Mario Gomez wirkte wie ein Fremdkörper. Die Bälle sprangen ihm reihenweise vom Fuß und seine Laufwege waren für die Mittelfeldreihe Robben/Müller/Ribery weder vorherzusehen noch nachzuvollziehen. In der ersten Halbzeit war Gomez schlichtweg nicht zu gebrauchen.
Am Ende aber war Gomez der Held des Abends. Zweimal (48., 61.) war er im DFB-Pokalfinale gegen den VfB Stuttgart zur Stelle, als der Ball von rechts flach vors VfB-Tor gespielt wurde.
Mit zwei Toren sicherte Gomez FC Bayern München das historische Triple und wollte nach dem Spiel eine wichtige Botschaft loswerden. "Danke, Jupp Heynckes", sagte er in zahlreichen Interviews.
Der Trainer hatte Gomez von Anfang an gebracht; Mario Mandzukic, der eine Woche zuvor noch im Champions-League-Finale gegen Dortmund getroffen hatte, musste auf die Bank. Für Gomez war es das letzte Pflichtspiel im Trikot der Münchner.
28 Doppelpacks in der Bundesliga
Am Samstag spielt der FC Bayern wieder ein DFB-Pokalfinale und gänzlich unwahrscheinlich ist es nicht, dass sich die Geschichte wiederholt - zumindest was die Besetzung angeht.Bayerns Edeljoker mit Startelfpotenzial heißt in diesem Jahr Claudio Pizarro. Der Peruaner hat in den letzten Wochen nachhaltig bewiesen, dass er auch mit 35 noch gut genug ist, beim FC Bayern zu spielen und seinen Job zu erledigen: Tore zu schießen.
In den letzten vier Bundesligaspielen traf Pizarro fünf Mal, der Doppelpack gegen Bremen war sein 28. in der Bundesliga, das sehenswerte Siegtor gegen Stuttgart sein 87. Liga-Treffer für den FC Bayern.
"Mich überrascht seine Quote nicht. Wir wissen, dass wir auf Claudio zählen können, wenn er von Anfang an spielt oder von der Bank kommt", sagte Kapitän Philipp Lahm.
In vielen Statistiken besser als Mandzukic
Pizarro hat auf den ersten Metern an Spritzigkeit eingebüßt, sein Torreicher und seine Qualität im Abschluss sind aber nach wie vor außergewöhnlich. Heynckes bezeichnete Pizarro in der vergangenen Saison als "meinen fußballerisch besten Stürmer", Franck Ribery lobte das Spielverständnis von Pizarro.
In dieser Saison liegt Pizarro in fast allen Statistiken im Vergleich mit Mario Mandzukic vorne. Zweikampfwerte, Passgenauigkeit, Balleroberungen, Torschüsse. Mandzukic schießt alle 112 Minuten ein Tor, was an sich ein hervorragender Wert ist. Pizarro toppt aber auch diesen im Längen: Nur 68 Minuten braucht der Oldie für einen Treffer im Schnitt.
Mandzukic angeschlagen
Trainer Pep Guardiola hat im System mit echtem Stürmer bis zuletzt an Mandzukic festgehalten. Seit seinem so wichtigen Tor gegen Manchester United hat der Kroate aber nicht mehr viel bewegt.
Gegen Stuttgart wurde er in der 64. Minute ausgewechselt, obwohl er noch Chancen auf die Torjägerkanone hatte. Guardiola war aber zum Tausch gezwungen, da Mandzukic einen Schlag auf den Fuß bekommen hatte und schon in der Halbzeitpause länger behandelt werden musste.
Die anschließende Bierduschenjagd beobachtete er aus der Ferne, am Abend humpelte er auf den Rathausbalkon und erschien zur Meisterparty mit dicker Bandage. Keine guten Voraussetzungen für das Duell mit dem BVB und obendrein sitzt ihm Pizarro im Nacken.
"Ich will noch weiter Tore schießen"
Der Vertrag des 35-Jährigen läuft am 30. Juni aus und bislang gibt es keine Tendenz, ob er noch ein Jahr dranhängt. Wenn es nach Pizarro geht, wird er auch im zweiten Guardiola-Jahr in München spielen.
"Ich will noch weiter spielen und weiter Tore machen. Wenn ich das darf, freue ich mich natürlich. Und natürlich ich bin immer dabei, wenn sie mich brauchen", sagte er am Samstag.
Mit seinen Toren hat Pizarro jedenfalls Werbung in eigener Sache gemacht, zudem werden seine zurückhaltende Art und seine Verdienste um den Verein auch bei den Bossen sehr geschätzt.
Fehlt nur noch ein Startelfeinsatz in einem großen Finale.
Claudio Pizarro im Steckbrief