Angst und Ärger: Worst Case in Hannover

SID
Angespannte Mienen auf der Bank: Mirko Slomka ist erst seit 2010 Trainer bei Hannover
© Getty

Randalierer sorgen für Ausschreitungen, Fans blockieren den Mannschaftsbus und die Spieler haben Abstiegsangst: Eine Woche vor dem Start in die neue Saison der Bundesliga liegen bei den "Wiederholungstätern" von Hannover 96 die Nerven blank.

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"So haben wir in der Bundesliga keine Chance. So sind wir ein sicherer Absteiger", sagte Profi Sergio Pinto, der beim 4:5 im Elfmeterschießen nach 120 torlosen Minuten beim saarländischen Regionalligisten SV Elversberg in der ersten Runde des DFB-Pokals ein Deja-vu erlebte.

Schon im Vorjahr hatte sich Hannover in der ersten Pokalrunde durch ein 1:3 beim Elversberger Ligarivalen Eintracht Trier bis auf die Knochen blamiert.

Wie angespannt die Lage bei Hannover derzeit ist, zeigten die verbalen Attacken Pintos in Richtung der eigenen Anhänger: "Alles was Recht ist, aber die Fans sollen damit aufhören, uns zu beleidigen. Ich bin auch persönlich beleidigt worden, das geht nicht."

Lage in Hannover angespannt

Völlig daneben war auch das Verhalten von knapp 100 gewaltbereiten und frustrierten Fans der Niedersachsen, die kurz nach dem Abpfiff am Haupteingang des Stadions an der Kaiserlinde randalierten. Erst ein massiver Einsatz der Polizei, die mit Schlagstöcken, Hunden und Reizgas gegen die Krawallmacher vorging, beruhigte die Lage wieder.

Damit war der Auftritt der mitgereisten 96-Anhänger aber noch nicht beendet. Ein ebenfalls frustrierter, aber immerhin nicht gewalttätiger Teil der Fans versammelte sich um den Teambus.

Erst nach Gesprächen mit Trainer Mirko Slomka und einigen Spielern machten die Anhänger den Weg für die Abfahrt der Mannschaft frei.

Slomka: "Bitterer Start in die Saison"

"Die Fans haben uns zuvor unterstützt und wollten dann ein Gespräch führen. Dem muss man sich auch stellen", meinte Hannovers Sportdirektor Jörg Schmadtke beschwichtigend.

Das waren allerdings auch die nahezu einzigen vollständigen Sätze des Funktionärs, der zu allen anderen Themen keine oder nur einsilbige Antworten parat hatte. Immherhin gab Schmadtke zu, dass ihn das Spiel seiner Schützlinge "nicht amüsiert" habe.

Deutlicher wurde dagegen Slomka, über dessen belastetes Verhältnis zu Schmadtke zuletzt immer wieder spekuliert wurde. "Für uns ist das ein ganz bitterer Start in die Saison. Das war zu wenig und wird auch für die Bundesliga zu wenig sein", erklärte der Coach, der schon vor dem Bundesliga-Auftakt gegen Eintracht Frankfurt am Samstag den Abstiegskampf ausgerufen hat: "Aktuell geht es schon darum, die Klasse zu halten."

Pokal-Aus ist "indiskutabel"

Ob dieses Ziel mit dem aktuellen Kader erreicht werden kann, scheint angesichts der miserablen Leistung vor 2700 Zuschauern beim Viertligisten fraglich.

Durch das Aus, das Klubchef Martin Kind schon vor der Partie als "indiskutabel" bezeichnet hatte, fehlt dem Verein zudem das Geld für die von Slomka geforderten Verstärkungen.

Im Etat der Niedersachsen sind Pokal-Einnahmen von 350.000 Euro vorgesehen - dafür hätte das Team aber die zweite Runde erreichen müssen.

"Man hat gemerkt, dass es uns an Potenzial fehlt. Aber nun ist es noch schwieriger für den Verein, etwas zu machen, weil wir auf Einnahmen verzichten müssen", sagte Slomka, der dennoch auf weitere Neuverpflichtungen hofft. Im Gespräch ist nach wie vor Stürmer Mohamed Abdellaoue von Valerenga Oslo.

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