Dieses europäische Titel-Triple gelang zuvor noch keinem anderen Land. Ein besonderer Erfolg auch für Trainer Horst Hrubesch: Bevor er die U 21 übernahm, holte er im Juli 2008 bereits die Europameisterschaft mit der U 19.
So diskutierten die mySPOX-User während des Spiels
Vor 26.000 Zuschauern im Stadion in Malmö erzielten Gonzalo Castro (23.), der überragende Mesut Özil (47.) sowie zwei Mal Sandro Wagner die Tore (78., 84.) die Tore zum verdienten Sieg der deutschen Elf.
"Das ist ein Meilenstein für mich"
"Ich habe mit Bremen schon den Pokal gewonnen, aber das hier ist eine Europameisterschaft. Wir haben alles umgesetzt, was der Trainer gesagt hat. Damit haben wir uns das Leben leicht gemacht", sagte Özil, der auch zum besten Spieler des Abends gewählt wurde: "Ich glaube, ich habe das heute ganz gut hinbekommen."
Hrubesch war stolz auf seine Jungs. "Wir haben alles richtig gemacht. Man muss die Mannschaft loben. Es hat einfach Spaß gemacht", sagte der Europameister von 1980: "Das ist auch ein Meilenstein für mich."
Der SPOX-Spielfilm:
Vor dem Spiel: Hrubesch muss auf den gelbgesperrten Dejagah und den angeschlagenen Marin verzichten, der aber immerhin auf der Bank sitzt. Hummels und Wagner kommen für die beiden zu ihrem ersten Einsatz von Anfang an.
4.: England legt los wie die Feuerwehr. Höwedes verliert nach einem Pass aus dem Mittelfeld Walcott aus den Augen. Der zieht zum Glück aus zwölf Metern deutlich über den Kasten.
16.: Klasse gespielt! Özil und Khedira schalten mit einem Doppelpass vier Engländer aus. Khedira legt mit Übersicht auf Özil zurück, dessen Schuss aus zehn Metern gerade noch von Onuoha geblockt wird.
23., 1:0, Castro: Brilliante Vorbereitung von Özil, der in der Zentrale drei Gegenspieler auf sich zieht und dann mustergültig zu Castro durchsteckt. Der Leverkusener behält die Ruhe und spitzelt das Leder von links aus zwölf Metern ins lange Eck.
36.: Ohlala! Sebastian Boenisch fasst sich ein Herz und lädt aus 30 Metern halblinks ab. Die Kugel geht hauchdünn rechts am Tor vorbei. Schöner Strich.
47., 2:0, Özil: Freistoß für Deutschland. Özil mit einem Flatterball aus 25 Metern in zentraler Position. Ersatzkeeper Loach verschätzt sich völlig und lenkt den Schuss in die Tormitte ins eigene Netz.
Halbzeitfazit: Die Führung der Deutschen geht in Ordnung. Vor allem in der Defensive zeigt die Hrubesch-Elf eine klasse Vorstellung und bringt Walcott & Co. fast zur Verzweiflung. Seit der Führung ist auch deutlich mehr Struktur im Spiel nach vorne, die Nervosität aus der Anfangsphase ist verflogen.
58.: Das war knapp! Cattermole wird 25 Meter vor dem Tor nicht energisch genug von Höwedes angegriffen und lässt einen wahnsinnigen Hammer los. Die Kugel streift die Oberkante der Latte. Da wäre Neuer wohl chancenlos gewesen.
78., 3:0, Wagner: Nicht zu fassen! Einmal mehr spaziert Özil durchs Mittelfeld und bedient Wagner. Gerade noch die 100-prozentige vergeben, macht es der Duisburger jetzt besser und haut Loach das Ding aus sechs Metern durch die Hosenträger.
