Zittersieg! Deutschland löst EM-Ticket

Harter Kampf: Deutschland hatte mit Georgien doch gehörige Mühe
© getty

Die deutsche Nationalmannschaft hat am letzten Spieltag die Qualifikation für die EM 2016 in Frankreich perfekt gemacht. Der Weltmeister setzte sich gegen Georgien mit 2:1 (0:0) durch.

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Vor 43.630 Zuschauern in der Red-Bull-Arena begann die deutsche Elf druckvoll, ließ aber sehr viele Chancen liegen und wurde mit Pfiffen in die Halbzeit verabschiedet.

Nach der Pause brachte Thomas Müller Deutschland mit einem verwandelten Foulelfmeter in Führung (50). Aber nur drei Minuten später glich Georgien durch Jaba Kankawa aus und hatte sogar Möglichkeiten auf ein weiteres Tor. Der eingewechselte Max Kruse sorgte für den Siegtreffer (79.) und machte den Deckel auf die EM-Qualifikation.

Die Auslosung der EM-Gruppen findet am 12. Dezember in Paris statt. Die Endrunde findet vom 10. Juni bis 10. Juli 2016 statt.

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Die Reaktionen:

Joachim Löw (Bundestrainer): "Wir können heute das gleiche Lied singen wie gegen Irland. Wir haben in der ersten Halbzeit drei, vier sehr klare Chancen liegen lassen. Irgendwann kommt ein gewisser Frust dazu, dann schleichen sich Fehler ein. Von daher haben wir große Mühe gehabt in der 2. Halbzeit. Grundsätzlich sind wir zufrieden, dass wir die Qualifikation geschafft haben, aber unzufrieden mit den letzten beiden Spielen. Das ist nicht unser Standard, es liegt noch viel Arbeit vor uns."

Wolfgang Niersbach (DFB-Präsident): "Ich bin geschafft. Da war ich nicht drauf eingestellt, dass man heute ein Stück zittern musste. Manuel Neuer hat zwei, drei Dinge gehakten, die nicht jeder hält. Wirm üssen uns bei ihm bedanken. Die Mannschaft hat sich das Leben selbst schwer gemacht. Aber Schwamm drüber, wir sind Tabellenerster, zum zwölften Mal in Folge bei der EM dabei, das zählt. Aber die Effizienz müssen wir verbessern. Was nutzt mir die ganze Ballfertigtkeit, wenn das Entscheidene nicht passiert. Wir haben wunderbare Fußballer, die streicheln, schieben und passen, aber der Ball muss irgendwann mal rein. Das ist wie ein roter Faden, der sich durch die Qualifikation zieht."

Manuel Neuer: "Im Training schießen wir 50 Tore, ein Ball nach dem anderen fliegt ins Netz. Wir brauchen vorne den Killerinstinkt und machen uns das Leben selbst schwer. Und dann kriegen wir auch noch den Ausgleich. Bei der EM muss das anders werden, da werden wir hoffentlich zu dem Spiel finden, das man von der deutschen Nationalmannschaft kennt."

Max Kruse: "Ich habe den Ball beim Tor ganz gut getroffen und zum Glück ist er reingegangen. Wir wollen das nicht an die große Glocke hängen. Es ist schwer gegen solche Gegner, aber irgendwas müssen wir uns einfallen lassen. Unseren Spielstil wollen wir aber schon beibehalten."

Der Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Schweinsteiger ist nicht rechtzeitig fit geworden und muss erneut passen. Für den ebenfalls verletzten Götze beginnt Schürrle. Als Rechtsverteidiger darf wieder Ginter ran.

11.: Reus wird am Strafraum zentral frei gespielt. Seinen scharfen Flachschuss kratzt Rewischwili aus dem linken Eck.

13.: Özil bedient aus dem Zentrum Müller am Strafraum, der per Hacke auf Reus durchsteckt. Der nimmt den Ball erst mit links gut mit, haut das Ding dann aus sieben Metern aber weit drüber. Ganz schwacher Abschluss.

27.: Steilpass auf rechts auf Kasaischwili, der Hummels im Rücken wegläuft. Der Georgier lässt Hummels an der Strafraumgrenze aussteigen und spielt flach zur Mitte, Okriaschwilis Schuss aus zwölf Metern fischt Neuer aus dem rechten Eck.

Einzelkritik: Wer hilft mir aus dem Loch?

31.: Kroos aus dem Zentrum in den linken Halbraum auf Gündogan. Der schickt Reus in die Tiefe, der geht wieder allein auf das Tor zu und schiebt den Ball aus sechs Metern klar rechts vorbei. Da muss er wieder mehr draus machen.

37.: Langer Ball von Özil aus dem Halbfeld auf den einlaufenden Reus. Dessen Volleyabnahme aus acht Metern ist zu zentral, Rewischwili reißt die Arme hoch und wehrt ab.

