Hoch geführt, tief gefallen: Bei Bayer Leverkusen machte sich nach der historischen Pokalpleite bei Dynamo Dresden Ratlosigkeit breit. Die Verantwortlichen des Klubs suchten nach Erklärungen und tappten doch nur im Dunkeln. Wie konnte man ein Spiel verlieren, in dem man bis zur 67. Minute mit 3:0 geführt hatte?
Bei einem Zweitliga-Aufsteiger? Dass die Einwechslungen von Michael Ballack und Stefan Kießling Minuten vor Beginn der Misere Einfluss auf den am Ende unglaublichen Spielverlauf hatten, wollte keiner der Verantwortlichen wahrhaben.
Völler: "Dresden spielte plötzlich anders"
"Ich glaube nicht, dass die Einwechslungen der Grund waren. Dresden spielte plötzlich anders. Da flogen ständig hohe Bälle in unseren Strafraum", sagte Bayers Sportdirektor Rudi Völler im Anschluss an die 3:4 (3:3, 3:0)-Pleite nach Verlängerung.
"Mir fehlt einfach die Vorstellungskraft dafür, dass man beim Stande von 3:0 und klarer Überlegenheit nicht zwei neue Spieler einwechseln kann", sagte Robin Dutt, dessen Premiere als Cheftrainer von Bayer kaum schlimmer hätte verlaufen können.
Doch in der Tat sorgte der Doppelwechsel in der 63. Minute für einen Bruch im Spiel. Mit Ballack und Kießling kamen die Gegentore. Vor allem Simon Rolfes, für den Ballack eingewechselt wurde, hatte zuvor geschickt das Spiel im defensiven Mittelfeld geordnet.
"Ich bin sprachlos. Ich bin mit Michael (Ballack, d. Red.) eingewechselt worden beim Stand von 3:0, und plötzlich stand es 3:3 - da denkst du, du bist im falschen Film", sagte Kießling.
Ballack wie ein Fremdkörper
Ballack flüchtete nach dem Spiel sofort in die Kabine und zeigte allen Dresdner Spielern die kalte Schulter, die sein Trikot haben wollten. Reden wollte er auch nicht. Auch wenn der Capitano sicherlich nicht allein der Schuldige für die Niederlage war, agierte der 34-Jährige höchst unglücklich.
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Seine Pässe waren oft ungenau, seine Torschüsse blieben ohne Wirkung. Und ein Spiel herumreißen konnte er an diesem Tag schon gar nicht. Seine Körpersprache und seine Kommunikation auf dem Platz blieben reserviert. Ballack wirkte ein wenig wie ein Fremdkörper.
Dutt: "Das wird eine harte Woche"
"Es macht jetzt keinen Sinn, die Rolle eines einzelnen Spielers zu analysieren", sagte Dutt. Das Verhältnis sei in Ordnung, Ballack habe seine Entscheidung, zunächst auf der Bank zu sitzen, "sportlich enttäuscht, aber menschlich mit Respekt" aufgenommen.
Der neue Bayer-Chefcoach kündigte an, dass er in den nächsten Tagen das Spiel in Ruhe analysieren und im Anschluss mit den Spielern Einzelgespräche führen wird. "Das wird eine harte Woche. Die sechs Wochen unserer Aufbauarbeit sind kaputt. Und auch wenn wir zum Saisonauftakt gegen Mainz gewinnen, wiegt das diese Niederlage nicht auf", sagte Dutt.
Dresdens erster Plichtspiel-Sieg
Die Gastgeber indes konnten ihr Glück gar nicht fassen. "So etwas habe ich noch nie erlebt. Ich hätte nie gedacht, dass wir das noch drehen", sagte Sebastian Schuppan, der Dynamo mit dem 1:3 die Hoffnung zurückbrachte.
"Dieses Tor war sehr wichtig. Und nach dem 2:3 haben wir gesehen, wie eine Mannschaft durch einen Doppelschlag wachsen kann. Ich habe nicht mehr damit gerechnet, dass wir das noch schaffen", sagte Trainer Ralf Loose, der in der Meisterschaft nach zwei Spielen noch auf den ersten Sieg wartet.
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