DFB-Team: EM-Masterplan von Flick und Völler steht

Von Marcus Blumberg
Hansi Flick trifft mit dem DFB-Team auf Peru und Belgien.
© getty

Hansi Flick und Rudi Völler wollen die deutsche Nationalmannschaft wieder in die Erfolgsspur bringen. Jamal Musiala wird beim Neustart aber verletzt fehlen.

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Mit seinem Wunsch nach einem späten Bier stand Rudi Völler alleine da. Als der neue DFB-Direktor noch einen Schlummertrunk nehmen wollte, hatte sich Hansi Flick mit seinem Trainerteam nach dem Ausfall von Jamal Musiala schon zu einer kurzen Besprechung zurückgezogen. Doch trotz des geplatzten "Dates" an der Hotelbar ist sich das Führungsduo der Nationalmannschaft über den Weg zu einer erfolgreichen Heim-EM einig, der Masterplan lautet: mehr Leidenschaft, mehr Gier, mehr Wille.

"Der Austausch", betonte Flick bei einer gemeinsamen "Regierungserklärung" auf dem DFB-Campus in Frankfurt/Main, "ist sehr gut." Niemand verkörpere schließlich "den deutschen Fußball so wie Rudi". Schon nach den ersten Wochen der Zusammenarbeit steht für Flick fest: "Er ist voll dabei."

Das bekamen die Nationalspieler direkt zu spüren. Vor der öffentlichen Regenerationseinheit im Stadion am Brentanobad schwor Völler das Team in einer Willkommensrede auf das große Ziel 2024 ein. "Das ist ein Glück, diese EM zu haben. Das werde ich den Spielern noch einmal vor Augen führen", kündigte er mit Blick auf das "wunderbare und besondere Turnier" an.

Musiala entgingen die Worte des Weltmeisters von 1990. Der Münchner Zauberer zog sich bei der Niederlage in Leverkusen (1:2) einen Muskelfaserriss im Oberschenkel zu und reiste am Montag bei trübem Wetter aus dem DFB-Quartier in der Mainmetropole ab. Das Ergebnis von Flicks Gedankenspielen, wegen der er das Bier mit Völler verpasste: Der Bundestrainer wird keinen Ersatz für die Länderspiele am Samstag (20.45 Uhr/ZDF) gegen Peru in Mainz und drei Tage später in Köln gegen Belgien nominieren.

DFB-Team: Flick in der Experimentierphase

Der 58-Jährige sieht sich ohnehin mitten in einer Experimentierphase nach der völlig verpatzten WM in Katar. Seine sechs teils überraschend nominierten Neulinge Josha Vagnoman (Stuttgart), Marius Wolf (Dortmund), Mergim Berisha (Augsburg), Kevin Schade (Brentford), Felix Nmecha (Wolfsburg) und Malick Thiaw (AC Mailand) sollen alle ihr Debüt geben. "Das ist unser Plan. Wir sind neugierig darauf, was sie uns anbieten", sagte Flick.

Der Bundestrainer verzichtete bewusst auf einige Leistungsträger wie Thomas Müller, Ilkay Gündogan oder Antonio Rüdiger. Es sei aktuell die Aufgabe, "dass wir die Mannschaft in der Breite aufstellen". Die 15 Monate bis zum EM-Start "sollten ausreichen", um sich rechtzeitig einzuspielen. "Wenn ich nichts Neues gemacht hätte, hätte ich die Berichte gerne gelesen", verteidigte Flick seinen noch 23-köpfigen Kader gegen unter anderem von Rekordnationalspieler Lothar Matthäus geäußerte Kritik.

Völlers Rückendeckung hat er. "Ich unterstütze ihn in jeder Hinsicht", betonte er, der von Flick erhöhte Konkurrenzkampf tue "allen gut". Beim Zusammenspiel mit dem Chefcoach seien die Rollen klar verteilt, stellte er zudem klar: "Hansi ist der Bundestrainer!" Das sah man am Montag auch an der Kleidung. Flick nahm im schwarzen Trainingsanzug auf dem Podium Platz, Völler saß fast staatsmännisch im weißen Hemd und dunklen Pullover neben ihm.

Drei Turnier-Enttäuschungen in Serie haben aber Spuren hinterlassen beim einst so stolzen und erfolgsverwöhnten Verband des viermaligen Weltmeisters. "Wir haben nicht gut verteidigt und unsere Torchancen nicht genutzt. Da wird das Trainerteam dran feilen", formulierte Völler einen klaren Auftrag.

Als der 62-Jährige bei einer Antwort ein technisches Problem mit seinem Mikrofon hatte, sprang ihm der Bundestrainer zur Seite. "Du musst den Knopf drücken", erklärte ihm Flick. Das verpasste Bier werden beide sicher nachholen - am liebsten nach einer erfolgreichen EM.

