Stevens hatte Heldt die kurzfristige Wende und einen einigermaßen versöhnlichen Jahresabschluss nicht mehr zugetraut, deshalb der rasche Wechsel. Doch gerade diese Konstellation ist nicht nur wegen der sportlichen Ziele beider Vereine heikel. Denn ausgerechnet der Mainzer Fußballlehrer Thomas Tuchel gilt auf Schalke mittelfristig als Wunschtrainer. Auch wenn die königsblauen Verantwortlichen nach der überraschenden Beförderung des bisherigen U 17-Trainers Keller betonte, dass dieser "garantiert bis Saisonende" (Aufsichtsratschef Clemens Tönnies) arbeiten werde.
"Irgendwann wird Tuchel weggehen"
Zwar ist nicht auszuschließen, dass der Schwabe Keller sich mit einer guten Bundesliga-Rückrunde für einen längeren Vertrag empfehlen kann. Doch selbst der "Kaiser" ist sicher, dass Tuchel wie einer seiner Vorgänger (Jürgen Klopp in Dortmund) alsbald im Revier landet. "Irgendwann wird Tuchel von Mainz weggehen, nach Höherem streben und Schalke hat ganz andere Möglichkeiten als Mainz. Die Perspektiven sind großartig", betonte Sky-Experte Franz Beckenbauer.
Tuchel selbst befeuerte derlei Spekulationen als Gast im "Aktuellen Sportstudio" des ZDF am Samstagabend sogar selbst, indem er auf die Frage nach seinen Zukunftsplänen eindeutige Aussagen vermied. "Dass ich definitiv bis 2015 bleibe, kann ich nicht sagen. Ich kann nicht in die Zukunft schauen. Natürlich will ich mal um Titel spielen, in der Champions League dabei sein", erklärte Tuchel. Aber dann müsse ein "großes Gesamtpaket" stimmen, schließlich könne er in Mainz in Ruhe seine Vorstellungen vom Fußball verwirklichen.
"30 Millionen Ablöse"
Vehement wehrt sich 05-Manager Christian Heidel bereits jetzt gegen jegliche Avancen aus Gelsenkirchen. Eher käme Lionel Messi nach Mainz, als dass Tuchel im Sommer nach Schalke ginge, meinte Heidel und brachte laut "Bild" zur Abschreckung schonmal eine Ablöse von "30 Mio" ins Gespräch. Was wohl eher als Scherz gemeint war.
Heldts Kandidat Keller, den er in gemeinsamen Stuttgarter Zeiten schätzen gelernt hat, dürfte es in Gelsenkirchen auch deshalb schwer haben, weil er in die großen Fußstapfen des bei den Fans so ungeheuer beliebten Schalker "Jahrhunderttrainers" Stevens tritt.
User stimmen gegen Keller
Dass Keller nicht auf viele Vorschusslorbeeren bauen kann, zeigen kurzfristige Umfragen. Die vom Fachmagazin "Kicker" im Internet gestellte Frage "Keller für Stevens - die richtige Entscheidung?" beantworteten nur 17,4 Prozent der 10 987 Teilnehmer mit "Ja". "Nein" sagten hingegen 82,6 Prozent - ein klares Votum.
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Nichtsdestotrotz wird Keller zugetraut, den sinkenden Schalke-Tanker wieder flott zu kriegen. Bis zum Spiel gegen Mainz hatte der neue Trainer mit der Erfahrung von neun Bundesliga-Spielen (als Interimstrainer des VfB Stuttgart/2 Siege, 4 Niederlagen) gerade einmal zwei Trainingseinheiten, um dem Team einen Motivationsschub zu versetzen und die letzten Kraftreserven herauszukitzeln. Viel könne er in der kurzen Zeit nicht verändern, räumte Keller ein: "Ich mache mir viele Gedanken, wie wir das Spiel gegen Mainz angehen können."
Jens Keller im Steckbrief