Es war ein bisschen so wie früher. Joachim Löw und Jürgen Klinsmann lagen sich in den Armen und hatten ein breites Lachen im Gesicht. So ähnlich hatten die beiden Tore bejubelt, als sie sich noch gemeinsam um die deutsche Nationalmannschaft kümmerten.
Mittlerweile ist Löw der alleinige Chef beim DFB-Team und darf sich Weltmeister-Trainer nennen. Klinsmann ist gerade dabei, die Struktur des US-amerikanischen Fußballverbandes zu reformieren und nebenbei die Nationalmannschaft auf internationales Top-Niveau zu führen.
Ein Sieg gegen den Weltmeister kommt da gerade recht, zumal sich das Team auf den anstehenden Gold Cup vorbereitet. Das Ergebnis sei aus deutscher Sicht zwar ärgerlich, "aber gut zu verschmerzen", sagte Löw hinterher. Unter Freunden gönnt man sich eben auch mal was.
Zwei Spiele in einem
Es war ja auch so, dass Löw auf der Pressekonferenz nach der Partie zwei Spiele in einem bewerten musste. Da war die erste Halbzeit, in der die frisch aus dem Urlaub gekommene DFB-Elf erstaunlich schwungvoll und engagiert auftrat. Und da war die zweite Halbzeit, in der das Team überhaupt keinen Rhythmus und Zug mehr entwickeln konnte.
Halbzeit eins: "Unglaublich zufrieden" sei er, sagte Löw. Die Mannschaft habe Dynamik und Tempo zum Tor entwickelt. Die Angriffe von hinten eingefädelt, durch variables Spiel überzeugt und die Dinge umgesetzt, die im Training angesprochen wurden.
Halbzeit zwei: "Zunehmend abgebaut" habe seine Mannschaft, sagte Löw. Es sei zu sehen gewesen, dass einige Spieler lange kein Spiel absolviert hätten oder zuvor lange verletzt gewesen wären. Aber alles kein Problem, wichtig waren für den Bundestrainer die ersten 45 Minuten und die vorhandene Konzentration und Seriosität.
Herrmann der Gewinner
Der große Gewinner dieser ordentlichen ersten Hälfte war Patrick Herrmann. Der Gladbacher übertrug bei seinem Debüt seine gute Form aus der Bundesliga nahtlos in die Nationalmannschaft. "Er hat sich gut vorbereitet, das Spiel war ein Highlight für ihn", sagte Löw.
Seine Geschwindigkeit und seine Dribblings sorgten für Belebung im deutschen Offensivspiel. Seine Chancen auf weitere Nominierungen und Einsätze sind mit dieser Leistung sicher nicht schlechter geworden. Auch wenn die eine oder andere Flanke zu Beginn recht hoch angesetzt war, zeigte er beim Assist zu Mario Götzes Treffer, dass er auch in hohem Tempo die Übersicht behalten kann.
"Patrick hat immer Druck auf den Abwehrspieler gemacht, den Ball nach vorne mitgenommen und bei jeder Aktion Zug zum Tor gezeigt", sagte Löw.
Löw fehlt die Geilheit aufs Tor
Der Bundestrainer zeigte sich insgesamt sehr zufrieden mit der Offensivleistung seiner Mannschaft im ersten Abschnitt. "Was wir besser gemacht haben als in den letzten Monaten, war das schnelle Umschalten nach Ballgewinn."
Was sich aber einmal mehr als mangelhaft herausstellte, war der Abschluss seiner Offensivspieler. "Manchmal fehlt mir bei einzelnen Spielern die Geilheit, ein Tor machen zu wollen", sagte Löw. Auch gegen die USA hatten Götze, Özil und Co. Chancen auf ein, zwei Tore mehr.
"Die Chancenauswertung ist wahnsinnig wichtig. Das Thema wird uns im Herbst begleiten", sagte Löw mit Blick auf die entscheidenden Partien in der EM-Qualifikation gegen Polen, Schottland und Irland.
Wo ist der Herrmann der Abwehr?
Was ebenfalls nicht gut funktionierte, war das Umschalten nach Ballverlust. Die Mängel in der Defensivbewegung mögen zum einen dem fehlenden Wettkampfcharakter dieser Partie zuzuschreiben sein. Aber die Probleme tauchten auch in vielen anderen Länderspielen dieser Saison auf, als das Team nicht aus dem Urlaub angereist kam.
Das DFB-Team hatte im Übergangsjahr nach dem Weltmeistertitel viel mit Verletzungsproblemen zu kämpfen, aber Löw konnte so immerhin ein paar Erkenntnisse über seine zweite Garde sammeln. Und da bleiben doch einige Zweifel - vor allem defensiv.
Es ist zwar schön für den Bundestrainer, dass Herrmann überzeugte, aber auf dieser Position ist die Auswahl ohnehin schon enorm. Viel wichtiger wäre es, wenn solche Leistungen von Defensivspielern kommen würden. Shkodran Mustafi und Antonio Rüdiger spielen mit hohem Engagement, sind aber noch viel zu fehleranfällig. Auf den Außenverteidigerposition krankt das deutsche Spiel seit Jahren.
Auf rechts agiert Sebastian Rudy solide, ein Nachfolger von Philipp Lahm mit internationaler Klasse ist aber nicht in Sicht. Jonas Hector spielte offensiv anfangs durchaus gefällig, war aber defensiv in den direkten Duellen enorm anfällig. Der Kölner wurde in der ersten Hälfte von Aron Johannson per Beinschuss düpiert und konnte in der zweiten Hälfte den schnellen DeAndre Yedlin nicht stoppen.
Noch ein Spiel bis zum Urlaub
Löw braucht für die entscheidenden Spiele in der EM-Qualifikation fitte Leistungsträger wie Jerome Boateng, Mats Hummels, Toni Kroos und Thomas Müller, um nicht noch weiter in die Bredouille zu geraten.
Davor steht am Samstag aber noch die Pflichtaufgabe gegen Gibraltar an. Am Sieg zweifelt niemand, aber schon das Hinspiel in Nürnberg war mehr als zäh. Löw hofft, dass seine Spieler die nötige Spannung aufbauen und im Spiel das Tempo hochhalten können: "Dann gehen die Spieler in wohl verdienten Urlaub."
Deutschland - Vereinigte Staaten: Daten zum Spiel