In Kairo erzielte Lewis Holtby (73.) per Kopf das 1:0 für das DFB-Team, das der eingewechselte Maicon (88.) kurz vor dem Ende der regulären Spielzeit egalisierte. In der 91. Minute gelang Maicon der zweite Treffer für Brasilien. Die Entscheidung.
In der Runde der letzten Vier trifft Brasilien auf Costa Rica, das sich dank eines Treffers von Marcos Urena in der 122. Minute (!) mit 2:1 nach Verlängerung gegen die Vereinigten Arabischen Emirate durchgesetzt hat.
Trotz des Ausscheidens kann Deutschland ein erfreuliches Fazit ziehen. Obwohl Bundestrainer Horst Hrubesch auf über 25 Spieler wegen Absagen oder Verletzungen verzichten musste, brachte seine Mannschaft den großen Titelkandidaten Brasilien an den Rand einer Niederlage.
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Der SPOX-Spielfilm:
Vor dem Anpfiff: Deutschland mit zwei Änderungen gegenüber dem 3:2 gegen Nigeria. Die gesperrten Kempe und Vrzogic raus, Aydilek und Vrancic rein. Bei Brasilien steht der Ex-Hoffenheimer Fabricio zum zweiten Mal im Turnier in der Startelf.
10.: Vrancic schickt Aydilek halblinks in die Gasse, der allein vor Rafael aber keinen Druck auf den Ball bekommt. Auch der Nachschuss bringt nichts ein.
23.: Platz für die Brasilianer. Kardec legt von halblinks quer auf Teixeira, der steht frei vor Zieler - und vergibt kläglich. Zieler hält sicher.
31.: Sven Bender verliert den entscheidenden Zweikampf gegen Giuliano kurz vor dem 16er, Kardec ist alleine durch. Sein Schuss aus halbrechter Position aus sieben Metern geht knapp links vorbei.
45.: Kurz vor der Pause die größte Chance für Deutschland. Holtby setzt sich auf dem linken Flügel durch und gibt in den Rücken der Abwehr. Sukuta-Pasu zieht ab, aber der Ball geht direkt auf Rafael.
Halbzeit-Fazit: Das erwartete Spiel. Brasilien mit 64 Prozent Ballbesitz, die Deutschen aber - von wenigen Ausnahmen abgesehen - sehr gut organisiert und mit einigen gefährlichen Kontern.
54.: Kopplin flankt mit rechts aus dem halblinken Mittelfeld. Sukuta-Pasu setzt sich gegen Dalton durch und köpft aus zwölf Metern. Rafael pariert glänzend zur Ecke.
61.: Starkes Pressing im Mittelfeld, Holtby schaltet schnell, steckt durch zu Sukuta-Pasu. Doch der Leverkusener schießt freistehend direkt Rafael an.
62.: Kardec flankt von rechts, Giuliano mit dem spektakulären Fallrückzieher aus zehn Metern. Der Ball geht aber direkt auf Zieler.
73., 0:1, Holtby: Aydilek flankt von links perfekt auf den zweiten Pfosten. Dort steht Holtby ganz alleine, nachdem Rafael durch den Strafraum irrte. Der Neu-Schalker köpft den Ball mitten in die Bude.
88., 1:1, Maicon: Der eingewechselte Stürmer bekommt den Ball mustergültig auf halbrechts zwölf Meter vor dem Tor aufgelegt. Er zieht trocken ab und haut den Ball in die kurze untere Ecke.
90.: Überragender Distanzschuss von Douglas Costa aus 28 Metern - Latte! Fast der K.o. für Deutschland!
91., 2:1, Maicon: Langer Ball aus der Hälfte der Brasilianer. Kopplin und Lars Bender sind sich nicht einig, wer an den Ball geht und plötzlich ist Maicon im Sechzehner halbrechts alleine vor Zieler. Der Brasilianer hebt den Ball mit viel Gefühl über den deutschen Keeper in die Maschen.
108.: Teixeira gelingt mit einem Solo-Lauf fast das 3:1, aber Zieler ist beim Schuss aus 24 Metern mit den Fäusten zur Stelle.
Fazit: Unglückliches Aus für das DFB-Team, das mit einer besseren Chancenauswertung mit 2:0 in Führung hätte gehen können. Am Ende fehlte die Kraft.
Der Star des Spiels: Maicon. Die Stars bei Brasilien sind eigentlich andere. Etwa Kardec oder Giuliano. Und Douglas Costa gilt bereits als der nächste Cristiano Ronaldo oder Ronaldinho. Doch gerettet wurde die Selecao vom bisher in Europa kaum bekannten 19-jährigen Maicon Marques Bitencourt. Der Stürmer von Fluminense wurde in der 76. Minute eingewechselt und drehte mit zwei Toren im Alleingang die Partie.
Die Gurke des Spiels: Sebastian Jung. Die deutsche Mannschaft besticht durch Fleiß, Disziplin und Zuverlässigkeit. Beim Frankfurter Rechtsverteidiger jedoch schlichen sich mit zunehmender Spieldauer einige vermeidbare Fehler ein.
Vor allem im Spielaufbau kamen kaum Impulse. Zudem mit Stellungsfehlern gegen Giuliano und den umtriebigen brasilianischen Linskverteidiger Diogo. Einziger Trost: Douglas, Brasiliens Pendant auf rechts hinten, erwischte ebenfalls eine schwache Partie.
Die Pfeife des Spiels: Roberto Rosetti. Ohne Probleme in einer leicht zu führenden Partie.
Die Lehren des Spiels: "Qualität heißt nicht zwangsläufig individuelle Qualität", sagte DFB-Co-Trainer Nörenberg vor der Partie - und behielt vollkommen recht. Obwohl Brasilien mit einer Ansammlung von "Wunderkindern" antrat, spielte die B- oder C-Elf des DFB-Teams auf Augenhöhe.
Von Hrubesch perfekt eingestellt, agierte Deutschland mit einer vorbildlichen taktischen Disziplin, die die Selecao sichtlich frustrierte. Kein DFB-Youngster war herausragend, aber jeder zeigte eine engagierte Leistung. Symptomatisch für den bisherigen Turnierverlauf.
Hervorzuheben ist vor allem das zentrale Mittelfeld der Deutschen. Sven Bender, Patrick Funk und Mario Vrancic hatten in Verbund mit den Abwehrspielern die brasilianische Dreier-Offensivreihe um Dribbelkönig Giuliano sowie die technisch ähnlich beschlagenen Teixeira und Henrique lange gut im Griff. Brasiliens Mittelstürmer Kardec fehlte schlicht die Hilfe - bis Maicon eingewechselt wurde.
Am Ende setzten sich die größeren Kraftreserven der Selecao durch, die recht problemlos ins Viertelfinale eingezogen war. Deutschland hingegen war in der Verlängerung der Verschleiß aus der Achtelfinal-Schlacht gegen Nigeria drei Tage zuvor deutlich anzumerken.
Das Viertelfinale der U-20-WM im Überblick