50., 1:0, Müller (FE): Kankawa holt Özil im Strafraum von den Beinen. Müller tritt zum Elfmeter an, verlädt Rewischwili und schiebt rechts unten ein.

53.: Kwekweskiri zieht aus 22 Metern von halbrechts ab. Neuer fischt den Schuss aus dem rechten Winkel.

53., 1:1, Kankawa: Die anschließende Ecke verteidigen die Deutschen zu passiv. Eine Flanke von rechts köpft Hector in die Mitte. Kankawa nimmt den Ball aus 18 Metern volley mit links - im linken Eck schlägt's ein.

57.: Kasaischwili ist nach einem Konter rechts im Eins-gegen-eins-Duell mit Hector. Der Georgier setzt sich im Strafraum durch und wird beim Abschluss sieben Meter vor dem Tor von Gündogan am Fuß getroffen. Das hätte Elfmeter geben müssen.

60.: Nächste Großchance für Georgien. Der erste Ball rauscht von links flach durch den Strafraum. Kasaischwili spielt ihn wieder zur Mitte, wo Okriaschwili den abgefälschten Ball aus sechs Metern aufs Tor schaufelt. Neuer wischt die Kugel über die Latte.

79., 2:1, Kruse: Hummels spielt Özil 25 Meter vor dem Tor an. Der mit einem genialen Pass in den Strafraum auf Kruse, der aus 14 Metern überlegt links unten einschiebt.

Fazit: Deutschland lässt in Halbzeit eins zu viele Chancen liegen und verliert nach dem Gegentreffer den Faden. Der eingewechselte Kruse beruhigte die Nerven.

Der Star des Spiels: Manuel Neuer. War in der ersten Halbzeit lange nicht gefordert, dann aber hellwach. Verhinderte auch in der zweiten Halbzeit den möglichen Rückstand. Sein Gegenüber Rewischwili war ebenfalls bärenstark.

Der Flop des Spiels: Andre Schürrle. Undankbare Aufgabe im Sturmzentrum für ihn. Bestätigte aber auch in dieser Partie seine Formschwäche. Fand keine Bindung zum Spiel, wirkte orientierungslos und ohne große Torgefahr.

Der Schiedsrichter: Pavel Kralovec (Tschechien). Nicht immer souverän. Zwar richtig bei Amisulaschwili vermeintlichem Handspiel keinen Elfmeter zu geben, der Georgier spielte den Ball mit der Schulter. Ebenso korrekt der Elfmeterpfiff nach Kankawas Foul an Özil. Aber Gündogans Einsteigen gegen Kasaischwili hätte ebenfalls mit Strafstoß bewertet werden müssen. Nawalowsky hatte Glück, dass er für sein Foul an Müller nicht Rot sah.

Das fiel auf:

  • Nach dem 4-2-2-2-Experiment kehrte Löw wieder zu seiner bevorzugten 4-2-3-1-Grundformation zurück. Aber erneut verzichtete Deutschland auf extremes Flügelspiel, weil die Außenstürmer Reus und Müller früh nach innen zogen und so Platz für die Außenverteidiger machten. Allerdings wurden Hector und Ginter selten ins Spiel eingebunden und auch nicht wirklich gefährlich, weil vor allem Ginter offensiv limitiert ist. Die meisten Angriffe liefen durch die Mitte.
  • Thema Chancenverwertung: Wieder ließ die DFB-Elf, vor allem in Person von Reus, zu viele klare Gelegenheiten liegen, um schnell für klare Verhältnisse zu sorgen. 18 Torschüsse gab Deutschland in der ersten Halbzeit ab, ehe der erste der zweiten Halbzeit per Elfmeter zum gewünschten Erfolg führte.
  • Natürlich verteidigten die Georgier kompakt und in der letzten Linie meist mit fünf Mann, aber erstaunlich, dass sie sich nach Ballgewinn spielerisch zu befreien versuchten. Nur im Notfall spielten sie den langen Ball. Allerdings verteidigte Deutschland gut und erstickte so die meisten Angriffe schon im Keim. Der Druck auf die georgische Abwehr war durch die schnelle Balleroberung zeitweise enorm.
  • Nach dem Führungstreffer schien die Sache klar. Doch den kurzen Spannungsabfall nutzten die Georgier gleich zum Ausgleich. Danach war das Nervenköstum der Deutschen sichtlich angegriffen, die Ruhe fehlte. Löw coachte aber weiterhin sehr passiv und verzichtete zunächst auf Wechsel oder taktische Umstellungen. Erst 20 Minuten nach dem Gegentreffer kam Kruse, der prompt zum Sieg traf.

Deutschland - Georgien: Die Statistik zum Spiel