Peter Stöger lebt noch nicht lange im Schatten des Doms, doch so manches Kölner Klischees bedient er schon zuverlässig. Vor dem Achtelfinale des DFB-Pokals träumt der Trainer des Zweitligisten 1. FC Köln offen vom Europacup.
"Wir wissen, dass es der kürzeste Weg nach Europa ist", sagt der Österreicher mit Blick auf die Partie beim Hamburger SV im "Express": "Sollten wir das Spiel überstehen, dann sind es noch zwei Schritte bis ins internationale Geschäft."
Großer Ehrgeiz
Damit bedient Stöger das Vorurteil vom ewig träumenden Traditionsverein, der sich stets zu Höherem berufen fühlt und diesen Eindruck in den vergangenen Jahren nicht selten selbst förderte. Stöger arbeitet erst seit diesem Sommer in Köln, hat bislang nur zweimal verloren und die jüngste Mannschaft der Liga an die Tabellenspitze geführt.
Ins rheinische Leben ist er bereits bestens integriert, der Boulevard und die Fans lieben den Karneval feiernden Wiener. Der in seiner Analyse aber meist nüchtern und sachlich daherkam - seine jüngsten Aussagen klingen daher besonders gewagt.
Und passen bei genauerer Betrachtung doch zum großen Ehrgeiz des 47-Jährigen, der für das Engagement in Deutschland sogar die Champions-League-Teilnahme mit Austria Wien verzichtete.
Helmes Hoffnungsträger
Man wolle sich einfach nicht vorwerfen lassen, dass man nicht alles versucht habe, sagt Stöger: "Gewinnen wir, fehlen nur noch zwei Überraschungen - dann sind wir dabei."
Er werde daher die stärkste Mannschaft aufbieten. Dazu dürfte dann auch wieder Ex-Nationalstürmer Patrick Helmes gehören, der am Freitag beim 3:0-Erfolg beim HSV-Stadtrivalen FC St. Pauli mit einem Tor und einer Vorlage seine Flaute beendete und maßgeblich zur Rückkehr an die Tabellenspitze beitrug.
Ansonsten dürfte Stögers Team vor allem auf Konter setzen, das hatte schon in der zweiten Runde zum Sieg beim Erstligisten FSV Mainz 05 geführt. Denn auf Augenhöhe mit der Eliteklasse sieht Stöger sein Team eigentlich noch nicht und spricht deshalb von einer riesen Herausforderung.
"Es ist ein großer Unterschied zwischen der ersten und zweiten Liga, Bundeliga-Fußball ist etwas anderes", sagt Stöger: "In Mainz hat vieles gepasst, da war auch der Faktor Glück dabei. Und das wird es auch in Hamburg wieder brauchen. Wären wir im Pokal im Frühjahr noch dabei, wäre das eine Sensation."
Köln denkt an Europa
Der HSV nimmt, auch vor dem Hintergrund des jüngsten Aufwärtstrends, seine Favoritenrolle derweil an und darf sich auf ein volles Stadion freuen. "Sollten wir gewinnen, wären wir unter den letzten Acht", sagte Sportchef Oliver Kreuzer dem Hamburger Abendblatt: "Das ist für den Verein, für die Mannschaft eine Riesensache, mal abgesehen vom finanziellen Aspekt."
Spielmacher Rafael van der Vaart stieg nach einem Bänderriss zuletzt zwar wieder ins Mannschaftstraining ein, er wird dem Bundesligisten aber weiter fehlen.
Stürmer Maximilian Beister denkt schon über das anstehende Spiel hinaus. "Es sind nur noch drei Runden bis Berlin. Jedes Spiel ist wie ein Finale, die Tagesform ist mitentscheidend", erklärt der 23-Jährige: "Und ein bisschen Losglück braucht es auch." Das hatten die Hamburger bislang durchaus. Nach dem Auftakt beim Oberligisten SV Schott Jena (4:0) besiegte die Mannschaft von Bert van Marwijk den Zweitligsten SpVgg Greuther Fürth (1:0) im eigenen Stadion.
Beister warnt trotz des Klassenunterschiedes allerdings vor den Gästen: "Der größte Fehler wäre es, die Kölner zu unterschätzen. Für mich ist das gefühlt kein Zweitligaklub, die sind personell sehr gut bestückt." Auch wenn es für Europa noch nicht reichen dürfte.
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