DFB-Team: Pressekonferenz mit Flick, Völler und Di Salvo im LIVETICKER zum Nachlesen

Und das war's mit der DFB-PK.

Flick über die Mentalitätsfrage am Beispiel Can und Wolf vom BVB: "Ich glaube, dass Marius Wolf und Emre Can zwei Spieler sind, die dafür stehen, warum Dortmund in der Tabelle oben steht. Beide sind, was die Defensive betrifft, eine Stütze für Borussia Dortmund. Bei Marius ist es letztlich auch sein Wille, sich auf der Außenbahn offensiv einzuschalten, aber auch defensiv zu verteidigen. Und daher hat er es sich auch verdient dabei zu sein, weil er in den letzten Wochen eine gute Entwicklung genommen hat und sehr viel Selbstvertrauen auf den Platz bringt. Ich hoffe, dass er das auch bei uns so umsetzt. Und Emre kenne ich schon sehr lange. Er hat auch diese Entwicklung jetzt gemacht, was mich sehr freut, weil ich ihn seit 2013 schon verfolge. Und natürlich sind es beide Spieler, die eine Mentalität haben, die wir auch auf dem Platz brauchen. Aber das will ich keinem einzigen Spieler absprechen. Unsere Performance in Katar hatte mehrere Gründe. Aber das ist die Vergangenheit. Aber die drei oder fünf Prozent, sind am Ende entscheidend. Das sind zehn Minuten gegen Japan, die uns das Turnier gekostet haben. Wir brauchen 100 Prozent Leistung und Mentalität und das wollen wir von jedem einzelnen, nicht nur von Spielern, sondern auch vom ganzen Trainerstab. Wir alle stehen in der Verantwortung, eine gute EM zu spielen."

Völler: "Ich habe schon die Franzosen benannt als großen Favoriten bei der WM. Bei der EM wird das jetzt nicht anders sein. Die Franzosen haben den besten und größten Kader, aber das bedeutet nicht, dass du dann als Gewinner dasteht. Und wir müssen als Einheit mit viel Teamspirit auftreten wie die Argentinier oder die Marokkaner. Wenn du das mit der fußballerischen Qualität, die wir haben, verbindest, dann wird derjenige, der das am besten schafft und das nötige Spielglück hat, am Ende oben stehen. Ich bin davon überzeugt, dass wir die fußballerische Qualität haben, am Rest wird gearbeitet."

Flick zur Zielsetzung bei der EM: "Die WM hat uns nicht gerade Auftrieb gegeben, da ist jetzt auch mal ein bisschen Demut angebracht. Trotzdem - Erfolge kann man nicht garantieren - wir werden uns sehr professionell auf dieses Turnier vorbereiten und dann gucken wir mal, was am Ende dabei rumkommt."

Völler zum Gemütszustand der Bayern-Spieler nach der Pleite gegen Leverkusen: "Ich denke, dass die Spieler die Niederlage in Leverkusen schnell abschütteln werden."

Flick: "Ich bleibe bei meiner Aussage, dass für jeden, der Leistung bringt, die Tür grundsätzlich offen steht."

Flick über den BVB und die Nichtnominierung von Marco Reus: "Habe mich mit Reus ausgetauscht und mir ist natürlich auch seine Entwicklung gerade nicht entgangen. Wer mir beim BVB aber besonders leid tut, ist Julian Brandt, dass er nicht dabei sein kann."

Völler zur WM-Analyse: "Wir sind fußballerisch und auch was die Qualität der Spieler angeht, nicht schlechter als die Argentinier. Es haben dann aber ein paar Prozent gefehlt. Wir haben nicht so gut verteidigt. Haben unsere Torchancen nicht genutzt, aber es ist ja grundsätzlich positiv, wenn man viele Torchancen hat. Aber da geht es nun auch für Hansi Flick darum, dass wir das bei der EM dann wieder besser machen."

Alle drei über die gute Jugendarbeit des SC Freiburg:

Völler: "Der SC Freiburg macht das wunderbar. Ich würde das Geheimnis gerne auch Bayer Leverkusen erklären. Was andere Klubs besser machen können? Das müsste man die Klubs fragen."

Di Salvo: "Es ist ein Erfolgsrezept, dass in Freiburg hart gearbeitet wird. Zudem legen sie Demut an den Tag, sie sind fit und arbeiten an den wichtigen Sachen."

Flick: "Nicht nur Streich, sondern der ganze Verein macht da eine sehr gute arbeitet. Es herrscht Ruhe und man kann die Spieler dort gezielt fördern. Ein ganz besonderer Verein."

