Der Rekordtransfer der Bundesliga ist offiziell immer noch nicht in trockenen Tüchern: Und Heynckes versucht mit aller Macht, dass das am Montag (20.30 Uhr) anstehende Pokalspiel bei Jahn Regensburg nicht in Vergessenheit gerät.
"Ich glaube nicht, dass sich die Spieler mit Spekulationen aus den Medien beschäftigen. Wir trainieren noch zweimal und fokussieren uns dann", sagte er, als die meisten der anwesenden Journalisten das Nachbohren schon aufgegeben hatten.
Konjunktive jeglicher Art und Aussagen wie "ich kann das nichts zu sagen", "damit beschäftige ich mich, wenn ein Spieler verpflichtet wurde" und "wir müssen abwarten" hatten die Journalisten zuvor im Sekundentakt gehört. Zumindest aber war Heynckes sich "so gut wie sicher, dass Martinez am Wochenende eher das Trikot von Bilbao trägt" als am Montag sein Debüt für die Bayern zu geben.
Transfer könnte teurer werden
Es hakt nach wie vor in der eigentlich beschlossenen "Causa Martinez". Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge sagte vor der Geschäftsstelle lediglich genüsslich grinsend, dass er "keine Wasserstandsmeldungen" mehr abgeben wolle.
Auch Heynckes konnte sich sein Schmunzeln über die netten Versuche der Journalisten nur schwer verbergen: Immerhin wirken die Bayern trotz der bald 40 Millionen Euro weniger auf dem Festgeldkonto entspannt - mindestens.
Denn bleibt Bilbao bei seiner Grundhaltung, derzeit über keinen Spieler zu verhandeln, drohen den Münchnern zusätzliche Steuerzahlungen von rund acht Millionen Euro. Martinez kann sich aus seinem bis 2016 laufenden Vertrag freikaufen, indem er die vereinbarte Ablösesumme beim spanischen Ligaverband hinterlegt. Den aus Deutschland überwiesenen Betrag müsste der Welt- und Europameister dann aber mit rund acht Millionen Euro versteuern.
Gefragt ist daher inoffiziell Heynckes, der Bilbaos Präsident und seinen alten Bekannten Josu Urrutia zu einer Freigabe bewegen soll. "Ich sehe mich nicht als Mittelsmann. Ich bin Trainer beim FC Bayern München", stellte der allerdings klar.
Heynckes: Kein Problem mit 40 Millionen
Auch wenn die Bayern das Wort "Rekordtransfer" nicht gerne hören: Wahrscheinlich wird das 23 Jahre alte Talent über zehn Millionen Euro mehr kosten als die bisher teuersten Transfers von Mario Gomez (30 Millionen Euro) und Franck Ribery (25 Millionen Euro). "Vielleicht muss man so was mal machen. Und dafür haben wir jahrzehntelang hier gearbeitet", hatte Präsident Uli Hoeneß schon am Donnerstag gesagt, die aufgerufene Summe aber als "Wahnsinn" bezeichnet.
Heynckes hingegen hält sich mit "Transfersummen gar nicht mehr auf. Das ist der Zeitgeist. Wenn man das aber zahlt, muss es ein Spieler sein, der uns besser macht."
Das würde Martinez tun. "Allein von seiner Statur und Ausstrahlung ist er im zentralen Bereich eine Figur. Er hat enorme strategische Fähigkeiten, ein starkes Passspiel, ist körperlich robust und stark im Kopfball", schwärmte Sportdirektor Matthias Sammer.
Abgänge nicht ausgeschlossen
Neben Dauerpatient Bastian Schweinsteiger ("am Freitag beschwerdefrei") und Nationalspieler Toni Kroos stehen derzeit alternativ die intern als eher spielschwach angesehenen Luiz Gustavo und Anatoli Timoschtschuk zur Verfügung. Dass einer von beiden noch abgegeben wird, - etwa der Ukrainer Timoschtschuk an Dynamo Kiew - ist nicht ausgeschlossen.
Das alles würde aber wohl nach dem Pflichtspiel-Auftakt passieren. "Die Enttäuschungen der letzten Saison sind ad acta gelegt. Und der Pokal soll gut sein, um einen Schub für die Meisterschaft bekommen", sagte Heynckes. Beim Liga-Auftakt gegen Aufsteiger Fürth könnte Martinez dann schon dabei sein. Oder wie Heynckes sagt: "Man weiß es einfach nicht."
Der Kader des FC Bayern im Überblick