84., 4:0, Wagner: Was für eine Packung! Schneller Konter der deutschen Elf. Wagner bekommt die Kugel kurz vor dem Strafraum und schlenzt das Leder mit viel Gefühl ins lange Eck. Jetzt geht wirklich alles.
Schlussfazit: Das Spiel ist aus! Deutschland schlägt England sage und schreibe mit 4:0 und ist Europameister! Nach der besten Leistung des gesamten Turniers verdient.
Star des Spiels: Mesut Özil. Weil er an drei der vier Tore direkt beteiligt war! Und weil er der beste offensive Spieler der Deutschen im gesamten Turnier war. Gegen England hätte es vielleicht auch Mats Hummels verdient: Überragende Partie vor der Abwehr, extrem intelligent im Zweikampf, stark im Stellungsspiel, sicher in der Spieleröffnung - sicher ein Schlüsselfaktor.
Gurke des Spiels: Scott Loach. England und die Torhüter. Stammkeeper Hart war gelbgesperrt - sein Ersatzmann hatte seinen unglücklichen Auftritt in der 47. Minute: Den Freistoß von Özil muss er halten. Er tat es nicht und brachte sein Team endgültig auf die Verliererstraße. Auch beim 0:1 und 0:3 sah er unglücklich aus.
Pfeife des Spiels: Schiedsrichter Bjorn Kuipers machte eine fehlerfreie Partie, hatte freilich auch kaum Mühe mit den 22 Akteuren. Nur drei Gelbe in einem Finale zeugen von einer äußerst fairen Partie. Zumal Wagner seine kassierte, als er sich nach dem 4:0 das Trikot vom Leib riss.
Lehren des Spiels: Ohne den gesperrten Dejagah und den angeschlagenen Marin stellte Hrubesch auf eine 4-1-4-1-Formation um. Und das System zeigte zu Beginn durchaus seine Schwächen. So war Sandro Wagner anfangs als alleiniger Stoßstürmer überfordert. Seine fußballerischen Mängel wurden deutlich, seine Kopfballstärke kam nicht zum Tragen, weil von Außen kaum Flanken kamen. Auf Links zog Özil meistens zur Mitte, auf Rechts nahm Johnson praktisch nicht am Spiel teil.
Dafür spielte die deutsche U 21 aber auch sehr konsequent die Vorteile der Systemumstellung aus. Hummels gab den klassischen Staubsauger vor der Abwehr - und räumte rigoros auf. Die ohnehin starke Abwehr wurde so noch stabiler. Einzig die englischen Standards sorgten ab und an für brenzlige Situationen - ein Problem der deutschen Mannschaft im gesamten Turnierverlauf.
Wieder einmal zeigte die deutsche Defensive aber auch ihre spielerische Qualität: Jedes Glied der Viererkette ist in der Lage, das Spiel sinnvoll zu eröffnen. Mit Hummels davor klappte das berühmte "Umschalten" noch besser als in den Spielen zuvor: Sobald schnell vertikal gespielt wurde, entstand fast immer Gefahr.
Auch im Angriff agierte das offensive Vierermittelfeld, nachdem die Anfangsnervosität verflogen war, recht clever: Oft zog Özil zur Mitte und zog mehrere Gegenspieler auf sich, während meistens Castro oder Khedira aus der Tiefe in den Spitze stießen. So entstanden einige gute Torchancen und auch das wichtige 1:0 durch Castro.
Nach dem Patzer von Loach und dem 2:0 spielte sich die deutsche Elf phasenweise in einen Rausch. Auch Wagner belohnte sich selbst für seine Unverdrossenheit und erzielte zwei Treffer. Beim 4:0 zeigte er, dass er auch durchaus Gefühl im rechten Fuß hat - allerdings ließ ihm die englische Abwehr dabei auch genügend Platz. Insgesamt zeigte die Elf von Horst Hrubesch eine taktisch sehr reife, clevere und disziplinierte Leistung - und wurde am Ende verdient zum ersten Mal U-21-Europameister.