DFB-Team: "Komplett den Anschluss verloren!" DFB-Akademie-Leiter Tobias Haupt schlägt Alarm

Von Felix Götz
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Tobias Haupt hat dem deutschen Fußball ein vernichtendes Zeugnis ausgestellt. Der Leiter der DFB-Akademie sieht den Sport in Deutschland in einer der größten Krisen seiner Historie.

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"Unsere Nationalmannschaften sind schon lange nicht mehr Weltspitze. Der Trend der A-Nationalmannschaft bei großen Turnieren seit 2014 ist eindeutig negativ. Die Einsatzzeiten unserer U21-Nationalspieler sind viel zu gering. Die Marktwerte unserer U-Nationalspieler sind weit hinter dem internationalen Durchschnitt", sagte Haupt der Bild.

Deutschland schöpfe den Pool an Talenten gemessen an der Zahl der aktiven Spieler im Vergleich zu den Top-5-Nationen am schlechtesten aus, behauptete der 39-Jährige.

"Spanien bringt beispielsweise seit 2009 45 Prozent mehr Topspieler hervor als Deutschland. Wir haben in der Spitze zu wenig Breite. Uns muss klar sein: Wir haben international komplett den Anschluss verloren", so der gebürtige Landshuter, der seit 2018 die DFB-Akademie leitet.

Fakt ist: Deutschland ist bei den Weltmeisterschaften 2018 in Russland und 2022 in Katar jeweils bereits in der Vorrunde gescheitert. Bei der vergangenen EM reichte es lediglich für den Einzug ins Achtelfinale. Die Ergebnisse der vergangenen Monate sind ebenfalls unterirdisch, weshalb Hansi Flick als Bundestrainer abgesetzt und durch Julian Nagelsmann ersetzt wurde.

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Haupt: "Zentrale Maßnahmen werden nicht umgesetzt"

"Wir befinden uns in einer der größten Krisen in der Geschichte des deutschen Fußballs. Das ist zum Teil erkannt worden", sagte Haupt: "Aber: Zentrale Maßnahmen, die bei uns seit Jahren auf dem Tisch liegen, werden nicht umgesetzt. Und vor allem: Essenzielle Entscheidungen, die für die Zukunft des deutschen Fußballs notwendig sind, werden seit Jahren auf die lange Bank geschoben. So kann der deutsche Fußball künftig nicht erfolgreich sein."

Die letzte große Reform im deutschen Fußball liege bereits 23 Jahre zurück, erklärte der Betriebswirt weiter: "Seit dem WM-Titel 2014 ruht man sich auf den Erfolgen der Vergangenheit aus. Die aktuelle Umsetzungsgeschwindigkeit ist viel zu langsam, um den Rückstand im internationalen Wettbewerb aufholen zu können."

Und Haupt ergänzte: "Die Kluft zwischen DFB, DFL und Profiklubs ist aktuell so groß wie nie zuvor. So wird die Zukunft des deutschen Profifußballs im Exzellenzbereich weiter zurückgefahren. Der Anschluss an Frankreich, England und auch weitere Nationen geht dadurch völlig verloren."

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