Völler über den Austausch mit Flick: "Hansi ist der Bundestrainer und ist mit seinem Trainerteam täglich zusammen. Ich habe gestern noch eine Rede gehalten und wollte dann noch mit ihm ein Bier trinken, doch da war er schon weg, um mit seinem Trainerstab zusammen. Er hat natürlich die sportliche Verantwortung."

Völler über öffentliches Training beim DFB: "Wir haben ganz zu Beginn mit Hansi besprochen, dass wir das heute machen. Die Karten waren schnell weg und wir hoffen, dass das Wetter mitspielt. Ob das künftig auch so sein wird bei Länderspielen, wird man sehen, es könnte aber selbstverständlich werden."

Flick zur WM-Analyse, dass es nicht erfolgreich war, weil die Mannschaft nicht eingespielt war: "Wenn ich alle mitgenommen hätte, hätte ich nichts Neues gemacht." Und dann hätte ich gerne mal Eure Berichte dazu gelesen."

Di Salvo über Paul Wanner, der auch für Österreich spielen könnte: "Mit Paul haben wir uns auch getroffen. Mit seinem Vater und seinem Berater, wo wir ihm den Weg aufgezeigt haben, den es in Deutschland gibt. Er soll Schritt für Schritt zum Spielen kommen. Er hat uns signalisiert, dass er den Weg mit dem DFB weitergehen will, ohne eine endgültige Entscheidung zu treffen."

Flick: "Man muss Entscheidungen treffen. Wir haben uns für Serge Gnabry entschieden. Natürlich hätten wir die Spieler auch alle mitnehmen können. Für uns ist es wichtig, dass die Spieler nicht nur trainieren, sondern auch spielen. Daher sind wir uns einig, dass die, die wir zuhause gelassen haben, nun auch zuhause gut trainieren und dann bereit sind, wenn die Entscheidungen in den Vereinen anstehen."

Antonio Di Salvo: "Die Verzahnung mit der Nationalmannschaft mit der U21 - es gibt am Dienstag zwei gemeinsame Trainingseinheiten - zeigt, dass es bei uns einfach kurze Wege gibt."

Hansi Flick über die neuen Gesichter: "Es ist für uns enorm wichtig, den Kader in der Breite aufzustellen. Jetzt haben wir den Weg gewählt, zu schauen, wer das Potenzial haben könnte, 2024 bei der Euro dabei zu sein. Daher haben wir bewusst diese Spieler gewählt, was wir auch mit Di Salvo abgesprochen haben."

Hansi Flick über die U21-EM: "Für jeden, der aus der U-Nationalmannschaftskarriere heraus geht, ist die EM das letzte große Event."

Rudi Völler über die gemeinsame PK mit A-Elf und U21: "Diese gemeinsame PK haben wir mit Bedacht gewählt. Es hat einen symbolischen Sinn. Es gibt nicht nur die ganz große EM, sondern auch noch die kleine EM mit Antonio Di Salvo. Das wollten wir unter Beweis stellen."

Die Herren sind da, es geht los, sobald der Schalter für den Ton gefunden wird.

Die PK wird mit der Information eröffnet, dass sich Bayerns Jamal Musiala mit einem Muskelfaserriss abgemeldet hat. Es wird kein Spieler nachnominiert.

Vor Beginn: Zudem wird sicherlich auch Rudi Völler Auskunft über den aktuellen Stand der EM-Vorbereitung und generell zum Neustart rund ums DFB-Team nach der WM-Enttäuschung von Katar geben.

Vor Beginn: Wie sieht der Bundestrainer die anstehenden Aufgaben, was will er vor allem von den neuen Gesichtern sehen und wie steht es generell ums Personal? Sind alle fit? Diesen Fragen wird sich Flick in Frankfurt stellen.

Vor Beginn: Willkommen zur ersten DFB-Pressekonferenz mit Bundestrainer Hansi Flick, DFB-Sportdirektor Rudi Völler und U21-Trainer Antonio Di Salvo zur aktuellen Länderspielpause im Liveticker.

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DFB-Team: Pressekonferenz mit Flick, Völler und Di Salvo im LIVESTREAM

Die Pressekonferenz mit Hansi Flick, Rudi Völler und Antonio Di Salvo könnt Ihr auch im Livestream verfolgen. Los geht es um 11 Uhr bei DFB-TV.

Hier geht es zum Livestream der PK.

DFB-Team: Die nächsten Spiele

DatumUhrzeitGegnerSpielort
Samstag, 25. März20.45 UhrPeruMEWA Arena, Mainz
Dienstag, 28. März20.45 UhrBelgienRhein-Energie-Stadion, Köln
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