist alles auf ihn abgeladen worden. Jetzt verlagert sich der Druck mehr auf die Spieler. Das ist eine positive Entwicklung. Ein Einzug ins EM-Halbfinale zum Abschied von Löw wäre "ein Riesenerfolg."

Matthäus: "Beschäftige mich mit dem Thema absolut nicht"

Lothar Matthäus (Rekordnationalspieler/bei Sky): "Das ist eingeschlagen wie eine Bombe. Aber es hätte keinen besseren Zeitpunkt geben können. Er nimmt den Druck von der Mannschaft, es wird nicht mehr über Neuaufbau gesprochen. Jetzt kann man sich wieder auf das konzentrieren, was auf dem Platz passiert. Ich sehe viele Leute, die diese Position gerne machen und gut ausfüllen können. Ich sehe Ralf Rangnick als großen Favoriten. Ich weiß, dass mein Name gespielt wird, aber ich beschäftige mich mit diesem Thema absolut nicht."

Joseph S. Blatter (früherer FIFA-Präsident): "Joachim Löw ist eine große Persönlichkeit. Aber wie viele erfolgreiche Menschen bekam er plötzlich mehr Kritik als Lob zu hören - wohl, weil er an seinem eigenen Leistungsausweis gemessen wurde. Wegen seiner Vergangenheit in Winterthur, Schaffhausen und Frauenfeld genießt Löw auch in der Schweiz große Sympathien. Dank ihm stand uns die deutsche Nationalelf noch näher."

Rudi Völler (Sport-Geschäftsführer Bayer Leverkusen und ehemaliger Teamchef): "Jogi Löws Entscheidung verdient Respekt. Er hat uns mit seinen jeweiligen Mannschaften bei vielen Turnieren tollen Fußball geboten und durch den Titelgewinn bei der WM 2014 Großartiges für den deutschen Sport geleistet. Jetzt hat Jogi die Chance, befreit in die EM in diesem Sommer zu gehen und einen wunderbaren Abschluss zu schaffen. Dafür werden wir alle ihm die Daumen drücken."

Frank Kramer (Trainer Arminia Bielefeld und ehemaliger DFB-Nachwuchscoach): "Es war eine hervorragende Zusammenarbeit. Wir haben uns hervorragend verstanden - und ich kann nur noch einmal sagen, der Jogi ist ein absoluter Fußball-Experte. Das ist jemand, der einen überragenden Job gemacht hat. Alles andere verbietet sich. Von außen sollte man so fair sein und diese Arbeit über so viele Jahre auf diesem Topniveau einfach anzuerkennen und den nötigen Respekt walten zu lassen."

Horst Heldt (Sport-Geschäftsführer 1. FC Köln): "Ich habe Jogi Löw in all den Jahren - und zwar nicht nur als Nationaltrainer - als zuverlässigen, authentischen Menschen kennengelernt und gute Gespräche mit ihm geführt. Mit ihm geht eine extrem erfolgreiche Ära zu Ende. Seine Entscheidung gilt es zu respektieren. Damit hat der DFB genug Zeit, sich personell neu auszurichten."

Bastian Schweinsteiger (Weltmeister von 2014): "Mein Respekt gilt Joachim Löw. Auch ich habe ihm persönlich viel zu verdanken. Ich konnte ihm vertrauen, er konnte mir vertrauen. Der WM-Titel 2014 wird uns für immer verbinden. Ich wünsche ihm und dem Team zum Abschluss den EM-Titel. Als Nachfolger von Löw kann ich mir Jürgen Klopp vorstellen. Aber es gibt noch andere Personalien, die ganz gut in das Anforderungsprofil des Bundestrainers passen."

Berti Vogts (ehemaliger Bundestrainer/Rheinische Post): "Er ist einer der größten Bundestrainer. Der WM-Titel von 2014 ist für mich mit dem WM-Triumph von 1954 in der Schweiz zu vergleichen. Kein anderer europäischer Trainer hat es geschafft, in Südamerika eine WM zu gewinnen. Klopp gehört definitiv auf die Liste der möglichen Löw-Nachfolger. Er hat internationale Erfahrung durch die Arbeit in England, das ist für mich ein sehr wichtiger Aspekt. Für ihn wäre es ein Ausweg, vor allem aber der nächste Schritt. Und für den deutschen Fußball ein Gewinn."